Generationenkapital kommt - Anlegen wie ein Staatsfonds: Das müssen Sie besser machen als die Bundesregierung

200 Milliarden Euro will die Bundesregierung bis 2035 in die Aktienrente investieren, die jetzt Generationenkapital heißt. Zwölf Milliarden Euro werden dieses Jahr als Grundstock angelegt, danach folgen jährliche Zahlungen sowie die Überschreibung von Vermögenswerten wie Immobilien. Am Ende soll der Fonds ab 2036 pro Jahr eine Netto-Rendite von rund fünf Prozent erwirtschaften und damit die Rentenversicherung entlasten. Die Beiträge von Erwerbstätigen müssten dann nicht so stark steigen, auch das Rentenniveau, also das Verhältnis von Rentenzahlungen zu durchschnittlichen Löhnen, kann höher bleiben als ohne Staatsfonds.

Deutschland reiht sich damit in eine Reihe von rund 50 Staaten ein, die Staatsgelder in mehr als 100 Fonds an der Börse anlegen. Der Größte ist die China Investment Corporation (CIC) mit einem Volumen von 1,2 Billionen Euro im Jahr 2022. Dahinter folgt der norwegische Government Pension Funds mit rund einer Billion Euro vor der Abu Dhabi Investment Authority (722 Milliarden Euro) und der Kuwait Investment Authority (686 Milliarden Euro). Der bekannte Public Investment Fund (PIF) aus Saudi-Arabien folgt hinter seinem Pendant aus Singapur nur auf Platz sechs mit 555 Milliarden Euro. Weltweit wäre Deutschland mit 200 Milliarden Euro also nicht einmal in den Top Ten. Das verdeutlicht, dass diese Summe für uns zwar enorm ist, global gesehen aber nicht außergewöhnlich.

Jeder Staatsfonds hat eine andere Strategie

Die Anlagestrategien der Staatsfonds sind dabei divers. Es geht immer um die Frage, für welchen Zweck ein Fonds eingerichtet wurde. Bei den Staatsfonds der Golfstaaten geht es hauptsächlich darum, das Vermögen der Länder weg von Öl und Gas in andere Bereiche zu diversifizieren. Diese Staaten nutzen ihre Fonds, um sich für eine Zukunft nach dem Ende der fossilen Energie zu rüsten. Dazu gehören etwa auch Investments in Fußballclubs. So kaufte der saudi-arabische PIF vergangenes Jahr den englischen Verein Newcastle United. Der katarische Fonds Qatar Investment Authority hingegen besitzt den französischen Verein Paris St. Germain.

Andere wie die chinesischen Staatsfonds, von denen es mehrere gibt, investieren viel Geld in Infrastruktur-Projekte besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern. Neben der Möglichkeit, hier Renditen zu verdienen, nutzt China seine Staatsfonds auch, um seine wirtschaftliche und politische Macht weltweit auszubauen. Und wieder andere ähneln dem geplanten Generationenkapital. So unterstützt der norwegische Staatsfonds teilweise auch das dortige Rentensystem, während der Alaska Permanent Fund im nördlichsten Bundesstaat der USA die Hälfte seiner Gewinne jedes Jahr in Form von Dividenden an die Einwohner Alaskas verteilt. 2022 waren das etwa nette 3000 Euro pro Person.

Im Prinzip gelten für Staatsfonds an der Börse genau dieselben Regeln und Möglichkeiten wie für jeden Kleinanleger. Sie unterliegen aber je nach Nation verschiedenen Auflagen und Beschränkungen, die Sie als Privatanleger nicht haben, es sei denn, Sie legen sich diese selbst auf. Hier sind die wichtigsten:

1. Viel stärkere Diversifikation

Seine Geldanlage zu streuen, ist eines der wichtigsten Anlageprinzipien für jeden Anleger. Gemeint ist damit, dass Sie nicht Ihr gesamtes Vermögen zum Beispiel in eine Aktie stecken, sondern auf möglichst viele Anlagen und Anlageklassen verteilen. Die Logik dahinter ist, dass Sie Ihre Verluste minimieren, sollte ein Konzern, eine Anleihe oder gar ein ganzer Markt crashen. Macht diese Anlage 100 Prozent Ihres Vermögens aus, ist das Geld futsch. Macht sie nur zehn Prozent aus, sind eben nur zehn Prozent futsch.

Staatsfonds haben dafür ganz andere Möglichkeiten als Kleinanleger. Der norwegische Staatsfonds hielt etwa Ende 2022 Aktien von 9228 Konzernen weltweit, dazu Anleihen und tausende von Immobilien. Als Kleinanleger werden Sie bestenfalls auf zehn bis 20 verschiedene Positionen kommen. Zwar können Sie mit Indexfonds etwa auf den Dax ein bisschen tricksen, weil Sie hier Geld automatisch in alle 40 Dax-Konzerne anlegen, auf 9228 verschiedene Positionen werden Sie aber wohl nie kommen.

Das ist aber auch nicht schlimm, denn am Ende nutzt es Ihnen nichts, unzählige Anlagen zu besitzen, aber jeweils nur mit einem Euro investiert zu sein. Eine Mischung aus fünf bis 15 Positionen je nach Vermögen ist völlig ausreichend, wobei Fonds als nur eine einzelne Position zählen. Hauptsache, Sie decken auch damit verschiedene Regionen, Länder und Branchen ab.

2. Staatsfonds sind tendenziell risikoavers

In Staatsfonds sind die Einnahmen eines Staates investiert, von den Renditen einer solchen Organisation hängt das Wohl von Millionen Menschen ab. Entsprechend fahren die meisten Staatsfonds eine konservative Anlagestrategie, die auf langfristige, aber sichere Gewinne ausgelegt ist. Die riskanteren Anlagen, etwa in die erwähnten Fußballclubs, sorgen zwar für die größeren Schlagzeilen, doch insgesamt investieren Staatsfonds langfristig. Auch das deutsche Generationenkapital dürfte eine risikoaverse Strategie wählen. Schließlich ist Ziel des Fonds, jährlich Zuschüsse zur Rentenversicherung zu leisten. Das geht schlecht, wenn sich der Fonds mit zu risikoreichen Anlagen verzockt.

Für Privatanleger ist diese Strategie nur bedingt zu übernehmen. Davon ausgehend, dass Sie ebenfalls langfristig für Ihren Ruhestand vorsorgen können, sollten Sie zwar auch nicht zu stark experimentieren. Je jünger Sie aber noch sind, desto mehr Risiko können Sie eingehen, weil Ihnen dann noch 30 oder mehr Jahre bleiben, mögliche Verluste wieder auszugleichen. Als gute Faustformel gilt, dass Sie so viel Prozent Ihres Vermögens in sichere Anlagen stecken, wie Ihrem Alter entspricht – ein 40-Jähriger also 40 Prozent.