Inflation lässt Kaffee nicht kalt: Röster erklärt Preissteigerungen

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„Es liegt nicht an uns, die Situation ist einfach dramatisch“, sagt Ralf Heincke von der Martermühle. © Stefan Rossmann

Ralf Heincke, Chef der Martermühle, erklärt, warum die Kaffeepreise so hoch sind, wie seit 50 Jahren nicht mehr.

Grafing – Espresso, Café Crema oder Milchkaffee. Die Deutschen verbrauchen laut Statistiken pro Kopf über sechs Kilogramm Kaffeebohnen pro Jahr, sie tranken 2023 die Rekordmenge von 167 Litern. Doch ihr liebster Wachmacher wird immer teurer. Ralf Heincke, Chef der Kaffeerösterei Martermühle in Grafing, erklärt, warum der Preis so hoch ist wie seit 50 Jahren nicht mehr.

„Die Börse explodiert“, sagt Heincke, der einen einst vor 15 Jahren in Aßling aus der Taufe gehobenen Betrieb führt. Kaffee wird als eines von wenigen Lebensmitteln an der Börse gehandelt, wodurch die Preiserhöhungen weltweit durchschlagen. Zölle und Steuern stiegen immer mehr, auch durch Piraterie entstünden Kosten, sagt Heincke. Die Schiffe müssten größere Umwege fahren, wodurch die Transportkosten in die Höhe schnellten.

Korruption in Herkunftsländern

Ernteausfälle in den Ländern der Kaffeeplantagen, bedingt durch Extremwetterereignisse, würden den Kaffeepreis hochtreiben. Die meisten Länder orientierten sich an Brasilien, so Heincke. Dort kämpften die Kaffeebauern zuletzt mit starker Hitze. Die Martermühle bezieht Kaffee aus Costa Rica, Bolivien, Kolumbien, Peru und Indonesien. „Es ist ein Spiel“, erklärt der Kaffeehändler, der bei den Kaffeebauern vor Ort auch Korruption vermutet. Niemand könne überprüfen, ob die Ernten wirklich so schlecht seien oder ob die Kaffeebohnen vor Ort vielmehr anderweitig verkauft würden. „Die machen einfach, was sie wollen. Wir müssen dann mit der Situation klarkommen“, sagt Heincke.

„Wir sind sicher“

Die Kaffeesteuer (Heincke nennt sie Röststeuer), die in Deutschland vom Kunden zusätzlich zur Mehrwertsteuer bezahlt werden muss, beeinflusst ebenfalls den Kaufpreis. „Es liegt nicht an uns, die Situation ist einfach dramatisch“, sagt der Kaffeeröster mit Blick auf die drastisch steigenden Preise. Seine Kunden – die Martermühle setze auf Markentreue – reagierten bisher verständnisvoll. Abgesehen von der Preissteigerung, die sich zwischen 15 und 20 Prozent bewege, ändere sich trotz der schlechten Nachrichten für die 25 Mitarbeiter des Betriebs nichts. Gleiches gelte für das Sortiment. „Wir sind sicher“, sagt Heincke, der immer wieder betont, wie wichtig ihm die Qualität seines Kaffees sei. Er vermutet jedoch, dass nicht alle Kaffeeproduzenten die Preissteigerungen überleben würden.

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