Die „René will Rendite“-Kolumne - Sparen allein reicht nicht! So haben Sie wirklich genug Geld im Alter
Das andere Extrem sind Simulationsrechnungen. Manche sehen in ihnen den Königsweg unter den Entnahmestrategien. Ohne die Hilfe eines Experten sind solche Berechnungen jedoch kaum möglich. Hierbei wird durchgerechnet, wie sich verschiedene Entnahmesummen bei unterschiedlichen Kapitalmarktentwicklungen auf das Vermögen auswirken. Die Kunden erfahren dann zum Beispiel, bei welcher monatlichen Entnahme ihr Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit „ewig“ hält: Die Renditezuwächse gleichen die entnommene Summe aus. Das Ergebnis kann dann zum Beispiel sein, dass mit einer jährlichen Entnahme von 3,3 Prozent des Vermögens das Risiko bei gerade mal 0,54 Prozent liegt, dass das Geld bis zum Ende des Planungshorizonts von 30 Jahren aufgebraucht sein wird.
Diese Kalkulation alleine anzustellen, ist leider nicht so einfach. Zwar könnte man mit Blick auf die Durchschnittsrendite der Vergangenheit meinen, dass ein Rentner jedes Jahr auch acht Prozent des Kapitals entnehmen kann. Allerdings gibt es das sogenannte „Renditereihenfolge-Risiko“. Durchschnitts-Rendite heißt ja, dass es Jahre gab, in denen die Rendite mal höher lag, und vor allem Jahre, in denen sie niedriger war. Wenn jetzt just zu Rentenbeginn eine schwache Marktphase beginnt, in der die Börse nur ein oder zwei Prozent steigt oder sogar schrumpft, ist eine Entnahme in Höhe von acht Prozent zu hoch. Das Kapitel schmilzt dann zu stark ab und kann sich vielleicht nicht mehr adäquat erholen – selbst wenn später wieder Jahre mit Zuwächsen von zum Beispiel zehn Prozent kommen.
Wie sich die Etappen-Strategie umsetzen lässt
Zwischen den beiden Polen bewegt sich die sogenannte Etappen-Strategie. Sie ist auch ohne Hilfe gut umsetzbar und funktioniert so, dass ich in einem ersten Schritt kalkuliere, wie viel Geld ich in den nächsten zehn Jahren brauche. Diese Summe entnehme ich aus dem Depot. Der Rest des Geldes kann sich weiter vermehren. Kurz vor Ende der zehn Jahre entnehme ich wieder die Summe, die ich in den folgenden Jahren ausgeben werde. Der Rest vermehrt sich weiter. Der Vorteil: Ich kann über einen langen Zeitraum mit einer sicheren Zusatzrente kalkulieren, bewahre mir aber die Chance auf einen weiteren Vermögensaufbau im Alter. Außerdem kann ich die Ausschüttungen meinen Plänen anpassen. Kurz nach Rentenstart bin ich vielleicht noch fit und aktiv und will mehr Geld ausgeben, etwa für Reisen. Später kann ich dafür gut mit etwas weniger Geld leben, weil ich dann einen weniger aktiven Ruhestand verbringe.
Eine Abwandlung dieser Idee ist ein Konzept, das die Stiftung Warentest als „flexible Rente“ bezeichnet. Bei der flexiblen Rentenstrategie teilen Anlegerinnen und Anleger ihr gesamtes Vermögen jedes Jahr neu durch die Anzahl der verbleibenden Jahre. Bei 100.000 Euro und 30 Jahren Entnahmehorizont ergeben sich zum Beispiel 3333 Euro für die Auszahlung im ersten Jahr, also 278 Euro im Monat. Im nächsten Jahr wird die Rechnung für die verbleibenden 29 Jahre wiederholt, und so weiter. Auf diese Weise reagiert die Rentenhöhe direkt auf den Verlauf des Aktienmarktes. Nach guten Börsenjahren können Sie Ihre Rente erhöhen. Nach schlechten Börsenjahren müssen Sie aber auch Ihre Renten absenken. In ihrer Simulationsrechnung für ein ausgewogenes Depot (50.000 Euro in MSCI World, 50.000 Euro auf Tagesgeld-Konto) kam Stiftung Warentest auf eine durchschnittliche Ausschüttungssumme von 613 Euro im Monat. Am Ende des Betrachtungszeitraums ist das Vermögen dann allerdings aufgebraucht.
Je nach Anlagestrategie während der Ansparphase bietet sich noch eine weitere Möglichkeit an: die Dividenden-Strategie. Hier besteht Ihre Extrarente aus den Ausschüttungen der Unternehmen im Portfolio. Wenn Sie zum Beispiel 100.000 Euro angespart haben und die Dividenden-Rendite Ihres Depots beträgt drei Prozent, erhalten Sie auf diese Weise 3000 Euro im Jahr, also 250 Euro im Monat. Mögliche Steuern und Gebühren sind hierbei nicht berücksichtigt.
Das charmante: Sie müssen Ihr Depot nicht antasten. Allerdings kann eine Herausforderung sein, dass die Dividenden unregelmäßig fließen. Es gibt Monate mit hohen Ausschüttungen und Monate ohne Zahlungen. Das müssen Sie bei Ihren Ausgaben im Auge behalten. Außerdem kann es zu Schwankungen bei den Dividendenzahlungen kommen.
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