Studie deckt auf: Kein gesundheitlicher Vorteil bei Intervallfasten
Der komplette Verzicht von Nahrung wirkt sich positiv auf den Körper aus. Allerdings erst, wenn das Fasten lange genug durchgehalten wird.
Intervallfasten soll eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen für den Körper bieten. Der Verzicht von Nahrung für einige Stunden oder gar Tage soll sich demnach positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit, das Diabetes-Risiko und das Gewicht auswirken. Intervallfasten, auch intermittierendes Fasten genannt, soll aber nur gesund sein, wenn es richtig durchgeführt wird. Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, Dänemark und Norwegen fanden in einer Studie heraus, dass diese Vorteile bei kurzem Fasten möglicherweise nicht auftreten. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature Metabolism“ veröffentlicht.
Intervallfasten: Teilnehmer verloren in sieben Tagen etwa 5,7 Kilogramm Gewicht

Im Rahmen der Studie stellte das Team um Maik Pietzner fest, dass es in der Regel mehr als drei Tage dauert, bis sich der Organismus auf das Fasten einstellt und die gesundheitlichen Vorteile eintreten. Demnach braucht die Proteinproduktion aller wichtigen Organe etwa sieben Tage, bis sich Veränderungen bemerkbar machen. Sieben Tage lang verzichteten die Probanden auf feste Nahrung und nahmen nur Wasser zu sich. Vor, während und nach der Fastenwoche kontrollierten die Wissenschaftler das Blut der Teilnehmer auf wichtige Gesundheits-Marker.
Das Ergebnis: Veränderungen traten bei allen zwölf gesunden Teilnehmern auf. Etwa 5,7 Kilogramm nahmen die Probanden im Durchschnitt ab. „Zum ersten Mal können wir sehen, was auf molekularer Ebene im Körper passiert, wenn wir fasten“, erklärt Claudia Langenberg, Epidemiologin an der Queen Mary University of London. „Unsere Ergebnisse belegen die gesundheitlichen Vorteile des Fastens, die über die Gewichtsabnahme hinausgehen, aber diese waren erst nach drei Tagen völliger Kalorienbeschränkung sichtbar - später, als wir bisher dachten“, führt sie fort.
Was passiert im Körper, wenn sieben Tage auf Nahrung verzichtet wird?
Zahlreiche frühere Studien zeigen die positiven Auswirkungen von Intervallfasten, also dem Fasten in kürzeren Abständen. Wer jeden Tag nur wenige Stunden, wie beispielsweise beim 16:8-Rhythmus, auf Nahrung verzichtet, soll verschiedene Aspekte seiner Gesundheit verbessern. Dazu gehören laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Gewichtsabnahme, Senkung des Blutdrucks, Verbesserung der Knochendichte und Appetitkontrolle. In einigen Experimenten wurden sogar Hinweise darauf gefunden, dass kurze Hungerphasen den natürlichen Alterungsprozess verlangsamen und möglicherweise die Lebenserwartung verlängern könnten.
Meine news
Was tatsächlich im menschlichen Körper während des Fastens stattfindet, ist leider bislang nicht klar. Bisher fehlen ausreichend gute klinische Studien, auf deren Grundlage evidenzbasierte Ratschläge für Patienten formuliert werden können. Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass von den etwa 3.000 Proteinen, die im Blut der Teilnehmer gemessen wurden, etwa ein Drittel „tiefgreifende systemische Veränderungen“ aufweist, nachdem sie sieben Tage lang nur Wasser getrunken hatten. Die Proteinveränderungen, die den größten gesundheitlichen Nutzen erwarten ließen, wurden erst nach drei aufeinanderfolgenden Fastentagen beobachtet. Dazu gehören auch Proteinveränderungen, die mit Verbesserungen bei rheumatoider Arthritis und kardiovaskulärer Gesundheit verbunden sind.
Nur unter ärztlicher Aufsicht: Fasten ist nicht für jeden geeignet
Obwohl nur zwölf Teilnehmer an der Studie teilnahmen, gehen die Experten davon aus, dass sich die Ergebnisse auf die allgemeine Bevölkerung übertragen lassen. Die Forscher warnen allerdings, dass eine solch lange Fastenzeit nicht ohne ärztliche Begleitung durchgeführt werden sollte. Das Fasten über mehrere Tage kann ernsthafte Risiken mit sich bringen, die gewünschten Ergebnisse seien dies möglicherweise nicht wert. Ärzte raten Kindern, Jugendlichen, Schwangeren, Diabetikern und Menschen mit Essstörungen generell vom intermittierenden Fasten ab.
„Wir hoffen, dass diese Erkenntnisse Aufschluss darüber geben können, wann Fasten von Vorteil ist und damit zur Entwicklung von Behandlungen beitragen können, die für möglichst viele Patientinnen und Patienten geeignet sind“, schreiben die Forscher in ihrer Studie.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.