Wie sinnvoll ist das Skilager noch? Das sagen Schulen im Kreis Freising dazu
Die Winter werden milder, Schnee immer weniger. Ist es daher noch sinnvoll, das Skifahren zu lernen? Gymnasien im Kreis Freising sind uneins, wie zeitgemäß das Skilager noch ist.
Landkreis – Auf die Piste, fertig, los? Eine offizielle Statistik gibt es nicht, aber laut dem Deutschen Lehrerverband verabschieden sich immer mehr weiterführende Schulen vom Skilager. Dieser Trend ist auch im Kreis Freising spürbar – aus mehreren Gründen.
Am Josef-Hofmiller-Gymnasium hat die Pandemie das Aus des Skilagers für die siebte Jahrgangsstufe besiegelt. Laut Schulleiterin Susanna Räde waren nicht ökologische Gründe ausschlaggebend, sondern praktische. „Nach Corona hätten wir ein neues Quartier finden müssen.“ Das gestalte sich mit großen Jahrgängen von rund 180 Kindern als schwierig. „Die Unterkünfte waren entweder zu klein oder zu teuer.“
Immer weniger Schüler fahren Ski
Apropos: Mit etwa 450 Euro pro Schüler habe der Preis letztlich ebenfalls gegen die Fortführung der Skikurse gesprochen. Daher ist man am JoHo auf eine Herbstsportwoche umgestiegen. „Da geht’s in ein Sportcamp nach Niederbayern, wo Bogenschießen, Klettern und vieles mehr angeboten wird“, erklärt Räde. Das koste mit 280 Euro nicht nur deutlich weniger. „Da kann auch jeder mitmachen“, sagt Räde. „Im Skilager hatten wir zuletzt zwei Drittel blanke Anfänger, die noch nie auf Ski standen und nach der Woche auch nie wieder fahren werden. Da musste man sich dann schon fragen, ob das so sinnvoll ist.“
Dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die schon vor dem Skilager fahren kann, zurückgeht, merkt auch Andrea Bliese, Schulleiterin am Camerloher-Gymnasium. Trotzdem machen sich die Achtklässler dort bald wieder auf in die Wildschönau nach Österreich. „Wir haben Eltern-Umfragen gemacht und in der Sport-Fachschaft diskutiert, wie sinnvoll das Skilager noch ist. Im Augenblick wird es noch in großer Mehrheit getragen und gewünscht“, so Bliese. Sie betont aber auch: „Wir halten nicht sklavisch daran fest. Gerade mit Blick auf die Schneelage wird man das bestimmt in den kommenden Jahren neu diskutieren müssen.“
Aktuell halte man sich aber auch an den Lehrplan, der „Projekttage Wintersport“ vorsehe. Für die Kinder, die nicht Skifahren und es im Skilager auch nicht lernen möchten, gebe es daher ein Alternativprogramm. „Rodeln, Schneeschuhwandern, Eislaufen: was sich anbietet.“
Sportwoche statt Skilager?
Ein ähnliches Konzept fährt das Moosburger Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium. Auch dort fährt man in die Wildschönau, die laut Schulleiterin Claudia Theumer „bislang immer schneesicher“ war. „Insofern haben wir nach Corona wieder an die lange Tradition des Skilagers angeknüpft und es nicht etwa durch eine Sommersportwoche ersetzt.“ Allerdings werde man aufgrund der klimatischen Veränderungen über kurz oder lang nachdenken müssen, „ob das Skilager noch sinnvoll und auch ökologisch noch zu verantworten ist“.
Am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn dagegen gibt es statt einer Winter- eine Sommersportwoche mit verschiedenen Outdoor-Aktivitäten. Im Fokus stehe neben dem sportlichen Aspekt auch die Stärkung der Klassengemeinschaft, erklärt Gül Altner, die die Fachschaft Sport leitet. Eine Skiwoche habe es ihres Wissens nach am OMG nie gegeben. „Schon 2000 sagte der damalige Schulleiter, dass es ökologisch nicht sinnvoll sei, die Schüler vom Münchner Norden busweise in die Berge zu karren“ sagt Altner.
Auch am Dom-Gymnasium in Freising gibt es bereits seit über 15 Jahren kein Skilager mehr. „Das war das Ergebnis einer längeren internen Diskussion“, erklärt Schulleiter Manfred Röder. „Die drehte sich um zwei Kernpunkte: zum einen der Umweltaspekt, zum anderen die Kostenbelastung. Skifahren ist auch mit geliehener Ausrüstung ein teurer Sport.“ Daher habe man das Skilager zugunsten eines Schullandheimaufenthalts gestrichen. Außerdem finden am Dom-Gymnasium im Sommer Sport-Projekttage statt.