Der „farblose Hirschkäfer“ - 299 Euro statt 5 Euro: Seltene Fehlprägungen bei Gedenkmünze sorgen für Aufsehen

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Thomas Egeler/MünzenWoche/feathercollector via Canva Pro/Getty Images Farbschock bei der 5-Euro-Münze: Diese Fehlprägungen bringen Sammler zum Staunen
Donnerstag, 05.12.2024, 09:07

Fehlprägungen und Farbfehler sorgen bei der Münzserie „Wunderwelt Insekten“ für Aufsehen. Besonders spannend: Manche Exemplare zeigen verrutschte Farben, andere sind farblos. Münz-Experte Sebastian Wieschowski erklärt, warum solche Fehler Sammler begeistern.

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Ein Sammler war verblüfft, als er mehrere Exemplare seiner frisch gelieferten 5-Euro-Münzen unter die Lupe nahm, die seit dem 26. September 2024 zum aufgeprägten Wert von fünf Euro bei den Bundesbanken zu bekommen ist und Teil der Serie „Wunderwelt Insekten“ mit teilkolorierten Münzen ist. Gleich in mehreren Rollen fand er Münzen, bei denen die Farben des Hirschkäfers deutlich verrutscht waren. Statt präziser Farbdetails zeigten diese Exemplare unbedruckte Bereiche, die normalerweise bedruckt sein sollten.

Dieser Fund bleibt kein Einzelfall: Laut einer Recherche der Online-Zeitschrift „MünzenWoche“ sind aktuell mindestens 33 solcher Münzen bekannt. Besonders bemerkenswert ist ein Exemplar, das vollständig ohne Farbauftrag ausgegeben wurde – ein Detail, das Sammlerherzen höher schlagen lässt.

Während die Münzen, bei denen das Motiv nicht mittig aufgebracht wurde (Numismatiker sprechen von einer „dezentrierten“ Prägung bzw. einem Druck) bereits für rund 49 Euro verkauft wurden, erzielte die farblose Variante einen Angebotspreis von 299 Euro - ein erheblicher Wertzuwachs gegenüber dem Nominalwert von nur fünf Euro. Sammler sind elektrisiert: Sie können den Wert ihrer Münzen also verzehnfachen oder im besten Fall sogar das 60-fache des Kaufpreises herausholen.

Über Sebastian Wieschowski

Sebastian Wieschowski
Privat Sebastian Wieschowski

Sebastian Wieschowski ist Münzensammler seit Kindertagen und Experte für Numismatik und Edelmetalle. Er schreibt seit 2012 für deutsche und internationale Fachmedien. Mit seinen eigenen Buchprojekten (z.B. die „Bullion-Bibel“ oder der „Raritäten-Radar“) und Multimedia-Inhalten (als „Coinosseur“ bei YouTube) bearbeitet er Trend- und Zukunftsthemen für Sammler und möchte seine Leidenschaft weitertragen – als Hobby, aber auch als Wertanlage. Hier geht es zu seiner Webseite: www.coinosseur.de

Produktion mit Herausforderungen: Warum passieren solche Fehler?

Die Herstellung von Münzen mit Farbapplikationen ist technisch anspruchsvoll. Reinhard Riffel vom Bayerischen Hauptmünzamt erklärt gegenüber der „MünzenWoche“, wie solche Fehler zustande kommen können:

  1. Prägung und Druckprozess: Zunächst wird die Münze wie jede andere geprägt, bevor der Farbauftrag im Digitaldruckverfahren erfolgt.
  2. Ursache für verrutschte Farben: Während des automatisierten Druckvorgangs kann es vorkommen, dass das Kamerasystem die genaue Position der Münze nicht korrekt erfasst. Ein Grund dafür ist die stark spiegelnde Oberfläche der Münze, die das System irritiert. Das Ergebnis: Die Farbe wird dezentriert aufgetragen.
  3. Sorgfältige Kontrollen: Zwar werden Fehlprägungen sowohl maschinell als auch manuell kontrolliert, dennoch können vereinzelt fehlerhafte Exemplare den Weg in den Umlauf finden. Laut Riffel handelt es sich hierbei jedoch um Einzelfälle, die sich im Bereich von „Parts per Million“ (ppm) bewegen – eine extrem geringe Menge im Vergleich zu den Millionenstückzahlen der Gesamtauflage.

