Vorwürfe der Wettermanipulation in Dubai werden laut: Experte spricht von „Wetterkriegen“
Laut einem Meteorologen kann künstlich erzeugter Regen außer Kontrolle geraten. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum auf Cloud Seeding verzichtet werden sollte.
Dubai – Die verheerenden Fluten in den Wüstenstaaten Saudi-Arabien, dem Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten haben zuletzt für weltweites Aufsehen gesorgt. Auch die Metropole Dubai wurde von heftigem Unwetter heimgesucht. In den sozialen Netzwerken und auf verschwörungsideologischen Seiten war die Ursache schnell ausgemacht: Es muss sich dabei um sogenanntes Cloud Seeding gehandelt haben. Im Zuge dessen sprach ein Experte von „Wetterkriegen“.
Hochwasser in Dubai durch Wettermanipulation? Experte warnt vor Eingriff in natürliche Abläufe
„Cloud Seeding zielt darauf ab, den Niederschlagsprozess zu verbessern und zu beschleunigen“, erklärte Johan Jaques, leitender Meteorologe der Umwelttechnikfirma Kisters, in einem Gespräch mit dem US-Magazin Newsweek. Tatsächlich wird diese Methode der Wettermanipulation schon seit den 2000er Jahren in den Emiraten angewandt, um der zunehmenden Hitze und Trockenheit in der Region entgegenzuwirken. Auch in Ländern wie China und Russland werden die Wolken „geimpft“.
Was ist „Cloud Seeding“?
Bei Cloud Seeding, auf Deutsch „Wolkenimpfen“ wird künstlicher Regen erzeugt, indem Wolken mit Substanzen wie Silberjodid, Kaliumjodid und Trockeneis „geimpft“ werden. Die Materialien werden häufig von Flugzeugen, Drohnen oder Raketen injiziert und dienen als Kondensationskerne. Durch das beschleunigte Kondensieren des Wasserdampfes sollen die Wolken schwer genug werden, um mehr und schneller Niederschlag auf die Erde bringen.
Quelle: Deutsche Welle
Es gibt bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass der Regen in den Wüstenstaaten durch Cloud Seeding verursacht wurde. Dennoch warnte Jaques vor Eingriffen in die natürlichen Abläufe. Demnach würden Ereignisse in Gang gesetzt werden, die kaum kontrollierbar seien. „Vor allem in Gebieten, in denen es lange Zeit nicht geregnet hat, kann ein solch intensiver Niederschlag zu einem Übermaß an Infiltration führen, was wiederum Sturzfluten zur Folge haben kann“, so der Meteorologe.
Unwetter in Dubai: Wettermanipulation könne „Wetterkriege“ zwischen Ländern zur Folge haben
Unabhängig davon, ob die Vorwürfe der Wettermanipulation in Dubai stimmen, vertritt Jaques eine klare Meinung: „Die Überschwemmungen in Dubai sind eine deutliche Warnung vor den unbeabsichtigten Folgen, die wir auslösen können, wenn wir solche Technologien zur Veränderung des Wetters einsetzen.“ Gleichzeitig gab der Meteorologe zu, dass es noch viele Lücken im Verständnis dieser „komplexen Wettersysteme“ gebe. Doch das ist laut ihm nicht das einzige Problem.
Methoden wie Cloud Seeding werfen auch ethische Fragen auf, da die Veränderung des Wetters zu unbeabsichtigten, aber katastrophalen Auswirkungen in einem anderen Land führen könnte, so Jaques. Denn das Wetter kenne keine Grenzen. „Wenn wir nicht aufpassen, könnte der ungehemmte Einsatz dieser Technologie zu diplomatischen Instabilitäten führen, wenn Nachbarländer sich in gegenseitige 'Wetterkriege' verwickeln“, führte der Meteorologe gegenüber dem US-Magazin aus.
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Wettermanipulation in Dubai unwahrscheinlich: Meteorologe dementiert Aussage
Mittlerweile sind sich die meisten Experten einig, dass das Hochwasser in den Wüstenstaaten nicht künstlich herbeigerufen wurde – so auch Ahmed Habib vom Nationalen Zentrum für Meteorologie (NCM) in Abu Dhabi. Der Meteorologe hatte ursprünglich im Interview mit dem Nachrichtenportal Bloomberg behauptet, dass vor den schweren Unwettern innerhalb zweier Tage mehrere Flugzeuge zu sieben der Cloud-Seeding-Missionen ausgeflogen seien. Daraufhin streute sich das Gerücht.

Wenig später nahm Habib seine Aussagen zurück: In der Zeit, in der die instabile Wetterlage im Land anhielt, sei kein einziger Cloud-Seeding-Flug durchgeführt worden. Alles andere sei von einigen Medien und Social-Media-Konten verbreitete Fehlinformationen, sagte er im Gespräch mit Gulf News. Vielmehr seien starke Tiefdruckgebiete aus dem Südwesten und dem Oman sowie in der oberen Atmosphärenschicht für die Unwetter verantwortlich, so der Meteorologe.
Richard Allan, Professor für Klimawissenschaften der Universität in Reading, fand dagegen einen anderen Grund für die schweren Fluten: „Die Intensität des Regens war rekordverdächtig, aber das steht im Einklang mit einem sich erwärmenden Klima“, zitiert ihn die britische Rundfunkanstalt BBC. Es entstehe zwangsläufig mehr Feuchtigkeit, wodurch Überschwemmungen und Starkregenereignisse immer heftiger würden. Auch andere Experten sehen den Klimawandel als Ursache. (cln)