Diese neue Krankheit lässt Vögel qualvoll sterben
Sie nennt sich Plastikose: Durch die zunehmende Vermüllung der Meere hat sich eine neue Krankheit bei Vögeln entwickelt. So qualvoll ist sie.
Die Vermüllung der Weltmeere durch Plastikabfälle ist seit Jahren ein schwerwiegendes Problem. Auf jeden Quadratkilometer Meer kommen mittlerweile Hunderttausende Teile Plastikmüll – und drei Viertel des Mülls in unseren Weltmeeren besteht aus Plastik. Das hat der Umweltverband WWF errechnet. Bedenkt man, dass mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche mit Meerwasser bedeckt sind, wird das Ausmaß der Müllkatastrophe erst recht deutlich.
Die immense Plastikverschmutzung hat erhebliche Auswirkungen auf die Tierwelt. Vögel und Meeressäuger verhungern, weil ihr Magen voll mit Plastik ist und sie keine Nahrung mehr zu sich nehmen können. Doch damit nicht genug: Plastik kann bei Vögeln eine eigene Krankheit auslösen. Die Plastikose wurde Anfang dieses Jahres erstmals entdeckt. Die erkrankten Tiere sterben qualvoll den sogenannten Plastiktod.
Es könnte sich bei den bisherigen Erkenntnissen nur um die Spitze des Eisbergs handeln. Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit werden ebenfalls vermutet, wie es in der Studie heißt, die federführend vom Institute for Marine and Antarctic Studies (Australien) durchgeführt wurde. t-online klärt die wichtigsten Fragen rund um den Plastiktod im Meer. Mehr zu den Auswirkungen von Plastik auf die Umwelt lesen Sie hier.
Was ist der Unterschied zu anderen Erkrankungen?
Anders als viele andere Krankheiten wird die Plastikose nicht durch Viren oder Bakterien ausgelöst, sondern durch den Kunststoff selbst. Kleine Plastikstücke im Verdauungstrakt führen zu Entzündungen.
"Während diese Vögel von außen gesund aussehen können, geht es ihnen im Innern nicht gut", sagt der Co-Autor der Studie, Alex Bond, dem Londoner Natural History Museum. Die Erkrankung führt im schlimmsten Fall zum Tod der Vögel. Aber auch Auswirkungen auf das Wachstum der Tiere haben die Forschenden festgestellt.
"Es ist das erste Mal, dass Magengewebe auf diese Weise untersucht wurde", schreibt Bond in einer Mitteilung des Londoner Natural History Museums. Es konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass der Verzehr von Plastik zu schweren Schäden führen kann.
Was bedeutet Plastikose konkret?
Die Entzündungen im Körper der Vögel führen zu einer Vernarbung des betroffenen Gewebes. Eigentlich ist das ein Heilungsprozess des Körpers. Er stärkt die verletzten Stellen und fördert die Wundheilung. Die durch Plastiksplitter verursachten Wunden führen allerdings zu einer übermäßigen Narbenbildung. Das Resultat: Plastikose.
Wo wurde die Krankheit entdeckt?
Ihre Studie haben die Forschenden auf Lord Howe Island durchgeführt. Die Insel liegt rund 600 Kilometer vor der australischen Küste. Für ihre Analysen untersuchte das Team Blassfuß-Sturmtaucher. Die Tiere sind laut den Forschenden die am stärksten mit Plastik verseuchten Vögel der Welt.
Bei ihren Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass die Vernarbung im Bereich des ersten Vogelmagens so weit verbreitet ist, dass sie als eigene Krankheit beschrieben werden kann. Die Studie stellte die Plastikose zwar nur im Verdauungssystem fest. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass auch andere Teile des Körpers, etwa die Lungen, befallen sein können, schreibt das Londoner Natural History Museum.