„Werden den Gürtel enger schnallen müssen“: Ottenhofens Bürgermeisterin stimmt auf höhere Kreisumlage ein

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In Ottenhofen läuft es gut: Das erklärte Bürgermeisterin Nicole Schley. © Scherer

Positiv überrascht gab sich Bürgermeisterin Nicole Schley am Freitagabend beim Anblick des Publikums in der Ottenhofener Josef-Vogel-Halle. Trotz Schneegestöbers und glatter Straßen waren rund 70 Zuschauer zur diesjährigen Bürgerversammlung gekommen.

Ottenhofen – Pandemiebedingt sei man mit den Versammlungsterminen „ein bisschen aus dem Rhythmus gekommen“, eröffnete Bürgermeisterin Nicole Schley die Ottenhofener Bürgerversammlung. Die vorangegangene hatte die Gemeinde im März 2022 abgehalten.

Landrat und Stellvertreter ließen sich für den Abend entschuldigten, aber als Mitglied im Krankenhausausschuss des Kreistags konnte auch Schley selbst Auskunft zu diesen Themen geben. So sorge dort allem voran das große Defizit des Erdinger Krankenhauses für ordentlich Diskussionsbedarf: „Entweder wir stehen zu der Klinik, dann stehen wir auch zu dem Defizit, oder wir müssen es mit der Klinik sein lassen“, so der Grundton.

Aus Schleys Sicht seien die meisten klare Befürworter der Klinik. Dementsprechend wichtig sei es auch, dass die Klinik trotz Schulden die Investition von rund zwei Millionen Euro für einen Da-Vinci-OP-Roboter tätige. „Wenn man den nicht anschafft, dann ist man weg. Dann gehen die Leute nach München oder Ebersberg, wo es schon einen gibt.“

Und noch eine düstere Prognose gab es zu Veranstaltungsbeginn: Die Kreisumlage wird wegen der Defizite bei Gewerbesteuereinnahmen in Erding und Oberding voraussichtlich ansteigen. „Wir werden alle den Gürtel ein bisschen enger schnallen müssen“, so Schley. Eigentlich habe sie nicht mit so negativen Schlagzeilen beginnen wollen, da es „in unserer Gemeinde eigentlich noch ganz schön läuft“.

Weiter ging es mit der Gemeinde in Zahlen: Im November 2022 zählte Ottenhofen 2069 Einwohner, davon 95 mit Nebenwohnsitz. In den vergangenen beiden Jahren gab es 23 Geburten und 28 Sterbefälle. Pandemiebedingt seien die Eheschließungen mit insgesamt zwölf Stück über die beiden Jahre im Vergleich zu früher „sehr stark zurückgegangen“.

Das Haushaltsvolumen steigt seit 2017 sowohl auf Seiten des Verwaltungs- (4,3 Millionen Euro) wie des Vermögenshaushalts (9,2 Millionen Euro) kontinuierlich an. „Heißt natürlich: die Gemeinde ist gewachsen, die Aufgaben wachsen und das Personal wächst. Das heißt auf der Vermögensseite, dass wir aktuell viel investieren“, erklärte die Bürgermeisterin. Die Einnahmen seien im Vergleich zu anderen Gemeinden aufgrund eines fehlenden Gewerbegebiets „eher niedrig“. Den größten Teil mache der stagnierende Wert von rund 1,8 Millionen Euro an Einkommenssteuern aus.

Investiert hatte die Gemeinde unter anderem in die Digitalisierung der Grundschule mit elektrischen Tafeln und iPads. Ebenso die Planung für das Geförderte Wohnen und der Umbau des Feuerwehrhauses gingen ins Geld. Auf die Frage, wann sich etwas beim Thema Hochwasserschutz tue, erklärte Schey, dass die Planung ebenso laufe. Man werde jedoch nicht vor 2024 mit dem Bau beginnen können.

Kurz ließ die Bürgermeisterin das rechtliche Hin und Her rund um den Bebauungsplan für Herdweg Revue passieren. Dort hatte ein Richter nach der Begehung im Gegensatz zum Landratsamt die Erschließung als gesichert eingestuft, nachdem er einen Lkw dort rückwärtsfahren gesehen hatte. „Ich weiß nicht, was das für ein Richter war, denn dieses Rückwärtsfahren geht erstmal nur mit Einweiser. Zweitens ist er über Privatgrund gefahren, weil diese Straße gar nicht so breit ist. Das ist natürlich, ich sage es mal ganz deutlich: Bullshit“, empörte sich Schley. Dementsprechend sei man in Berufung gegangen.

Der mehrmals gewünschte Bau eines Trimm-Dich-Pfades wird wegen des Preisvorschlags von 900 000 Euro zunächst hinten angestellt. Beim Thema Seniorenarbeit sei man derzeit auf der Suche nach einem Partner, da sich die Kirche nicht mehr bereit erklärt hatte. Man habe bereits mit einem ersten Vortrag rund um das „erstmal düstere Thema Trauerbewältigung und Tod“ den ersten Schritt gemacht.

Der anstehende Bau des Wasserhauses sorgte für mehrmalige Nachfragen. Hier interessierte die Bürger, wie viel an Mehrkosten auf sie zukommt. Wofür sich der Gemeinderat letztendlich entscheidet, also ob rein durch den Verbesserungsbeitrag oder in einer Kombination mit erhöhten Wasserkosten das Geld wieder hereinkommen soll, das sei noch weiter offen und bedürfe „intensiver Beratung“, so Schley.

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