Ex-Bayern-Star Contento: „Das Finale dahoam war das beste Spiel meiner Karriere“
Diego Contento spielte im „Finale dahoam“, wurde 2013 Triple-Sieger mit FC Bayern – und steht nun bei der Infinity League von DAZN auf dem Feld.
München – Mit der Infinity League bringt DAZN am 22. März die heiß erwartete zweite Auflage des innovativen Indoor-Fußball-Events an den Start.
Das Next-GenFußball-Event wird dieses Mal im BMW Park in München steigen – mit einem noch größeren, internationalen Ansatz. Mit dem FC Bayern München, Borussia Dortmund, Juventus Turin und Inter Mailand stehen die vier teilnehmenden Klubs der zweiten Ausgabe der Infinity League fest.
Ex-Bayern-Star Diego Contento im Interview vor der Infinity League
Diego Contento, von 2010 bis 2014 Profi beim FC Bayern, geht bei der Infinity League für die Münchner an den Start.
Im Interview mit Absolut Fußball, dem Fußball-Portal von Home of Sports, spricht Contento über die Besonderheit des innovativen Indoor-Fußball-Events, die Champions-League-Endspiele 2012 und 2013, eine mögliche Neuauflage des „Finale dahoam“ – und über seinen prominenten Namensgeber.
Herr Contento, Sie spielen bei der Infinity League mit. Worauf freuen Sie sich besonders?
Solche Events sind gerade bei uns beim FC Bayern immer wie Familientreffen. Wir haben jetzt erst am Montag bei unserem „Beckenbauer Cup“ das Turnier gewonnen, da stand ich mit Giovane Elber, Paulo Sérgio und Sebastian Rudy auf dem Platz – wir wollen den Schwung mitnehmen. Ich freue mich auch auf Lucio, der extra aus Brasilien anreist und schon letztes Jahr bei der Infinity League am Ball gewesen ist.
Cool bei diesem Format ist, dass die FC-Bayern-Frauen mit dabei sind: Julia Šimić und Lena Lotzen haben viel für die Entwicklung des Frauenfußballs getan, Nicole Rolser ist heute im Management am FC Bayern Campus tätig und geht da ihren Weg – ich freue mich auf tolle Spiele, eine super Atmosphäre vor ausverkauften Rängen und auf den gemeinsamen Tag. Fußball ist halt einfach unser Leben und wird es immer sein.
Sie haben bereits Giovane Elber, Paulo Sérgio, Sebastian Rudy und Lucio angesprochen, die wie Sie bei der Infinity League zum Team des FC Bayern gehören. Mit Mario Mandžukić, der kurzfristig ausfällt, haben Sie 2013 gemeinsam das Triple gewonnen. Haben Sie eine besondere Anekdote aus dieser Zeit parat?
Leider muss Mario kurzfristig passen, aber was ich ewig mit ihm in Verbindung bringen werde, ist sein 1:0 gegen Borussia Dortmund im Champions League-Finale 2013 in Wembley. Alle schwärmen von Arjen Robbens Siegtreffer zum 2:1, zurecht, das war wunderschön – aber auch Mario hat an diesem Abend Geschichte geschrieben.
Mit Juventus Turin und Inter Mailand nehmen zwei italienische Vereine an der Infinity League teil. Ihre Eltern kommen aus Italien. Gibt es einen bestimmten Verein aus der Serie A, für den Sie gerne mal als Profi gespielt hätten?
(Grinst) Mein Vater stammt aus Neapel – und was meinen Sie, warum ich mit vollem Namen Diego Armando heiße? Natürlich in Anlehnung an Maradona. Mein Vater war immer schon fußballfanatisch, meine Mama hat mal erzählt, dass er den zweiten Vornamen Armando heimlich eintragen ließ, ohne ihr vorher Bescheid zu sagen.
Wir haben unseren Golden Retriever auch mal „Pocho“ benannt, nach dem Neapel-Star Lavezzi. 2011 haben wir mit Bayern mal gegen den SSC Neapel gespielt, das war ein Traum. Ich war immer happy bei Bayern, habe da ja schon als Fünfjähriger gekickt – aber der SSC Neapel war bei uns zu Hause der zweite wichtige Verein.
Sie standen für den FC Bayern im Champions-League-Finale 2012 gegen den FC Chelsea 120 Minuten auf dem Platz und verloren auf dramatische Weise. Was geht Ihnen knapp 13 Jahre später durch den Kopf, wenn Sie an diesen Abend in der Allianz Arena zurückdenken?
Wie brutal Fußball sein kann – und wie wunderschön gleichzeitig, weil ich nicht an das Finale dahoam denken kann ohne Wembley ein Jahr später. Ich sage immer: Das Finale dahoam war das beste Spiel meiner Karriere. Und gleichzeitig der schlimmste Albtraum. Ein Champions League-Finale im eigenen Stadion spielen zu können, als gebürtiger Münchner – mehr geht nicht, ganz München war im Ausnahmezustand. Wir hatten den Pokal eigentlich schon in der Hand.

Im Elfmeterschießen wäre ich nach Basti Schweinsteiger dran gewesen. Ich habe mir das Spiel nie wieder angeschaut, es tut so weh. Aber es hat den FC Bayern immer ausgezeichnet, wieder aufzustehen, und ich möchte diese Saison auf dem Weg zum Triple 2013 nicht missen. Da war ein unfassbarer Gemeinschaftsgeist. Das Finale dahoam war ein Stachel, ganz klar, aber es war vor allem auch eins: eine riesige Motivation. Wir wussten: Wir sind der FC Bayern – und unsere Geschichte ist noch nicht zu Ende.
Der FC Bayern hat in dieser Saison erneut die Chance auf ein „Finale dahoam“. Für wie realistisch halten Sie einen Titelgewinn?
Wenn die Mannschaft die Leistungen in den beiden souveränen Achtelfinalspielen gegen Leverkusen beibehält, ist es schwer, die Jungs zu schlagen. Das war sehr beeindruckend. Du musst Spiel für Spiel denken, und das Wichtigste ist, die Deutsche Meisterschaft zurückzugewinnen – aber die Champions League ist am Ende immer die Krönung.
Sie spielen noch in der Bezirksliga beim FC Aschheim und haben Ihre erste Trainerlizenz gemacht. Wollen Sie im Fußball noch einmal hoch hinaus oder fühlen Sie sich im Amateurfußball gut aufgehoben?
Mit Fußball werde ich nie Schluss machen. Ich genieße das alles sehr, eben auch jetzt Events wie die Infinity League. Dass ich nach meiner Profikarriere immer etwas mit Fußball zu tun haben möchte, war mir immer klar. Ohne Ball geht es einfach nicht, egal ob auf oder neben dem Platz. Das wird sich nie ändern. Ich mag es auch, jungen Menschen etwas zu vermitteln.
Dazu bin ich beim FC Bayern als Legende tätig und als Coach der World Squad. Das macht mir alles ungemein viel Spaß. Ich sage den Jungs immer: Disziplin ist das A und O. Und man muss Respekt haben, und man muss auch mit Kritik umgehen können. Das habe ich bei Hermann Gerland gelernt: Man muss zuhören und denen vertrauen, die einem helfen wollen.