Schlag für Pflegekräfte: Deutsches Unternehmen ist insolvent – auch Kliniken und Heime betroffen
Das auf medizinisches Fachpersonal spezialisierte Unternehmen G-Medical ist in die Insolvenz gerutscht. Damit werden Kliniken und Heime künftig ihren Personalengpass anders schließen müssen.
Bocholt – Die Zeitarbeitsfirma G-Medical ist insolvent. Wie das Bocholter Borkener Volksblatt am 26. August schrieb, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit, dass es Insolvenz angemeldet habe. Geschäftsführer Bastian-Maximilian Greve schrieb in einer Nachricht an Angestellte, dass die auf Pflegekräfte spezialisierte Firma nicht mehr in der Lage sei, die anstehenden Löhne zu bezahlen.
Auf Pflegekräfte spezialisiertes Unternehmen ist insolvent – und kann anstehende Löhne nicht bezahlen
Da sich die finanzielle Situation in den letzten Wochen verschlechtert habe, könne man den Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. „Aus diesem Grund bleibt uns leider keine andere Wahl, als Insolvenz anzumelden“, so die Mitteilung an die Belegschaft. G-Medical stellt medizinisches Fachpersonal zur Verfügung, darunter auch Pflegekräfte, an medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altersheime. Wie viele Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen sind, teilte die Firma auf Anfrage nicht mit.
Der Pflegekräftenotstand in Deutschland wird sich in den kommenden Jahrzehnten infolge der demografischen Entwicklung weiter verstärken. Seit 2017 liegt laut GKV-Spitzenverband der jährliche Anstieg an Pflegebedürftigen bei 326.000. Pflegeeinrichtungen mangelt es akut an Personal, weshalb Plätze in Pflegeheimen immer teurer werden. Pflegeeinrichtungen können deswegen zunehmend nicht die benötigten Leistungen erbringen, wie eine DEVAP-Umfrage ergab.

Fachkräftemangel in Deutschland – Insolvenz eines Unternehmens trifft Kliniken und Heime
Die Branche arbeitet daher akribisch daran, das Berufsbild attraktiver zu gestalten. So werben einige Unternehmen mit Arbeitsmodellen wie der Vier-Tage-Woche. Auch die Löhne haben sich für Pflegepersonal in den vergangenen Jahren erhöht und liegen weit über dem gesetzlichen Mindestlohn. Am 01.07.2025 wird laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales für ungelernte Pflegekräfte der Lohn auf 16,10 Euro, für qualifizierte Hilfskräfte 17,35 Euro und für Pflegefachkräfte auf 20,50 Euro steigen. Die finanzielle Belastung für Unternehmen steigt dadurch mit.
1.12.2023 | 1.2.2024 | 1.5.2024 | 1.7.2025 | |
Ungelernte Pflegehilfskräfte | 14,15 Euro | 14,15 Euro | 15.50 Euro | 16,10 Euro |
Qualifizierte Hilfskräfte | 15,25 Euro | 15,25 Euro | 16,50 Euro | 17,35 Euro |
Pflegefachkräfte | 18,25 Euro | 18,25 Euro | 19,50 Euro | 20,50 Euro |
Für Menschen in Pflegeheimen auf der anderen Seite entstehen immer höhere Kosten. Wie der Verband der Ersatzkassen (VDEK) mitteilt, stieg der bundesweite Durchschnitt des Eigenanteils auf monatlich 2.871 Euro. Grund dafür seien die Inflation, Personalkosten sowie die Weitergabe der Ausbildungskosten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) macht die Länder dafür verantwortlich: „Die Länder sind im Krankenhaus-Sektor wie im Pflege-Sektor ihren Verpflichtungen nicht ausreichend nachgekommen“, monierte der Minister beim ZDF und versprach eine Finanzierungsreform. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, seien bereits entsprechende Gesetzesreformen auf dem Weg.
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Unternehmen G-Medical ist insolvent – blickt aber optimistisch in die Zukunft
Trotz der Turbulenzen äußerte sich Greve positiv über die Zukunft des Unternehmens: „Wir können euch sagen, dass unsere Kunden teilweise heute schon bis zum Ende des Jahres gebucht haben, weshalb wir guter Dinge sind und der Betrieb vorerst weiterläuft“. Er beteuert gleichzeitig, dass die Insolvenz nötig sei, um die gesetzlich vorgeschriebenen Prozesse einzuleiten und die verbleibenden Möglichkeiten zu prüfen, das Unternehmen zu retten.
Die Sanierung des Unternehmens soll demnach zusammen mit dem Insolvenzverwalter so transparent wie nur möglich gestaltet werden. Der Geschäftsführer dankt in der Mitteilung der Belegschaft für die harte Arbeit, Engagement und Loyalität in dieser schwierigen Zeit.
Weiter hieß es darin: „Bitte wisst, dass dies eine Entscheidung war, die wir uns nicht leicht gemacht haben, und dass wir weiterhin alles in unserer Macht Stehende tun werden, um euch in dieser Situation zu unterstützen“. Greve weist abschließend darauf hin, „dass das Niederlegen eurer Arbeit Auswirkungen auf euer Insolvenzgeld haben kann“.