Alina Schoeller engagiert sich mit ihrem Foodtruck für eine gesunde Ernährung auf dem Land und sammelt Spenden für die Expansion.
Ernähren sich Kinder, die auf dem Land aufwachsen, wirklich gesünder? „Nein“, ist die 15-jährige Alina Schoeller überzeugt. Und zwar so sehr, dass sie den Kampf gegen ungesunde Ernährung aufgenommen hat. Sie bringt mit Unterstützung ihrer Mutter Sara und der Ernährungsberaterin Corinna Pötzl-Irmisch ihren Mitmenschen seit Mitte September in einem eigenen Foodtruck nicht nur gesundes Essen näher, sondern engagiert sich auch in Vorträgen und Workshops in Schulen und öffentlichen Einrichtungen.
Ausschlaggebend für ihr Umdenken war, dass vor rund eineinhalb Jahren bei dem Bruder einer Freundin Diabetes Typ 2 diagnostiziert wurde. „So etwas hatte ich nie erwartet. Landleben wird doch mit Aktivität und Gesundheit verbunden.“ Sie begann, zu recherchieren. „Es nützt nichts, körperlich aktiv zu sein, wenn man danach Pizza und Fastfood isst.“ Die Erkenntnisse einer Untersuchung des Robert-Koch-Institutes bestätigten es: Auf dem Land leben 15 Prozent mehr Übergewichtige als in der Stadt, die Diabetes-Rate ist um 30 Prozent höher, auch Herzinfarkte treten um 10 Prozent häufiger auf. „Das war wie ein Schock für mich.“
Obst und Gemüse statt Pommes und Cordon bleu
Die Familie von ihrem Wunsch, die Ernährung umzustellen, zu überzeugen, scheiterte erst einmal. „Sie konnten sich nicht damit anfreunden. Pommes oder Cordon bleu schmecken eben auch zu gut. Aber das soll ja auch nicht völlig vom Speiseplan verschwinden, sondern eben nur in Maßen genossen werden.“ Alina erarbeitete eine Power-Point-Präsentation, trommelte die siebenköpfige Familie im Wohnzimmer zusammen und legte die Zahlen und Berichte vor. „Das half. Fünf haben dann zugestimmt.“ Statt verarbeitetem Fleisch oder Fertiggerichten gab es nun Bowls mit frischem Gemüse und Reis, Regionales war angesagt. „Und plötzlich fühlten wir uns alle gesünder und fitter, hatten irgendwie mehr Energie und Lebensfreude.“
Sie unterbreitete einem bereits bestehendem Bowl-Anbieter die Idee mit einem Foodtruck. „Aber der winkte ab. Also habe ich das selbst in die Hand genommen.“ Über eine Spendenplattform wurde das Geld für einen kleinen Truck gesammelt und alle Genehmigungen besorgt. Eine Vereinsgründung – „Power People“ – ist gerade am Laufen.
„Ich war total erstaunt, von welcher Seite ich alles Unterstützung bekam“, erzählt sie weiter, während sie Reis, Avocado, Mango und Tofo appetitlich in einer Bambus-Schale anrichtet. Ein Anwohner stellte ihr am Rodelweg in der Zufahrt zum Edeka einen Platz für den Truck zur Verfügung, Nachbarn und Freunde mimten in dem Video für die Webseite Kunden, ein anderer Truckbesitzer gab ihr wertvolle Tipps.

Auf der Karte stehen verschiedene Bowls für 7 Euro, Smoothies (5 Euro) und Säfte (3 Euro), sowie Specials wie Gazpacho für 3 Euro. Alle Zutaten, berechnet für rund 30 bis 40 Kunden, kauft sie am Abend davor, die Saucen bereitet sie in einer Gewerbeküche vor. „Es soll alles so frisch wie möglich sein. Was übrig ist, nehme ich nach Hause mit.“ Sie lacht. „Aber das passiert selten.“ Der Foodtruck schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe. Da Alina noch zur Schule geht, und auch ihre Mitstreiterinnen beruflich und familiär eingebunden sind, hat der Truck nur am Freitag und Samstag ab 11 Uhr geöffnet. Doch die Resonanz spricht für sich – die Schlange der Kunden reißt nicht ab. „Ich könnte durchaus noch ein paar Mitstreiter brauchen.“
Beruflich möchte die Zehntklässlerin später etwas mit Biologie und Ernährungswissenschaften machen. Und bis dahin? Sie lacht. „Expandieren. Dafür sammle ich gerade weiter Spenden. Es muss doch möglich sein, noch mehr Menschen hier zu erreichen und so Gesundheit zugänglich machen, indem man Ernährungsalternativen aufzeigt.“ Alina deutet auf die fertige Bowl. „Und ich muss sagen, es schmeckt lecker.“