Rund zehn Jahre hat der Landkreis darauf hingearbeitet. Nun sieht es ganz danach aus, als würden ab Dezember 2025 Busse im Stundentakt zwischen Rosenheim und Murnau verkehren.
Landkreis – Der Kreistag ist am gestrigen Mittwoch einstimmig der Empfehlung aus dem Kreisentwicklungsausschuss gefolgt, den MVV mit der Ausschreibung der Alpenbuslinie zu beauftragen. Zeit, sich einfach mal zu freuen, fasste Josef Lechner (CSU) zusammen. „Wir sind endlich zu einem guten Schluss gekommen.“ Auch der ehemalige Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne), in dessen Amtszeit der Alpenbus wurzelt, jubelte: „Heute ist ein guter Tag.“
Andrea Ladewig, Leiterin der Stabsstelle Mobilitätsentwicklung am Landratsamt, blickte zuvor noch einmal zurück auf kritische Phasen in der Planung, die in der Stadt Rosenheim und später wegen der klammen Haushaltslage im Kreis Weilheim-Schongau auf der Kippe stand. Dabei stellte Ladewig aber vor allem heraus: Die Alpenbuslinie ist nicht nur eine enorm bedeutende Ergänzung im ÖPNV, sondern profitiert vor allem von „einer sehr attraktiven Förderung vom Freistaat“.
Wie berichtet, soll der Betrieb auf dem östlichen Abschnitt zwischen Rosenheim und Bad Tölz etwa 2,5 bis 2,8 Millionen Euro jährlich kosten. Rund 1,3 Millionen Euro entfallen davon auf den Landkreis Miesbach; nach der Förderung sind es im Schnitt in den ersten drei Jahren noch 535 000 Euro, rechnete Ladewig vor. Wie schon im Kreisentwicklungsausschuss vorgestellt, sind das über 100 000 Euro mehr als noch im Jahr 2021 errechnet wurde. „Die geschätzten Betriebskosten sind erheblich gestiegen“, stellte Ladewig fest. Das liege an Erhöhungen im Lohntarifvertrag und gestiegenen Spritkosten. Dennoch erhalte der Landkreis Leistungen im Wert von 1,3 Millionen Euro für weniger als die Hälfte der Kosten.
Landesbedeutende Linie: Förderung bei dauerhaft 50 Prozent
Die Förderung des Freistaats solle im ersten Jahr bei 65 Prozent liegen und schrittweise abgesenkt werden. Ab dem vierten Jahr solle die Quote dann dauerhaft 50 Prozent betragen. Gleichzeitig sei aber mit einem Anstieg der Fahrgeldeinnahmen zu rechnen, sagte Ladewig. In den ersten drei Jahren sollen die verkauften Tickets etwa zehn bis 15 Prozent der Kosten für den Landkreis decken, ab dem vierten Jahr sei mit 25 Prozent zu rechnen. „Bei Buslinien wird es immer Defizite geben“, betonte Ladewig.
Als „Kröte“, die der Kreis schlucken müsse, benannte die Leiterin der Mobilitätsentwicklung indes das Manko, dass Irschenberg nicht an die Alpenbuslinie angebunden ist. Landrat Olaf von Löwis (CSU) erklärte: „Wir haben alles gegeben, um Irschenberg anzuschließen.“ Doch es sei unumgänglich gewesen, den Kürzeren zu ziehen: Der Landkreis Rosenheim habe mit dem starken Argument gekämpft, die Linie über Bad Feilnbach und nicht über die gut erschlossene Strecke über Bad Aibling zu führen, um damit eine Verbindung zum Krankenhaus in Rosenheim herzustellen. Während Irschenbergs Bürgermeister Klaus Meixner (CSU) erst später zur Sitzung kam und sich an dieser Stelle nicht zu Wort melden konnte, kündigte der Landrat an: „Wir haben für Irschenberg etwas anderes im Blick.“ Christine Negele (SPD) forderte später eine Art Zubringer zur Alpenbuslinie für Irschenberg.
Deutlich glücklicher über den Verlauf der Linie ist indes Waakirchens Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG), dessen Gemeinde an der Apotheke und am Rathaus sogar mit zwei Stationen angeschlossen ist. „Das ist eine tolle Sache“, betonte Kerkel. Gerade für die Berufspendler nach Penzberg sei die Ost-West-Verbindung sehr attraktiv. Weiteres Lob gab’s unter anderem von Thomas Straßmüller (FWG), der den Anschluss des Krankenhauses Agatharied lobte. Wie berichtet, führt der östliche Teil der Linie von Rosenheim über Bad Feilnbach nach Miesbach und von dort über Agatharied, Ostin, Gmund, Waakirchen, Reichersbeuern und Greiling bis nach Bad Tölz. Insgesamt sechs Fahrzeuge sollen auf dieser Hälfte der Strecke im Einsatz sein – entsprechend der fünfjährigen Laufzeit der Ausschreibung mindestens bis 2030. Weitere zwei Verstärkerlinien nach Miesbach und nach Gmund fahren zusätzlich ab Bad Tölz und zurück.
Nur noch Garmisch-Partenkirchen fehlt - Zusage erwartet
Dass dort der zweite Teil der Linie nach Murnau mit einem Umstieg verbunden ist, kritisierte Paul Fertl (SPD). Er befürchtete Attraktivitätseinbußen. Ladewig hatte dieser Kritik bereits vorgegriffen. „In Bad Tölz staut sich’s morgens, mittags – und dazwischen auch noch mal.“ Um Verspätungen zu vermeiden, die sich auf die ganze Linie auswirken und Anschlüsse an den Schienenverkehr gefährden würden, seien zwei Äste unbedingt notwendig.
Über den anschließend einstimmig gefällten Beschluss freute sich auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, wie sein Ministerium mitteilt: „Das ist ein tolles Signal für den öffentlichen Nahverkehr in der Region.“ Mit dem Alpenbus wolle das Verkehrsministerium eine attraktive Querverbindung schaffen. „Ich hoffe, dass sich auch die weiteren beteiligten Kommunen für den Alpenbus entscheiden und dieser dann Ende 2025 an den Start gehen kann.“ Unter allen fünf Landkreisen fehlt nur noch die Zusage aus Garmisch-Partenkirchen. Die Entscheidung fällt dort kommende Woche. nap
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