Schlosswirtschaft: Entscheidung im Januar

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Wünscht sich Abriss und Aufhebung der Straßensperre: Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger vor der alten Schlosswirtschaft. © Michael Schönwälder

Die Entscheidung über den Abriss der alten Planegger Schlosswirtschaft soll im Januar fallen. Das teilte die Regierung von Oberbayern auf Merkur-Anfrage mit. Damit könnte die jahrzehntelang andauernde Auseinandersetzung zwischen der Eigentümerfamilie von Hirsch und den Genehmigungsbehörden zu Ende gehen – ohne dass es noch zu einem Gespräch aller Beteiligten kommt.

Planegg - „Ich hoffe, dass eingesehen wird, dass kein Mensch das alte Gebäude brauchen kann“, sagt Hermann Nafziger. Seit seiner Wahl zum Planegger Bürgermeister 2020 setze er sich für eine Klärung der Situation ein. „Ich finde es gut, dass sich etwas bewegt.“ Nafziger hatte zuletzt ein Treffen angeregt. Ein zunächst angesetzter Termin war abgesagt worden. Kurz vor Weihnachten hakte Nafziger nach und erfuhr, dass kein Nachholtermin geplant sei. „Nähere Gründe, warum das Gespräch nicht stattfindet, wurden mir nicht genannt.“

Die an der Pasinger Straße 4 gelegene alte Schlosswirtschaft ist Eigentum der Selly Verwaltungs GmbH & Co. Grundstücksvermietungs KG, deren Geschäftsführer Philipp von Hirsch ist. Seit über 30 Jahren bemüht sich die Familie von Hirsch um eine Abbruchgenehmigung für das zunehmend verfallende Gebäude, das jedoch unter Denkmalschutz steht. Am 10. Oktober kam es zu einem Teileinsturz auf der Ostseite. Ein großes Stück der Gebäudewand brach heraus. Ein daraufhin in Auftrag gegebenes Statikergutachten spricht von einer „erheblichen Gefahr“, dass es bei einem weiteren Teileinsturz „zu einem Reihenversagen kommt und damit große Teile des Gesamtkomplexes einstürzen“. Aus Sicherheitsgründen ließ das Landratsamt München die Pasinger Straße in diesem Bereich sperren. Mitte Dezember wurde diese Anordnung bis Ende Februar verlängert.

Erstmals erwähnt 1425

Nach dem Teileinsturz intensivierte Philipp von Hirsch seine Bemühungen und ließ seine Anwälte einen deutlichen Brief an die Regierung von Oberbayern verfassen. Dort ist seit 1995 das Widerspruchsverfahren gegen die Verweigerung der denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis zum Abriss der alten Schlosswirtschaft anhängig. 1992 hatte sie Philipp von Hirschs Großonkel Ferdinand von Hirsch beantragt.

Dass die Regierung von Oberbayern nicht über den Widerspruch entschieden hat, sei, so Pressesprecher Wolfgang Rupp „im Einklang mit der Grundstückseigentümerin“ erfolgt. Sie habe zuletzt im Februar darüber informiert, „dass sie einen Erhalt der Alten Schlosswirtschaft verfolge“. Nach dem Teileinsturz habe sie mitgeteilt, dass sie nunmehr einen Abriss beabsichtige. „Die Regierung von Oberbayern wird daher voraussichtlich im Januar 2024 über den Widerspruch der Eigentümerin gegen die Ablehnung der Abrisserlaubnis entscheiden.“

Erstmals erwähnt wurde die Schlosswirtschaft 1425. In ihrer heutigen Form mit dem aus Denkmalschutzsicht wertvollen, weil seltenen spätbarocken Krüppelwalmdach wurde sie im ausgehenden 18. Jahrhundert errichtet. Das Wirtschaftsgebäude, das zum Schloss Planegg gehörte, beherbergte im Laufe der Jahrhunderte eine Taverne, einen Gasthof und auch Stallungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es eine Zeit lang als Unterkunft für Flüchtlinge. Inzwischen steht es mehr als ein halbes Jahrhundert lang leer.

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