Studie deckt auf - Warum Diäten uns dicker machen – die Wahrheit über den Jo-Jo-Effekt wiegt schwer

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Getty Images/Fiordaliso Wer abnehmen will und Diäten ausprobiert, kennt es: Anfangs purzeln die Pfunde, doch bald sind sie zurück – der Jo-Jo-Effekt schlägt zu.
Montag, 25.11.2024, 11:38

Ständiges Auf und Ab auf der Waage? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop erklärt, was hinter dem gefürchteten Jo-Jo-Effekt steckt und wie neueste Forschungen das Phänomen beleuchten.

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Was ist der Jo-Jo-Effekt? 

Wer ein paar zusätzliche Kilos auf die Waage bringt, abnehmen will und sich dazu schon einmal an einer der vielen Diäten versucht hat, kennt das Phänomen: Die Pfunde purzeln zwar zu Beginn, doch nach wenigen Wochen oder Monaten sind sie wieder da. Der Jo-Jo-Effekt hat zugeschlagen.

Bei einer Diät ist es also wie beim JoJo-Spiel: Es geht runter und rauf - und mit der nächsten Diät wieder runter und wieder rauf mit den Kilos. Und wer einmal in diesem Teufelskreis landet, der wird immer dicker, fetter (mehr Fett als Muskeln kommen zurück) und zerstört sich langfristig den Stoffwechsel und das Hungergefühl - und das kann zu Essstörungen führen.

Der JoJo-Effekt basiert unter anderem auf Anpassungsmechanismen des Körper auf Energiemangel. Das Hirn merkt sich das und steuert entsprechend dagegen: Stoffwechselvorgänge werden verlangsamt und der Körper schaltet in den Energiesparmodus. Steht dann wieder genug Nahrung zur Verfügung wird schnell und fleißig Energie gespeichert, um sich vor der nächsten „Hungersnot“ namens Diät zu wappnen. Auch die „Schnelllern-Gene“ spielen hier eine Rolle, das haben gerade Forscher der Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) entdeckt.

Über Uwe Knop

Uwe Knop
Privat Uwe Knop

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein neues Buch "ENDLICH RICHTIG ESSEN" erschien im August 2024.

Was genau haben die Schweizer Forscher dazu nun herausgefunden? 

In Kürze: Fettzellen „erinnern“ sich an Übergewicht. Um das zu belegen suchten die Schweizer Forscher bei Mäusen nach den molekularen Ursachen des Jo-Jo-Effekts. In Ihrer Studie, publiziert in der renommierten Fachzeitschrift Nature, erforschten sie dazu Fettzellen von übergewichtigen Mäusen und solchen, die nach einer Diät ihr Übergewicht verloren hatten.

Dabei konnten sie zeigen: Fettleibigkeit führt zu Erbgutanpassungen im Kern der Fettzellen. Das Besondere daran: Auch nach einer Diät bleiben diese Markierungen bestehen. „Die Fettzellen erinnern sich an den übergewichtigen Zustand und können leichter in diesen zurückversetzt werden“, so die Wissenschaftler. So konnten sie zeigen, dass Mäuse mit dieser Erbgutanpassungen schneller Gewicht zulegten, wenn sie wieder Zugang zu fettreicher Nahrung hatten. „Damit haben wir eine molekulare Grundlage für den Jo-Jo-Effekt gefunden“, so das Fazit.

Auch beim Menschen gibt es Hinweise, die diesen Mechanismus zu bestätigen scheinen: Die ETH-Forschenden analysierten Fettgewebe-Biopsien von ehemals übergewichtigen Personen, die sich einer Magenverkleinerung oder einer Magenbypass-Operation unterzogen hatten. Die Gewebeproben stammen aus verschiedenen Studien, die am Karolinska-Institut in Stockholm und an Spitälern in Leipzig, Dresden und Karlsruhe durchgeführt wurden.

In diesen Proben untersuchten die Forschenden nicht die Erbgutanpassungen - die sogenannten epigenetischen Marker - sondern die Genaktivität. Die Ergebnisse stimmen jedoch mit jenen der Mäuse überein. Es könnte also sein, dass die Epigenetik auch bei uns genauso „zuschlägt“.

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Epigenetik - was genau ist das? 

Die Epigene sind sozusagen die „Schnelllern-Gene“, mit denen sich Lebewesen schnell an sich-ändernde-Umweltbedingungen anpassen. Die Epigenetik ist dabei jener Teil der Genetik, der nicht auf der Abfolge der Gen-Bausteine beruht, sondern auf kleinen, aber charakteristischen chemischen Markierungen an diesen Bausteinen. Die Abfolge der Bausteine hat sich im Lauf der Evolution über einen langen Zeitraum herausgebildet, wir alle haben sie von unseren Eltern geerbt.

Epigenetische Markierungen hingegen sind dynamischer: Umwelteinflüsse, Ernährungsgewohnheiten und der Zustand des Körpers – wie zum Beispiel Fettleibigkeit – können sie im Lauf des Lebens verändern. Sie bleiben über viele Jahre, mitunter Jahrzehnte stabil. In dieser Zeit bestimmen sie wesentlich mit, welche Gene in unseren Zellen aktiv sind und welche nicht. Die Epigenetik sagt also einer Zelle, was für eine Zelle sie ist und was sie tun soll.

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Was kann man tun, um den JoJo-Effekt zu vermeiden? 

Am besten wäre es, gar nicht erst dick zu werden. Denn Fettzellen sind langlebige Zellen. Sie werden im Schnitt zehn Jahre alt, bevor unser Körper sie durch neue Zellen ersetzt - und wahrscheinlich vergessen sie nicht. Derzeit ist es nicht möglich, die epigenetischen Markierungen im Zellkern mit Medikamenten zu verändern und damit das epigenetische Gedächtnis zu löschen. Gerade weil es diesen Gedächtniseffekt gibt, wäre es ideal. Übergewicht von vornherein zu vermeiden.

Wer hingegen schon ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hat und abnehmen möchten, der hat die besten Chancen, den JoJo-Effekt zu vermeiden, indem er folgendes beherzigt. Die wichtigsten Tipps sind eine individuell angepasste Ernährungs- und Lebensstiländerung, die perfekt zum eigenen Stoffwechsel und den persönlichen Vorlieben passt.

Es ist ratsam, sich auf Lebensmittel zu konzentrieren, die man gerne isst und gut verträgt, um moderat und nachhaltig abzunehmen. Häufige Fehler bei Diäten sind zu schnelles und radikales Abnehmen sowie eine Ernährungsumstellung, die nicht zur eigenen Persönlichkeit passt.

Surftipp: Weitere Infos über den Schlüssel zum Abnehm-Erfolg können Sie hier nachlesen.

Dieser Content stammt vom FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.