Sie rasen durch die Swing States: Was Harris und Trump in der letzten Woche vor der US-Wahl planen
Jede Stimme in den Swing States ist hart umkämpft: Kamala Harris und Donald Trump hetzen in der finalen Phase von Auftritt zu Auftritt.
Washington, D.C. – Der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten von Amerika geht in die finale Phase. Donald Trump und Kamala Harris bemühen sich nach Kräften, in den letzten Tagen noch Unentschlossene auf ihre Seite zu ziehen.
Harris hält vor US-Wahl „Schlussplädoyer“ in der Hauptstadt
Die Demokratin Harris hält dabei am Dienstag (29. Oktober) an einem symbolträchtigen Ort in Washington eine Großkundgebung ab. Die Vizepräsidentin wird im Park The Ellipse südlich des Weißen Hauses sprechen, wo ihr Rivale Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans mit erfundenen Wahlbetrugsvorwürfen aufstachelte, bevor die Menge das Kapitol stürmte.

Harris, die früher als Staatsanwältin arbeitete, will nach Angaben ihres Wahlkampfteams bei dem Auftritt am Dienstag eine Art „Schlussplädoyer“ halten. Nach Trumps Rede hatten seine Anhänger das Kapitol gestürmt, es gab fünf Tote, 140 Polizisten wurden verletzt. Wegen seiner Versuche, das Wahlergebnis zu kippen, ist Trump in zwei Verfahren angeklagt. In den Umfragen zur Wahl am 5. November liefern sich der Rechtspopulist und Harris seit Wochen ein extrem enges Kopf-an-Kopf-Rennen.
Trump holt vor der US-Wahl angeblich auf – Demokraten „nervös“, aber zuversichtlich
Trump holte in den Umfragen zuletzt auf. In allen sieben Swing States liegen die Kandidaten innerhalb von zwei Prozentpunkten und damit deutlich innerhalb der Fehlertoleranz der Umfragen. Nach Ansicht des Senders ABC wäre es „untertrieben, die Demokraten als nervös zu bezeichnen“. Doch Harris’ Führungsteam bemühte sich am Wochenende bewusst, Optimismus auszustrahlen, Harris’ leitende Beraterin Jen O’Malley Dillon sagte am Sonntag auf MSNBC einen Sieg voraus: „Wir sind zuversichtlich, dass wir das Ding gewinnen werden“, sagte sie. „Wir erleben außerordentliche Begeisterung. Das wird ein knappes Rennen, und unsere Kampagne ist genau da, wo wir hinwollen.“
Harris und Trump konkurrieren aggressiv in nur sieben Swing States, die letztendlich die Wahl entscheiden werden. Dabei handelt es sich um die drei sogenannten „Blue Wall“-Staaten Michigan, Pennsylvania und Wisconsin sowie Arizona, Georgia, Nevada und North Carolina. In diesen Staaten werden sie und Trump wohl bis zum Schluss um Stimmen kämpfen.
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Harris und Trump rasen vor der US-Wahl durch die Swing States
Harris verbrachte den Sonntag in Pennsylvania, was der größte Gewinn der Wahl sein könnte. Als Nächstes soll sie nach Michigan reisen. Und nach dem Schlussplädoyer am Dienstag in Washington plant sie, allein am Mittwoch North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin zu besuchen. Am Donnerstag reist sie nach Nevada und Arizona.

Auch Trump soll nächste Woche jeden Tag mindestens eine Kundgebung abhalten: Montag in Georgia, Dienstag in Pennsylvania, Mittwoch in Wisconsin, Donnerstag in Nevada, Freitag wieder in Wisconsin und Samstag in Virginia. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass sich die Pläne kurzfristig ändern, auch abhängig von jüngsten Umfragen.
Sturm aufs Kapitol: Sicherheitsdienste vor US-Wahl aufgestockt
Und was passiert nach der Wahl? Wie schon vor vier Jahren verbreitet Trump ohne Unterlass die Verschwörungslüge, er könne die Wahl nur verlieren, wenn die Gegenseite massiv betrüge. Mehrfach hat er sich im Wahlkampf geweigert zu sagen, dass er eine Wahlniederlage und danach einen friedlichen Übergang zur nächsten Amtszeit akzeptieren werde.
Die Sicherheitsdienste in Washington haben sich intensiv auf die kritische Übergangsperiode von der Wahl bis zum Tag der Vereidigung am 20. Januar vorbereitet. Die Kapitolspolizei, die am 6. Januar 2021 von fanatischen Trump-Anhängern überrannt wurde, wurde um 300 auf 2100 Beamte aufgestockt. Rund um das Weiße Haus und das Kapitol, den Sitz des Kongresses, sind Metallbarrieren aufgestellt.
Trump könnte Ergebnis der US-Wahl wieder anzweifeln – Harris „vorbereitet“
Nach wie vor behauptet er entgegen aller vorliegenden Beweise, er sei bei seiner Niederlage 2020 gegen Joe Biden um den Sieg betrogen worden. Wegen seiner Versuche, das Ergebnis der Wahl zu manipulieren, ist er wegen Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten angeklagt.
Sollte Trump verlieren und erneut das Ergebnis anzweifeln, „haben wir die Ressourcen und die Erfahrung“, um zu reagieren, sagte Harris in der vergangenen Woche. Trump ist dieses Mal nicht amtierend und hat nicht die Macht, die Bundesbehörden oder etwa die Nationalgarde für seine Zwecke zu nutzen. Damals setzte er alle Hebel in Bewegung, um das Wahlergebnis vor den Gerichten anzufechten – in keinem einzigen Fall erhielt er Recht.

Auf die US-Wahl könnte eine monatelange Justizschlacht folgen
Dieses Mal soll aber auch das Trump-Lager besser vorbereitet sein: Es hat eine Armee von 100.000 Freiwilligen und tausende Anwälte rekrutiert, die den Auftrag haben, die „Korrektheit“ der Wahlen zu überwachen. Auch hat es bereits mehr als 130 Beschwerden in 26 US-Bundesstaaten gegen das Wahlprozedere eingereicht, die alle Aspekte betreffen, von der Registrierung, über die Organisation der Stimmabgabe bis hin zur Frage, wer überhaupt wählen darf.
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Der Boden ist bereitet für eine monatelange Justizschlacht und Betrugsvorwürfe aller Art. Letzte Instanz für die Rechtsstreitigkeiten ist der Oberste Gerichtshof, den Trump durch die Nominierung von drei Richtern in seiner ersten Amtszeit in eine Bastion der Konservativen verwandelt hat. (cgsc mit afp)