Heizkosten-Explosion seit 2021: Mieter zahlen hunderte Euro mehr für Gas, Heizöl und Fernwärme

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Die Heizkosten in Deutschland sind seit 2021 massiv gestiegen: Wer mit Gas, Öl oder Fernwärme heizt, zahlt jetzt Hunderte Euro mehr – doch Besserung verspricht ein positiver Trend am Markt.

Frankfurt am Main – Heizen hat sich für Privathaushalte in Deutschland in den vergangenen vier Jahren deutlich verteuert – das geht aus einer Analyse des Immobiliendienstleisters Ista hervor. So stiegen die Kosten für Erdgas, Heizöl und Fernwärme seit 2021 jeweils an. Zum Vergleich führt Ista die jährlichen Heizkosten für Wohnungen mit 40 m², 70 m² und 130 m² zwischen den Jahren 2021 und 2024 auf.

Kostenexplosion zwischen 2021 und 2024 – Preise für Gas, Heizöl und Fernwärme steigen massiv

Bei einer 70 m² großen Modellwohnung verteuerten sich die Energiekosten (inklusive Warmwasser) deutlich: Bei Gas stiegen die Kosten 2024 im Vergleich zu 2021 um 36 Prozent – von 615 Euro auf 835 Euro. Laut Ista ist dies vor allem auf den um 65 Prozent gestiegenen Energiepreis zurückzuführen, der sich von 6,1 Cent/kWh auf 10,1 Cent/kWh erhöhte. Für Fernwärme müssen Verbraucher rund 330 Euro draufzahlen (42 Prozent). Den stärksten Preisanstieg gab es jedoch bei Heizöl: Hier stiegen die Kosten um 47 Prozent (288 Euro) – fast eine Verdopplung. Auch hier stieg der Energiepreis um 71 Prozent – von 6 Cent/kWh auf 10,3 Cent/kWh. Ista-Chef Hagen Lessing erklärte, es gebe immer wieder Berichte über eine vermeintliche Entspannung der Energiemärkte: „Das könnte manche Mieterin und manchen Mieter in falscher Sicherheit wiegen.“

Fernwärmeleitung
Auf Nutzer von Fernwärme kommen 2024 vermutlich hohe Kosten zu – anders als bei Erdgas und Heizöl fiel der Preis im Vergleich zu 2023 nicht. © Marijan Murat/dpa

Dennoch sanken die Preise im Vergleich zu 2023 für bestimmte Wohngrößen. So zahlten Verbraucher für Erdgas 2024 bei einer 40-m²-Wohnung rund sieben Euro weniger als 2023, bei 70 m² waren es 12 Euro und bei 130 m² 18 Euro. Der Preisrückgang wird bei Heizöl sogar noch deutlicher: So fielen die Preise jeweils um 64 Euro (40 m²), 112 Euro (70 m²) und 208 Euro (130 m²). Einzig bei Fernwärme stiegen die Kosten jeweils deutlich an. Bei 40 m² sogar um 233 Euro und bei 130 m² um 434 Euro.

Energiepreise Folge von russischem Angriffskrieg – Verbraucher sind wegen Kosten verunsichert

Den stärksten Preisanstieg bei Erdgas und Heizöl gab es zwischen 2022 und 2023 – eine Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und die damit einsetzende Energiekrise: Damals stoppte Russland die Gaslieferungen und Deutschland musste sich fortan nach alternativen Energiequellen umsehen. Wirtschaftsminister Robert Habeck schloss damals Deals mit Katar und den USA für Flüssiggaslieferungen (LNG). Diese waren verhältnismäßig teurer als die billigen Gasimporte aus Russland. Die Daten basieren auf einer Ista-Auswertung der Heizkostenabrechnungen von rund drei Millionen Wohnungen zwischen 2021 und 2023. Die Daten für 2024 basieren auf Vergleichsdaten des Statistischen Bundesamtes zu Brennstoffpreisen.

Tabelle: Rechnung zur jährlichen Heizkostenentwicklung (inkl. Warmwasser), nach Wohnfläche und jährlichen Kosten in Euro:

2021 2022 2023 2024
40 m² Wohnung:
Erdgas 351 382 485 478
Fernwärme 445 488 500 634
Heizöl 352 494 581 517
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70 m² Wohnung:
Erdgas 615 669 848 836
Fernwärme 779 854 876 1.109
Heizöl 617 865 1.017 905
// // // // //
130 m² Wohnung:
Erdgas 1.142 1.241 1.575 1.552
Fernwärme 1.446 1.587 1.626 2.060
Heizöl 1.145 1.606 1.889 1.681

Wie groß die Verunsicherung unter Verbrauchern bezüglich der Energiekosten ist, zeigt eine Umfrage von ista und YouGov. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, nicht zu wissen, welche Heizkosten tatsächlich auf sie zukommen. Zudem gaben rund 74 Prozent an, keine monatliche Verbrauchsübersicht für Heizung und Warmwasser zu erhalten – obwohl ihnen ein Rechtsanspruch darauf zusteht. Lessing appelliert aufgrund dieses Planungsdefizits an die Politik: „Die große Unsicherheit der Mehrheit der Mieterinnen und Mieter muss dringend beseitigt werden. Dafür gibt es schnell umsetzbare Lösungen.“ Als eine Lösungsoption schlug der ista-Chef etwa die Entwicklung einer digitalen Echtzeit-Abfrage des eigenen Energieverbrauchs vor: „Die beste Lösung sind tagesaktuelle Verbrauchsinformationen – ebenso leicht zugänglich wie der Kontostand in einer Banking-App. Technisch können wir dies umsetzen.“ Doch hierfür fehlen die rechtlichen Voraussetzungen.

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