Der deutsche Generalleutnant Alexander Sollfrank hält einen Angriff Russlands auf Nato-Gebiet für möglich – und das jederzeit. „Wenn man sich die aktuellen Fähigkeiten und die Kampfkraft Russlands ansieht, könnte Russland schon morgen einen kleinen, schnellen und regional begrenzten Angriff auf Nato-Gebiet starten“, sagte er in einem Interview mit „Reuters“.
Zwar sei Russland durch den Krieg in der Ukraine militärisch stark beansprucht, doch verfüge das Land weiterhin über genügend Ressourcen für eine solche Aktion.
Langfristige Gefahr durch Aufrüstung
Sollfrank, der das deutsche Kommando für gemeinsame Operationen leitet, sieht auch langfristig eine Bedrohung. So könnte Russland bis 2029 einen groß angelegten Angriff auf die Nato starten, wenn Moskau seine militärischen Kapazitäten weiter ausbaut, warnte er.
Russland plant laut Sollfrank, seine Truppenstärke auf 1,5 Millionen Soldaten zu erhöhen. Auch die Luftwaffe und die nuklearen Streitkräfte seien trotz der Verluste in der Ukraine weitgehend intakt. Die russischen Flotte außerhalb des Schwarzen Meeres habe ebenfalls keine nennenswerten Einbußen erlitten, sagte er.
Hybride Kriegsführung als Strategie
Neben konventionellen Angriffen setzt Russland laut Sollfrank verstärkt auf hybride Kriegsführung. Dazu gehören Drohnenangriffe, Cyberattacken und Sabotageakte.
„Die Russen nennen das nicht-lineare Kriegsführung“, erklärte Sollfrank laut „Newsweek“. Auch Drohungen mit Atomwaffen seien Teil dieser Strategie. Jüngste Drohnenvorfälle im polnischen Luftraum hätten gezeigt, wie Russland versuche, die Nato zu provozieren.
Nato rüstet massiv auf
Die westlichen Verbündeten reagieren mit einer deutlichen Erhöhung ihrer Verteidigungsausgaben. Deutschland plant, bis 2029 rund 160 Milliarden Euro in die Bundeswehr zu investieren und die Truppenstärke um 60.000 Soldaten zu erhöhen. Damit will Berlin das neue Nato-Ziel von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben erreichen.