„Singen tut so gut“: 100 Jahre Liedertafel Fischbachau

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Ausflug in den Gründungsjahren: Die Männer der Liedertafel Fischbachau 1928 in Herrenchiemsee – das erste Gruppenfoto in der Chronik des Vereins. © Liedertafel Fischbachau

Die Liedertafel Fischbachau wurde heuer vor 100 Jahren gegründet. Seither hat sich viel verändert – nicht zuletzt das Repertoire des Männerchors. Am Samstag stimmt das Neujahrskonzert aufs Jubiläum ein.

Fischbachau – Die Republik war jung und hart umkämpft, der Erste Weltkrieg und seine Folgen noch sicht- und spürbar. Da fand im Leitzachtal eine Gruppe Männer zusammen, mit Freude an Musik und Geselligkeit: Im Oktober 1925 schlossen sich 27 Sangesfreunde um ihren Vorsitzenden Josef Schindler als Liedertafel dem „Gemischten Chor“ (der Kirchenchor) und dem Musikverein Fischbachau an. Unter ihrem ersten Dirigenten, Hauptlehrer Josef Roithmeier, präsentierten sie bereits im Jahr darauf Lieder bei einem Neujahrskonzert, das sie ab 1928 – dann als eigenständiger Verein und mit Anton Baumann als Dirigent – erstmals selbst veranstalteten. Die Tradition wird bis heute fortgeführt: Am Samstag, 11. Januar, eröffnet das Neujahrskonzert im Gasthof Zur Post in Fischbachau das Jubiläumsjahr.

Im Gasthof Zur Post hat die Liedertafel seit 1930 ihr Vereinslokal. Damals hatte Alois Dialler den Vorsitz übernommen, der die ab 1933 gleichgeschaltete Liedertafel durch die schwierige Zeit des Dritten Reichs und der Nachkriegsjahre führte. „Die Chronik schweigt ab dem Jahresbericht 1938/39, so wie auch die Sänger“, ist in der heutigen Chronik der Liedertafel vermerkt. Fest steht, dass der Zweite Weltkrieg auch in die Sängerschar große Lücken riss. Von den Eingezogenen der 22 aktiven Sänger kehrten neun nicht heim. Die Verbliebenen suchten nach Kriegsende in der Musik Trost: Schon an Ostern 1946 führte ein Teil der Sänger gemeinsam mit dem Kirchenchor Joseph Haydns Oratorium „Die sieben Worte“ in der Fischbachauer Pfarrkirche auf, 1947 folgte Haydns „Schöpfung“, gemeinsam mit den Kirchenchören aus Bayrischzell und Elbach unter Dirigent Baumann.

Alpenländisches kam erst spät ins Repertoire

Aus heutiger Sicht mag es überraschen, doch alpenländisches Liedgut sang die Liedertafel in den ersten Jahrzehnten nicht. Den Anstoß dafür gab erst Anton „Biwi“ Holzer, der 1974 nach 22 Jahren Martin Bernrieder als Vorsitzenden ablöste und es selbst 20 Jahre bleiben sollte. Dabei hatte Holzer offenbar einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten: „Der Vollblutmusiker hat überzeugend und nachdrücklich, wenn auch gegen manchen heftigen Widerstand, das alpenländische Liedgut ins Repertoire der Liedertafel eingeführt“, hält die Chronik fest. Holzer, der auch viele Jahre dem Sängerkreis Oberland vorstand, sprang dabei auch immer wieder als Dirigent ein.

Ab 1980 übernahm den Taktstock Fritz Wismann von den Schlierseer Sängern. Gemeinsam mit Holzer etablierte er das alpenländische Liedgut bei der Liedertafel. Unter der Ägide des Duos Holzer-Wismann entstand 1983 auch die erste Langspielplatte „Fischbachau singt und musiziert“, auf der neben der Liedertafel und dem Duo selbst namhafte Mitwirkende aus dem klingenden Leitzachtal zu hören waren, darunter die Fischbachauer Sängerinnen und die Leitzachtaler Buam. Wismann schrieb 1981 auch die „Fischhausener Leonhardimesse“, die die Liedertafel bis heute gerne als „ihre“ Messe zur Aufführung bringt – etwa bei der 1988 eingeführten Jahresmesse. Erst mit der verstärkten Pflege alpenländischen Liedguts hat der Chor auch begonnen, Maiandachten sowie Bergmessen musikalisch zu umrahmen.

20 Aktive suchen Sangesfreunde

Den Taktstock schwingt seit gut 30 Jahren Felix Brand, auch bekannt etwa von den Parsberger Sängern, und den Vorsitz hat vor zehn Jahren Klaus Beck übernommen. Ihn treibt durchaus die Sorge um die Zukunft der Liedertafel um, die derzeit etwa 20 Sänger und nochmal so viele passive Mitglieder zählt. Wie viele Vereine und Männerchöre tut sich die Liedertafel schwer, Nachwuchs zu gewinnen – erst recht für Vorstandsämter. Beruflicher Stress werde oft angeführt, schildert Beck. Dabei biete gerade das Singen in Gemeinschaft eine Auszeit: „Ein bis zwei Stunden Singprobe – da bist du danach ein ganz anderer Mensch“, ist seine Erfahrung: „Singen tut so gut.“

Das Neujahrskonzert zum Jubiläum im Gasthof Zur Post in Fischbachau beginnt am Samstag, 11. Januar 2025, um 20 Uhr. Neben den Jubilaren selbst treten Martina Holzer an der Harfe, Regina Biegel an der Zither, die Familienmusik Biegel, die Parsberger Sänger, die Fischbachauer Holzbläser sowie die Leitzachkrainer auf. Der Eintritt ist frei.

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