„Glen Sannox“ - Riesen-Aufregung bei Briten: „Grüne“ Fähre stößt mehr CO2 aus als altes Dieselschiff

 

„Grüne“ Fähre ist Vorzeigeprojekt der Briten

Die Auto-Fähre Glen Sannox ist ein Vorzeigeprojekt der Briten. Benannt ist sie nach den bronze- und steinzeitlichen Steinkisten von Sannox auf der Isle of Arran, zu der am 13. Januar die erste Fahrt führen soll. Beim Stapellauf am 21. November 2017 sagte die damalige schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon : Die Glen Sannox werde zu „Schottlands weltweit führenden Zielen im Klimawandel beitragen“.  

Denn die über 102 Meter lange Fähre mit einem Fassungsvermögen von 1000 Passagieren und 127 Pkw der staatlichen Reederei CalMac Ferries läuft mit einem Antrieb, der umweltpolitische Maßstäbe im internationalen Schifffahrtsverkehr setzen sollte: Die „grüne“ Glen Sannox sollte jährlich 400 Tonnen weniger Tonnen CO2 verbrauchen als die aktuellen Schiffe auf der Ardrossan-Arran-Route.

Doch nun wurde bekannt, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Der CO2-Fußabdruck der „green ferry“ ist größer als der des 31 Jahre alten Diesel-Pottes, der bislang auf der Route zwischen dem schottischen Festland und der Isle of Arran verkehrt, berichtet die britische BBC . Eine Analyse der Reederei CalMac habe ergeben, dass die Glen Sannox 10.391 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr ausstoße, verglichen mit 7.732 Tonnen bei der alten MV Caledonian Isles. Wie kann das sein?  

Mehr CO2 statt weniger trotz neuer Umwelt-Technik

Der Schiffseigner CMAL sagt, der Vergleich sei nicht zulässig, da die Glen Sannox ein viel größeres Schiff sei. Die alte Hauptfähre Caledonian Isles fasst nur 90 Pkws. Fakt ist laut BBC aber, dass der CO2-Fußabdruck der LNG-Fähre weniger klimafreundlich ist als versprochen wurde. Anstatt 400 Tonnen CO2 zu sparen, fielen 700 Tonnen zusätzlich an - die 2500 Tonnen Methan noch nicht mitgerechnet, die auch in die Berechnung einfließen müssten.  

„Im besten Fall gibt es einen vernachlässigbaren Vorteil durch den Einsatz von LNG", sagte der Energie- und Schifffahrtsexperte Tristan Smith vom University College London der BBC. "Im schlimmsten Fall würde es eine Verschlechterung geben.“

Verzögerungen und Kostenexplosionen

Der neue Ärger reiht sich ein in eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen, Zeitverzögerungen sowie explodierenden Kosten rund um das Vorzeige-Schiff Glen Sannox und ihr Schwesterschiff Glen Rosa. Beide Schiffe sollten ursprünglich bereits 2018 in See stechen.

Für das Projekt wurde im Jahr 2015 die Ferguson Marine Werft beauftragt. Sie sollte die beiden Schiffe für 97 Millionen britische Pfund bauen. Inzwischen liegen die Kosten bei 400 Millionen Pfund, 45 Millionen Pfund aus staatlichen Darlehen sollen dabei laut Medienberichten nie vollständig zurückgezahlt worden sein.

Massive Verzögerungen und finanzielle Unregelmäßigkeiten brachten die Ferguson Marine in schwere See. Eine Schließung der Werft und damit ein Kentern des Projekts konnten die Briten nur verhindern, indem sie die Werft verstaatlichten. Die LNG-Technik stellte sich als kompliziert heraus. Hinzu kamen bürokratische Herausforderungen; erst im vorigen Monat konnte die Glen Sannox geliefert werden, die Glen Rosa soll erst im September folgen. 

Fähre verbindet Schottland mit Geheimtipp

Wie das Klimaversprechen nun einzulösen ist, bleibt offen. Dabei wäre eine klimafreundliche oder gar eine „grüne Revolution“ bei der Schifffahrt ein wesentlicher Beitrag für den weltweiten Klima- und Umweltschutz. Denn die Schifffahrt ist für rund drei Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes von 35 bis 40 Milliarden Tonnen verantwortlich. Zugleich bildet sie das Rückgrat des Welthandels, rund 90 Prozent der globalen Warenströme werden per Schiff abgewickelt. Das Problem: Die oft riesigen Containerschiffe fahren meist mit Schweröl oder Marinediesel (LS-MGO).   

In der Branche findet seit längerem ein Umdenken statt. Die Mitglieder der Weltschifffahrtsorganisation IMO hatten sich im Juli 2023 nach langen Beratungen darauf geeinigt, ihre Emissionen bis 2050 oder kurz danach auf null zu verringern. Zwischenziele für 2030 und 2040 sollen den Weg dafür bereiten - mit Pionierschiffen wie der „grünen“ Glen Sannox. 

mit Agenturmaterial