Pseudopsychologie in den sozialen Medien birgt Risiken – aber auch Chancen

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Auf Instagram oder TikTok werden Krankheitsbilder von selbst ernannten Experten vereinfacht dargestellt – Selbstdiagnosen sind die Folge. Wie gefährlich ist das?

Soziale Medien wie Instagram, TikTok und YouTube sind voll mit psychologischen Ratschlägen und Tipps zu verschiedenen mentalen Problemen. Selbst psychische Krankheiten werden in einigen Videos anhand geschilderter Symptomen diagnostiziert. Viele der selbsternannten „Experten“ weisen dabei weder ein abgeschlossenes Studium noch eine professionelle Ausbildung vor. Das klingt nicht nur gefährlich, sondern kann bei Betroffenen psychische Probleme noch verstärken. Psychologische Angebote im Internet können jedoch auch Chancen bieten.

Pseudopsychologie und ihre Folgen: Wie mit sozialen Medien umgehen?

In vielen sozialen Medien werden mittlerweile nicht nur schöne Bilder gepostet. Auch psychische Erkrankungen werden immer häufiger thematisiert. Beispielsweise werden Symptome und Anzeichen psychischer Störungen wie ADHS, Depressionen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit diskutiert. Ebenso erfolgreich auf Instagram und Co.: Themen rund um das Führen von Beziehungen, die Partnersuche, toxische Beziehungen und Ängste.

Es ist eine junge Frau zu sehen, die auf ihr Handy schaut.
In sozialen Medien ist ein diverses Angebot an psychotherapeutischen Inhalten zu finden. Wie gut die Qualität der Posts ist, hängt allerdings stark von der Expertise der Verantwortlichen ab. © Image Source/Imago

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Diese Entwicklung sehen viele Experten nicht nur negativ. Immerhin helfen die Angebote und der besonders einfache Zugang dabei, viele Betroffene direkt zu erreichen. Denn alleine in Deutschland sind laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde jedes Jahr etwa ein Viertel aller erwachsenen Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen. Davon sucht allerdings nur rund ein Fünftel Hilfe bei einem Experten.

Social Media: Gefährliche Selbstdiagnosen mittels Youtube, Instagram & Co.

„Es ist eine großartige Sache, dass auch in den sozialen Medien mehr über psychische Krankheiten gesprochen wird und vor allem junge Menschen für diese Themen sensibilisiert werden“, erklärt der Medienpsychologe Joachim Schmidt. Da sich auf den sozialen Medien nicht nur Fachleute zu sensiblen Themen äußern, gilt es daher gute von schlechten Angeboten zu unterscheiden. Auch sollte man gerade bei mutmaßlichen Experten vorsichtig sein.

Da die Diagnose einer psychischen Erkrankung eine komplexe Sache ist, sollten Mediennutzende von Selbstdiagnosen absehen. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung), Depressionen, Narzissmus und Ängste lassen sich keinesfalls an ein paar Anzeichen festmachen. Die meisten Beiträge werden der Komplexität eines Krankheitsbildes nicht gerecht. Selbstdiagnosen sind zudem fehleranfällig.

Hilfe bei Experten suchen: Social Media ist kein Ersatz für eine professionelle Behandlung

Wird sich in Beiträgen und Videos eines psychologischen Jargons bedient, ohne dass ein wissenschaftlicher Hintergrund gegeben wird, sollte man skeptisch werden. Allzu häufig kommt es dabei vor, dass die wirkliche Bedeutung hinter den Begriffen außer Acht gelassen wird. „Oft fehlt es in den sozialen Medien an Tiefe der Recherche und zwischen Meinung und Fakten wird kaum unterschieden“, sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, gegenüber N-TV.

„Digital vermittelte Gesundheitsinformationen hinzuzuziehen heißt auch, die Quelle der Daten selbst zu prüfen – wer gibt die Informationen heraus, welche Interessen können damit verbunden sein, wie seriös und vertraulich ist die Quelle und wie vollständig wird informiert?“, erklärt Thordis Bethlehem, Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Obwohl die Angebote Betroffenen durchaus helfen können, kommt man, gerade wenn eine Behandlung notwendig ist, nicht um den Besuch bei einer Fachperson herum.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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