Waffenvorräte gehen zur Neige: Ukraine setzt ATACMS-Raketen immer seltener ein

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Seit November greift die Ukraine mit ATACMS-Raketen Ziele tief in Russland an. Schon jetzt sollen die US-Flugkörper knapp werden. Nachschub scheint nicht in Sicht.

Kiew – Im April 2024 haben die USA nach langem Zögern bestätigt, der Ukraine weitreichende ATACMS-Raketen geliefert zu haben. Damals sprach Jake Sullivan, nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten Joe Biden, von einer „bedeutenden Zahl an ATACMS“. Bis zu 500 Raketen sollen die USA der Ukraine für die Verteidigung gegen Russland bereitgestellt haben, heißt es in einem Bericht der New York Times.

ATACMS im Ukraine-Krieg: Kiew sollen die US-Raketen gegen Russland ausgehen

Lange waren die Raketen im Ukraine-Krieg auf die Verwendung innerhalb des ukrainischen Territoriums begrenzt. Im November hatte Biden schließlich das Go gegeben und der Ukraine den Einsatz der US-Raketen auf militärische Ziele in Russland erlaubt. Von der „bedeutenden“ Anzahl an ATACMS soll zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr viel übrig gewesen sein.

US-Beamte erklärten laut Bericht der NY Times, dass zum Zeitpunkt der Freigabe nur noch „Dutzende der Raketen“ übrig gewesen seien – vielleicht etwa 50. Seit der Erlaubnis des scheidenden US-Präsidenten griff die Ukraine russisches Territorium bereits mehrfach mit den US-Raketen des Typs ATACMS an. Bei den Flugkörpern handelt es sich um eine quasi-ballistische Rakete mit einer Reichweite von etwa 300 Kilometern.

Ukraine greift mit ATACMS russische Militärstützpunkte an – Einsatz verlangsamt sich

Mit den Raketen nahm die Ukraine Militärstützpunkte Russlands ins Visier. So griff die Ukraine Mitte Dezember einen russischen Militärflughafen in Taganrog am Asowschen Meer an, wie die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Informationen des Kreml berichtete. Nun soll die Ukraine die Angriffe mit den US-Raketen jedoch verlangsamt haben. Laut Times-Bericht sehen Analysten eine mögliche Ursache im Mangel an Raketen.

Zunächst könnte die Ukraine nach der Freigabe durch die USA „russische Einrichtungen ins Visier genommen haben, die sie schon lange treffen wollte. Jetzt, da nur noch wenige Raketen übrig sind, geht die Ukraine gezielter vor“, heißt es in dem Bericht. „Erwarten Sie keine schnellen Erträge, denn wir müssen diese Kapazitäten bewahren und sie umsichtig und sehr weise einsetzen“, zitiert die Zeitung Mykola Bielieskov, Militäranalyst am staatlichen Nationalen Institut für Strategische Studien der Ukraine.

Folgen der zweiten Trump-Amtszeit für die Ukraine: Republikaner verurteilt Bidens ATACMS-Entscheidung

Die Wahrscheinlichkeit der Nachlieferung unter Biden sei gering, da die begrenzten US-Vorräte an ATACMS-Raketen bereits für den Einsatz im Nahen Osten und in Asien vorgesehen seien. Noch weniger wahrscheinlich erscheint Nachschub an Raketen, sobald der designierte US-Präsident Donald Trump im Januar ins Weiße Haus einzieht.

Zuletzt hatte Trump die Angriffe mit US-Waffen auf russischem Territorium scharf kritisiert. Bidens Entscheidung, der Ukraine den Einsatz in Russland zu erlauben, nannte der Republikaner „sehr dumm“. Weiter erklärte Trump vor der Journalisten in Florida: „Ich denke, das hätte man nicht zulassen dürfen (…) und schon gar nicht wenige Wochen vor meinem Amtsantritt.“ Die Entscheidung Bidens sei ein „großer Fehler“. Trump schloss nicht aus, den Beschluss nach seinem Amtsantritt Ende Januar rückgängig zu machen.

Jun 22 2005 Los Angeles CA USA File photo location and date unknown ATACMS launch Mandatory
ATACMS-Raketen im Ukraine-Krieg: Kiew sollen die US-Flugkörper ausgehen (Archivbild) © imago stock&people

Frankreich und Großbritannien hatten – ebenso wie Biden – Einschränkungen zum Einsatz ihrer an Kiew gelieferten Raketen der Typen Scalp und Storm Shadow gelockert. Ende November soll Kiew zuletzt Nachschub von den aus britisch-französischer Produktion stammenden Marschflugkörpern erhalten haben, berichtete das Nachrichtenportal Bloomberg. Die genaue Menge sei aus Gründen der operativen Sicherheit nicht benannt. Jedoch hat auch Großbritannien laut Times-Bericht jüngst erklärt, nicht mehr viele der Raketen für die Ukraine bereitstellen zu können.

Raketen für den Ukraine-Krieg: Scholz bleibt bei Nein in der Taurus-Frage

Deutschland bleibt bei der Frage nach Raketen-Lieferungen, mit denen die Ukraine Ziele in Russland angreifen könnte, beim Nein. In Bezug auf den deutschen Taurus sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin, die Frage dabei sei, ob auch Sachen geliefert und eingesetzt werden dürften, die weit in das russische Hinterland hineinreichen könnten. Dies würde er für „eine falsche Entscheidung“ halten, bekräftigte Scholz zuletzt. 

Mit Blick in die USA und die zweite Amtszeit Trumps sagte der Kanzler weiter: „Und wenn ich das richtig sehe, wird sie ja auch zum Beispiel in der transatlantischen Zusammenarbeit in Zukunft ähnlich bewertet. So habe ich jedenfalls Präsident Trump in seinen jüngsten Interviews gelesen.“ (pav)

Auch interessant

Kommentare