Lars Klingbeil über seine Krebserkrankung: "Empfinde seitdem vieles als Zugabe"

Vizekanzler Lars Klingbeil hat im Interview mit "Bunte" über seine Krebserkrankung gesprochen. "Mein Arzt sagte, wenn ich ein paar Wochen später gekommen wäre, hätte es vorbei sein können. Oder ich hätte meine Stimme verlieren können. Seitdem empfinde ich vieles in meinem Leben als Zugabe", betont der 47-Jährige.

Die Diagnose Zungenkrebs habe das Leben von Klingbeil verändert. Dankbarkeit sei für ihn deshalb ein hohes Gut. "Vielleicht bin ich deshalb auch gelassener als manche andere in den täglichen Aufgeregtheiten. Ich habe durch diese Krebsdiagnose gelernt, was wirklich wichtig ist." Die Geburt seines Kindes habe sein Leben "sehr viel schöner" gemacht und sei eine "große Bereicherung". 

Klingbeil:  „Ich wünsche mir im Übrigen mehr sensible Männer in der Politik"

Klingbeil (SPD) wünscht sich zudem mehr sensible Männer in der Politik. Angesprochen auf Medienberichte, denen zufolge ihn Kanzler Friedrich Merz (CDU) vor der Unionsfraktion als „sensibel“ bezeichnet hatte, sagte Klingbeil der „Bunten“: „Er wollte damit seinen Parteifreunden sagen, dass dauerhafter Streit niemandem guttut. Natürlich wird das dann gleich ins Lächerliche gezogen, aber wir beide wissen, wie es gemeint war.“

Lars Klingbeil und seine Partnerin Lena-Sophie Mueller beim 67. Bundespresseball im Hotel Adlon in Berlin
Lars Klingbeil und seine Partnerin Lena-Sophie Mueller beim 67. Bundespresseball im Hotel Adlon in Berlin Imago

Klingbeil ergänzte: „Ich wünsche mir im Übrigen mehr sensible Männer in der Politik, die mitfühlen und verstehen. Breitbeinig und bollerig, das ist von gestern.“ Er schäme sich auch nicht dafür, dass ihm bei einem Besuch in der Ukraine Tränen in die Augen geschossen seien. „Politiker dürfen zeigen, dass sie sensibel sind und keine emotionslosen Maschinen“, sagte Klingbeil. „Das ist doch menschlich.“

Das Verhältnis mit Merz bewertete Klingbeil gegenüber der „Bunten“ als positiv: „Ich arbeite sehr gerne und vertrauensvoll mit dem Kanzler zusammen. Wir telefonieren fast jeden Tag und stimmen uns eng ab. Ich schätze ihn.“