Waffenruhe und Geiselbefreiung – Ägypten und USA suchen erneut Lösung in Nahen Osten
Neue Hoffnung in Kairo? Hamas und Vermittler beraten über einen Waffenstillstand. Gleichzeitig erschüttern Luftangriffe Gaza-Stadt.
Kairo – Inmitten fortgesetzter Kämpfe im Gazastreifen intensivieren Ägypten, die USA und Katar ihre Bemühungen, eine erneute Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas zu erreichen. Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf palästinensische Quellen berichtet, ist eine hochrangige Hamas-Delegation unter Leitung des Chefunterhändlers Khalil al-Hayya in der ägyptischen Hauptstadt eingetroffen, um mit Regierungsvertretern über einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Nahost-Konflikt und einen Geisel- beziehungsweise Gefangenenaustausch zu sprechen.
Ägypten und USA suchen erneut Lösung in Nahen Osten
Das geplante Treffen soll am Mittwoch (12. August) stattfinden. Diskutiert werden könnte ein Paket, das eine 60-tägige Feuerpause vorsieht, gefolgt von Verhandlungen über eine langfristige Waffenruhe. Teil der Vereinbarung wäre auch die Freilassung aller in Gaza festgehaltenen israelischen Geiseln – sowohl der Lebenden als auch der Toten – „in einem Schwung“.
Der palästinensisch-amerikanische Geschäftsmann und US-Hamas-Vermittler Dr. Bishara Bahbah forderte analog in einem Interview mit der Jerusalem Post eine sofortige Rückkehr an den Verhandlungstisch. „Jeden Tag, den ihr wartet, sterben 80 bis 100 Palästinenser – manchmal mehr. Innerhalb von drei Wochen sind das 1.500 bis 2.000 Menschen“, sagte Bahbah. Prolongierte Militäroperationen seien eine „nutzlose Aktivität“, die „die Geiseln gefährden“ und keine Lösung bringen würden.
Laut Bahbah könnte ein „teilweises Abkommen“, etwa eine auf zwei Monate befristete Waffenruhe, dringend benötigten Verhandlungsspielraum schaffen, ohne dass weitere Zivilisten getötet würden. Israel stehe unter wachsendem öffentlichen Druck, nachdem führende Militärs vor einer geplanten Offensive in Gaza-Stadt gewarnt hatten, die sowohl Geiseln als auch Soldaten in Lebensgefahr bringen könnte.
Israelisches Militär in Gaza: Kämpfe gehen unvermindert weiter
Während der diplomatischen Bemühungen setzte das israelische Militär seine Angriffe fort. In der Nacht zu Dienstag, so Reuters, töteten Luft- und Panzerangriffe in östlichen Vierteln von Gaza-Stadt mindestens elf Menschen, darunter Frauen und Kinder. Das Gesundheitsministerium in Gaza meldete zudem fünf weitere Tote durch Hunger und Mangelernährung – insgesamt seien seit Kriegsbeginn 227 Menschen an diesen Ursachen gestorben, darunter 103 Kinder.
Trotz der Ankunft der Hamas-Delegation in Kairo bleiben die Differenzen erheblich. Strittig sind unter anderem das Ausmaß eines israelischen Rückzugs und die Forderung Israels nach vollständiger Entwaffnung der Hamas.
Israel im Krieg gegen die Hamas – Neuer Vorschlag mit türkischer Beteiligung
Laut Sky News Arabia wurde der Hamas in Kairo ein gemeinsamer Vorschlag Ägyptens, Katars und der Türkei präsentiert, der das Kriegsende und die Freilassung aller Geiseln vorsieht. Israel würde demnach seine Truppen „unter arabisch-amerikanischer Aufsicht“ zurückziehen, bis eine Einigung über die Entwaffnung der Hamas und deren Rückzug aus der Regierung des Gazastreifens erzielt ist. In einer Übergangsphase soll die Hamas jede militärische Aktivität einstellen, um Verhandlungen über ein dauerhaftes Ende des Krieges zu ermöglichen.
Die Angehörigen der in Gaza verbliebenen rund 20 lebenden Geiseln befürchten, dass eine Ausweitung der Kampfhandlungen ihre Angehörigen in Lebensgefahr bringen könnte. Das israelische „Hostage Families Forum“ rief daher zu einem landesweiten Streik auf, um Druck für ein Abkommen zu machen, berichtet unter anderem die New York Times. „Das Ausweiten der Kämpfe gefährdet nur die, die noch in den Tunneln von Gaza festgehalten werden“, erklärte die Gruppe.
Auch Überlebende von Hamas-Gefangenschaft beteiligten sich an Protesten vor Regierungsgebäuden. Die Mutter eines in Gaza festgehaltenen Soldaten sagte: „Sie kämpfen, um ihn zurückzubringen – aber in der Praxis setzen sie sowohl sein Leben als auch das der Soldaten aufs Spiel.“ (chnnn/AFP)