Besonders der vollständig farblose Hirschkäfer gibt Rätsel auf: „Dass eine Münze ohne Kolorierung durch alle Kontrollmechanismen hindurchkommt, ist äußerst unwahrscheinlich“, betont Riffel gegenüber der „MünzenWoche“. Eine Manipulation, etwa durch das nachträgliche Entfernen der Farbe, kann laut der „MünzenWoche“ nicht ausgeschlossen werden.

Rätselhafte Fehlprägungen: Wie entstehen sie wirklich?

Die Frage, wie ein Exemplar wie der „farblose Hirschkäfer“ überhaupt existieren kann, sorgt für Diskussionen. Experten sehen zwei mögliche Szenarien:

  1. Nachträgliche Bearbeitung: Die feine, gleichmäßige Oberfläche könnte darauf hindeuten, dass die Farbe nach der Ausgabe vorsichtig entfernt wurde. Möglich wäre dies etwa mit einem Polierstrahl oder einer chemischen Methode.
  2. Verlust im Produktionsprozess: Alternativ könnte die Münze vor der Kolorierung aus dem Fertigungsprozess entkommen sein – eine äußerst seltene, aber plausible Erklärung.

Ähnliche exotische Fehlprägungen sind in der Vergangenheit immer wieder aufgetaucht, etwa Ein-Euro-Münzen mit dem Motiv eines anderen Landes oder Rohlinge mit falschen Motiven. Solche Stücke sind bei Sammlern hochbegehrt und erzielen oft Preise im drei- bis vierstelligen Bereich. Ob diese Summen tatsächlich gezahlt werden, bleibt jedoch fraglich.

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Vorsicht bei Fehlprägungen: Tipps für Sammler

Fehlprägungen wie der „farblose Hirschkäfer“ sind faszinierend, bergen aber auch Risiken für Sammler - deshalb sollten sie folgende Tipps bedenken:

  1. Echtheit überprüfen lassen: Bei hochpreisigen Münzen sollten Käufer auf unabhängige Gutachten vertrauen, um Fälschungen oder Manipulationen auszuschließen.
  2. Marktpreise vergleichen: Angebote für Fehlprägungen können stark variieren. Eine gründliche Recherche verhindert überhöhte Ausgaben.
  3. Rückgaberecht nutzen: Wer bei seriösen Händlern kauft, sollte auf eine Garantie oder ein Rückgaberecht achten, falls sich die Münze als nicht authentisch herausstellt.

Fehlprägungen bleiben faszinierend

Die neuen Entdeckungen rund um die Münze „Hirschkäfer“ zeigen, dass das Sammeln von Münzen ein spannendes Hobby voller Überraschungen ist. Ob verrutschte Farben, gänzlich fehlende Applikationen oder Variationen in der Randschrift – solche Besonderheiten machen Münzen einzigartig und steigern ihren Reiz für Sammler. Und nachdem von der Insekten-Münze genau 1.165.000 Stück geprägt wurden, ist es nicht unwahrscheinlich, dass weitere auffällige Exemplare auftauchen - wer am 26. September 2024 bei der Bundesbank ein paar Hirschkäfer-Münzen ergattert hat, sollte diese also einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Trotz des großen Interesses ist Vorsicht geboten: Nicht jede vermeintliche Fehlprägung ist auch ein echtes Sammlerstück. Mit einer genauen Prüfung und seriösen Quellen können Sammler jedoch wahre Schätze entdecken – und vielleicht selbst eine spektakuläre Kuriosität in ihrer Sammlung finden.

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