Trotz gestiegenem Co2-Preis - Lindner verweigert Klimageld: Das kostet Sie Hunderte Euro extra im Jahr

Jedes Jahr steigt der Preis, den Unternehmen für die Emission von einer Tonne Co2-Äquivalenten bezahlen müssen. Am 1. Januar stieg dieser Co2-Preis von 30 auf 45 Euro um satte 50 Prozent, nächstes Jahr geht es auf 55 Euro. Ab 2026 werden die Zertifikate dann frei gehandelt, wobei die Bundesregierung eine Spanne für den Preis setzt, die zwischen 55 und 65 Euro liegt. Mutmaßlich werden Emissionen dann noch teurer werden.

Der Sinn des Co2-Preises ist schnell erfasst. Die Wirtschaft soll über Geld dazu motiviert werden, weniger Emissionen zu verursachen, um Geld zu sparen. Bisher ist davon wenig zu sehen, was aber auch daran liegt, dass notwendige Umbauten viele Jahre dauern werden. Den größten sichtbaren Effekt hat der Co2-Preis deswegen bisher auf die Verbraucherpreise, denn Unternehmen, die höhere Gebühren für ihre Emissionen zahlen müssen, schlagen das eben auf die Endpreise drauf.

Zwar stammt der Co2-Preis noch aus den Zeiten der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD, doch die Ampel-Koalition, allen voran die Grünen, hatten zur letzten Bundestagswahl einen Ausgleichsmechanismus vorgeschlagen. Die kompletten Einnahmen aus dem Co2-Preis sollten demnach in Form eines Klimageldes gleichermaßen auf alle Einwohner des Landes verteilt werden. Dabei geht es um viel Geld: 2024 rechnet die Bundesregierung mit Einnahmen von 10,9 Milliarden Euro. Pro Kopf würde das ein Klimageld von ungefähr 129 Euro pro Jahr ergeben. Eine vierköpfige Familie bekäme also rund 516 Euro zurück.

Koalitionsvertrag schwammig

Neben dem sozialen Ausgleich soll das auch eine Lenkungswirkung haben, denn Haushalte, die wenig Co2 verbrauchen, zahlen auch weniger Anteil am Co2-Preis und machen ergo einen größeren Gewinn über das Klimageld, während Haushalte, die sehr viel Co2 verbrauchen, auch nach Abzug des Klimageldes noch draufzahlen. Bürger hätten so also auch einen finanziellen Anreiz, Emissionen zu vermeiden, soweit das eben geht.

Doch das Klimageld kommt nicht. Schon im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und FDP nur auf eine schwammige Formulierung geeinigt, nach der in dieser Legislaturperiode lediglich ein Mechanismus eingeführt werden sollte, mit dem solche Pro-Kopf-Zahlungen möglich sind. Wahrscheinlich wird dies ab 2025 auf eine Verknüpfung der individuellen Steuernummer mit einem Girokonto hinauslaufen. Mehr gibt es aber nicht, wie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) am Wochenende noch einmal klarstellte. „Ob wir die Förderlandschaft in diese Richtung politisch umbauen, das wird nach der nächsten Wahl zu entscheiden sein“, sagte er gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).

Für Sie bedeutet das, dass mit höherem Co2-Preis, aber ohne Klimageld, vor allem Ihre Ausgaben steigen. Und zwar in diesem Bereichen:

1. Verkehr

Der ADAC geht davon aus, dass der Liter Benzin in diesem Jahr durch die Anhebung des Co2-Preises rund 4,3 Cent mehr kosten wird als im Vorjahr. Diesel steigt um 4,7 Prozent. Bei einer für deutsche Autofahrer durchschnittlichen Fahrleistung von 12.670 Kilometern pro Jahr und einem Durchschnittsverbrauch von 7,7 Litern Benzin oder 7,0 Litern Diesel pro 100 Kilometer ergibt das Zusatzkosten von rund 42 Euro für Fahrer von Benzinern und 41,70 Euro für Dieselfahrer.

Das sind aber nur die Zusatzkosten gegenüber dem Vorjahr, in dem es den Co2-Preis auch schon gab. Seit Einführung der Emissionsabgabe haben sich die Kosten für einen Liter Benzin laut ADAC um 12,7 Cent und für Diesel um 14,2 Cent erhöht. Bei den typischen Fahrleistungen und Verbrauchsdaten ergibt das 123,90 Euro extra pro Jahr für Fahrer eines Benziners und 125,93 Euro für Dieselfahrer.

2. Heizung

Im Haushalt selbst sind es vor allem Heizungen, die für Co2-Emissionen sorgen – zumindest dann, wenn Sie zu der Mehrheit der Deutschen gehören, die noch immer mit Öl oder Gas heizen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen schätzt diese Mehrkosten für 2024 auf rund 1,1 Cent pro Kilowattstunde Erdgas und 14,3 Cent pro Liter Heizöl gegenüber dem Jahr 2020, als es noch keinen Co2-Preis gab.

Bei einem typischen Single-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 kWh Erdgas oder 500 Litern Öl wären das Zusatzkosten von 55 beziehungsweise 72 Euro pro Jahr. Familien mit einem Verbrauch von 15.000 kWh Erdgas oder 1500 Litern Heizöl zahlen 165 Euro extra für Erdgas und 216 Euro extra für Heizöl.

Dabei sind hier die Möglichkeiten, den Kosten auszuweichen, gering. Die meisten Deutschen wohnen zur Miete, das heißt, sie haben keinen Einfluss darauf, mit welcher Anlage in ihrem Haus geheizt wird. Aber: Der Anteil, den Vermieter auf Mieter umlegen dürfen, sinkt, je mehr Emissionen ein Haus ausstößt. Hier haben Vermieter also zumindest indirekt einen Anreiz, auf Co2-arme Heizungen umzusteigen.