Refurbish-Experte Robert Fritsche - In den Schubladen der Deutschen schlummert ein ungeahnter Goldschatz
Eine Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) von Anfang 2023 zeigt, wieviel Potenzial tatsächlich allein in Deutschlands schätzungsweise 210 Millionen Schubladenhandys steckt: Die darin enthaltenen Materialien würden ausreichen, um den Rohstoffbedarf aller neuen Smartphones der kommenden zehn Jahre zu decken.
Der reine Materialwert an Metallen in einem Smartphone beträgt etwas mehr als ein Euro, wobei der höchste Anteil auf Gold entfällt. Das scheint nicht viel und doch ist die Wiedergewinnung von Gold sehr lohnend: Jährlich werden weltweit 24 Tonnen Gold in Smartphones verbaut. Für ein Gramm Gold benötigt man mindestens 250 Kilogramm Golderz, die abgebaut und weiterverarbeitet werden müssen – aber nur 6,4 Kilogramm Smartphones, das sind rund 59 Stück.
Das zeigt, warum Elektroschrott nicht einfach im Restmüll entsorgt werden sollte. Der Transport von Millionen Tonnen an Elektroschrott, teils über den gesamten Globus hinweg, und die Müllverbrennung haben einen extrem hohen CO2 Ausstoß. Die enthaltenen Ressourcen gehen vollends verloren.
Reduce, Reuse, Recycle, Repair
Der Wunsch nach nachhaltigem Konsum ist da, dennoch wissen viele Verbraucherinnen und Verbraucher nicht, wo sie ansetzen sollen. Nur sehr wenige technische Produkte werden derzeit so hergestellt, dass ihr Lebenszyklus durch eine einfache Reparatur verlängert werden könnte. Für Hersteller ist die Reparierbarkeit nachrangig, Geschäftsmodelle basieren bislang auf Neukäufen. Eine Reparatur ist mitunter teurer als der Kauf eines Neugerätes und nicht immer sind Ersatzteile verfügbar.
Swappie setzt genau da an. Unser Refurbishment-Geschäftsmodell beruht auf Kreislaufwirtschaft. Mithilfe von Refurbishment möchten wir den Lebenszyklus von Smartphones verlängern. Ein von Swappie wiederaufbereitetes iPhone spart 78 Prozent CO2 Emissionen gegenüber einem neuen Handy ein.
Damit die Kreislaufwirtschaft in Gang kommt, kaufen wir ausgediente iPhones an, überprüfen sie, reparieren und erneuern sie in unserer eigenen Werkstatt und verkaufen sie dann in einem technisch einwandfreien Zustand mit Garantie weiter. Kundinnen und Kunden können so sicher gehen, dass sie ein Smartphone in Händen halten, das einem technischen Neuzustand entspricht. Die Wiederaufbereitung verlängert den Lebenszyklus eines ressourcenintensiven Produkts.
Doch der Aufbau eines solchen Kreislaufwirtschaftsmodells stößt auf besondere Hindernisse: Man muss die Komplexität in den Bereichen Angebot, Aufarbeitung und Verkauf skalierbar machen. Letztlich geht es nicht darum, immer wieder neue makellose Produkte zu produzieren, sondern etwas Vorhandenes mit all seinen Mängeln zu nehmen, es anzupassen und damit besser nutzbar zu machen. Wenn man alle drei Herausforderungen löst, kann tatsächlich ein gewinnorientiertes und nachhaltiges Unternehmen aufgebaut werden.
Doch das reicht noch nicht: Damit Geräte noch länger halten, müssen sie besser repariert werden können und dafür müssen bereits die Hersteller in die Pflicht genommen werden. Wir haben uns daher der europäischen „Right to Repair“-Kampagne angeschlossen, einem Zusammenschluss von über 80 Organisationen aus 18 europäischen Ländern, die sich für ein allgemeines Recht auf Reparatur einsetzen.
Löst den persönlichen Elektroschrottplatz auf
Jede und jeder Einzelne hat es in der Hand, sein Smartphone nachhaltiger zu nutzen. Ein zwei Jahre altes Smartphone kann noch kein Elektroschrott sein. Wer sein Gerät mit einer Displayfolie und Hülle schützt, hat länger etwas davon. Wer dennoch ein neues Gerät benötigt, sollte sein Ausgedientes so schnell wie möglich wieder in den Kreislauf geben.
Schubladenhandys bremsen die Kreislaufwirtschaft aus und binden dringend benötigte Rohstoffe. Alte Smartphones abzugeben, lohnt sich in jedem Fall. Durch das Aufbewahren von Elektroschrott im eigenen Haushalt ergibt sich kein persönlicher Mehrwert. Allerdings durch den Verkauf der Altgeräte. Und selbst wenn ein Modell zu defekt oder zu alt für einen Wiederverkauf erscheint, so lohnt sich doch das Recycling, um Rohstoffe wie Gold und andere Metalle zurückzugewinnen und damit die Umwelt zu schonen.