Teilnahme „irgendwo auf der Welt“: FIFA-Präsident Infantino schlägt Mega-WM vor

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Größer, schneller, weiter. Das scheint das Motto von Gianni Infantino zu sein. Während des Kongresses in Bangkok trug der FIFA-Präsident seine neueste Idee vor.

Bangkok – Beim 74. FIFA-Kongress in Bangkok (17. Mai 2024) bekamen die Beobachter erneut eine klassische Infantino-Show zu sehen. „Großartig“, „fantastisch“ und „historisch“, Gianni Infantino selbst und die Nachberichterstattung des Verbandes überschlugen sich in Superlativen rund um den Kongress. Dabei wurden tatsächlich gute Dinge angeschoben. So wurde ein Plan zur Bekämpfung von Rassismus im Fußball vorgestellt. Doch Infantino wäre nicht Infantino, hätte er nicht mit der einen oder anderen kreativeren Idee aufgewartet.

Infantino schlägt U15-WM mit 211 Teams vor

Von dem Scheitern der deutschen Bewerbung für die Austragung der Frauen-WM 2027 und den anstehenden Saisonfinals in den Topligen überstrahlt, ging Infantinos Rede beim FIFA-Kongress größtenteils unter. Dabei hatte der FIFA-Präsident durchaus einiges zu berichten. Fast ganze neun Seiten umfasst die Mitschrift seiner Ansprache. Nachlesen kann man dort unter anderem, dass Infantino „es wirklich schön“ fände, darüber „nachzudenken“ eine U15-WM einzuführen. Und der Clou dabei: Die Teilnehmer sollen „aus allen 211 Länder“ kommen.

FIFA-Präsident Gianni Infantino (hier beim Formel-1-Rennen in Miami) ist immer für eine Überraschung gut.
FIFA-Präsident Gianni Infantino (hier beim Formel-1-Rennen in Miami) ist immer für eine Überraschung gut. © IMAGO / Beautiful Sports

Realisiert werden soll Infantinos Luftschloss nicht als klassisches Turnier, er habe „eher ein Festival für U15-Teams der Jungen und Mädchen“ im Kopf. Eine Qualifikationsrunde wäre bei der Teilnahme aller FIFA-Mitgliedsländer natürlich hinfällig. Die U15-Teams sollen „irgendwo auf der Welt“ hingeschickt werden, um dort ihre Spiele auszutragen. Gemeint war damit wohl, möglichst ortsnah in geografischen Clustern zu spielen.

Genauere Vorstellungen zu einem solchen Giga-Turnier lieferte Infantino aber nicht. Nur soviel: „Ist es schwierig, ist es kompliziert, ist es teuer? Sicherlich. Aber es ist sicher eine Überlegung wert. Und wir werden debattieren, wir werden diskutieren, wir werden sehen, was machbar ist und was möglich ist.“ Immerhin, die Fans und Verbände scheinen sich darauf verlassen zu können, dass man sich Mühe geben wird.

Infantinos WM-Vorstoß: Aktuell gibt es nicht einmal eine U15-EM

Wie wahrscheinlich eine Umsetzung der großspurigen Ankündigung ist, lässt sich nur schwierig abschätzen. Zum einen wäre es nicht das erste Projekt, dass nur in Infantinos Reden existiert und nicht umgesetzt wird (siehe die wiederholte Ankündigung, eine eigene Fußballsimulation zu veröffentlichen). Zum anderen folgten manchen Ankündigungen durchaus schon Taten. So wird die Herren-Weltmeisterschaft 2026 tatsächlich auf 48 Teilnehmer aufgebläht.

Mit Sicherheit zu sagen ist, dass eine mögliche U15-WM meilenweit an derzeitigen Verhältnissen vorbeigeht. So gibt es im UEFA-Raum nicht einmal eine Europameisterschaft für die Altersklasse – weder bei den Mädchen, noch bei den Jungen.

Die U15-Jungen des DFB trugen laut eigener Website gar ihre letzten 16 Partien nur gegen eine einzige Nation aus: die Niederlande. Man muss bis in den November 2013 zurückgehen, um mit Südkorea ein anderes Team zu finden. Bei den Mädchen ist die Gegnerinnenwahl deutlich diverser, doch auch sie spielen bislang weder EM noch WM.

U15-WM an verschiedenen Orten ignoriert politische Realitäten

Angenommen, die U15-WM mit 211 Teams sollte wirklich kommen, würde dies eine maximale Demokratisierung der Teilnahme bedeuten. Und der Gedanke, die Spiele zunächst örtlich auszutragen, kann finanziell schwächer aufgestellten Verbänden tatsächlich die Entsendung eines Teams erleichtern. Allerdings besteht durchaus die Gefahr, dass die Partien ein Feld für Ausschreitungen zwischen den Anhängern bieten. Schwerlich vorzustellen, dass etwa eines von Infantinos „Festival“ mit den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens komplett friedlich über die Bühne gehen würde. (sch)

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