Viele sehen in der Sauna nur Luxus. Ein Ort zum Schwitzen, ein bisschen Wellness, vielleicht noch ein Aufguss mit Duft. Doch wer regelmäßig hingeht, weiß: Die Sauna ist viel mehr als das.
Sie ist Gesundheitsvorsorge, sie ist Treffpunkt, sie ist Ruhepol. Für viele Menschen ist sie der einzige Ort, an dem sie zur Ruhe kommen. Ein Raum, in dem das Handy schweigt, die Gespräche leiser werden, die Gedanken einfacher.
Manche sagen: „Das brauche ich, um durch den Winter zu kommen.“ Und sie haben recht.
Denn gerade in einer Zeit, in der Stress, Druck und Hektik überall zunehmen, ist die Sauna einer der wenigen Räume, in denen man für ein paar Stunden wirklich abschalten kann.
Sauna: Es gibt keine Handys, keine Ablenkung, keine Musikboxen
Ich habe es selbst erlebt: Der ältere Herr, der nach jedem Schwimmen noch seine drei Gänge macht, weil er sagt, dass ihn das gesund hält. Die Mutter, die einmal in der Woche kommt, um für zwei Stunden aus dem Alltag auszubrechen. Die Clique von Freunden, die sich regelmäßig trifft und die Sauna zum Ersatzwohnzimmer gemacht hat.
In der Sauna verschwimmen Unterschiede. Ob Arbeiter oder Akademiker, jung oder alt – alle sitzen nebeneinander, alle schwitzen, alle sind gleich.
Und es sind diese Begegnungen, die den Wert ausmachen. In der Sauna unterhält man sich leiser, man nimmt Rücksicht. Es gibt keine Handys, keine Ablenkung, keine Musikboxen. Es gibt nur Hitze, Stille und den Aufguss. Für viele ist das eine Art Therapie, die sie in keiner Arztpraxis bekommen.
Wer regelmäßig geht, ist seltener erkältet, fühlt sich belastbarer
Viele Studien belegen, was Stammgäste längst wissen: Saunagänge stärken das Immunsystem, fördern die Durchblutung, senken Stress. Für Menschen mit Gelenkproblemen, Kreislaufbeschwerden oder einfach einer stressigen Arbeitswoche ist die Sauna kein Luxus, sondern Medizin.
Gerade im Winter merkt man den Unterschied: Wer regelmäßig geht, ist seltener erkältet, fühlt sich belastbarer. Und auch psychisch wirkt die Sauna – sie ist ein Ort, an dem Sorgen für einen Moment kleiner werden.
Und trotzdem wird sie politisch oft genau so behandelt: als überflüssiges Extra, das man im Zweifel zuerst streicht.
Wenn gespart wird, ist die Sauna zuerst dran
Ich habe in den letzten Jahren gesehen, wie viele Städte ihre Saunen schließen oder nur noch eingeschränkt betreiben.
„Zu teuer“, heißt es dann. „Nicht systemrelevant.“ Doch was bedeutet das für die Menschen, die genau diese Orte brauchen?
Der ältere Herr, der ohne Sauna kaum noch in Bewegung kommt. Die Alleinstehende, die hier ihre Kontakte pflegt. Der Schichtarbeiter, der nach der Arbeit hier runterkommt. Für sie alle ist es mehr als Freizeit – es ist Lebensqualität.
In der Sauna herrscht oft ein Respekt, den man in anderen Bereichen des Bades vermisst
Es macht einen Unterschied, ob man einmal in der Woche einen Ort hat, an dem man alles loslassen kann, oder ob man diesen Ort verliert. Wer glaubt, das sei nebensächlich, hat nie erlebt, wie wichtig Routine und Gemeinschaft für Menschen sind, die sonst kaum soziale Kontakte haben.
Ein besonderes Phänomen: In der Sauna herrscht oft ein Respekt, den man in anderen Bereichen des Bades vermisst. Hier gelten klare Regeln – Ruhe, Rücksicht, Hygiene. Und erstaunlicherweise halten sich fast alle daran.
„In der Sauna ist es wenigstens noch menschlich“
Ich erinnere mich an einen Gast, der nach einer langen Diskussion im Schwimmerbecken sagte: „In der Sauna ist es wenigstens noch menschlich.“ Und er hatte recht.
Die Sauna ist einer der wenigen Räume, in denen Rücksicht fast selbstverständlich gelebt wird.
Und genau das ist heute so wertvoll: ein Raum, in dem Menschen sich noch mit Achtung begegnen. Während draußen auf Social Media gestritten wird, während im Alltag Stress und Aggression zunehmen, bleibt die Sauna ein Ort der Ruhe.
Die Politik sieht oft nur die Kosten
Wenn über Bäder gesprochen wird, dann fast nie über die Sauna. Da geht es um Energie, um Eintrittspreise, um Sanierung. Aber dass die Sauna für viele Menschen eine Art Gesundheitszentrum ist, interessiert kaum jemanden.
Es ist ein Fehler, die Sauna nur als Luxus zu betrachten. Denn in Wahrheit spart sie Geld: Wer regelmäßig hingeht, bleibt gesünder, fällt seltener krank aus, braucht weniger Medikamente. Aber das taucht in keiner Rechnung auf.
Stattdessen taucht sie in den Haushaltsplänen als Kostenblock auf. Und wenn gespart werden muss, fällt die Sauna als erstes. Doch genau das ist der Denkfehler: Was hier gespart wird, kostet später in der Gesundheitsversorgung viel mehr.
Wenn wir solche Orte verlieren, verlieren wir nicht nur Steine und Holz
Manche Städte haben schon Tatsachen geschaffen: Saunen dicht, Energie gespart, Kosten gesenkt. Für die Haushaltszahlen mag das kurzfristig Sinn machen. Aber langfristig? Da geht ein Ort verloren, an dem Menschen Gesundheit und Gemeinschaft finden.
Und dann stellt sich die Frage: Wollen wir wirklich in einer Gesellschaft leben, in der solche Rückzugsorte verschwinden, weil sie nicht in die Excel-Tabellen passen?
Ich glaube nicht. Denn wenn wir solche Orte verlieren, verlieren wir nicht nur Steine und Holz. Wir verlieren ein Stück Kultur, ein Stück Gesundheitsvorsorge, ein Stück Menschlichkeit.
Mein Fazit
Die Sauna ist kein Luxus. Sie ist Gesundheitsvorsorge, sie ist sozialer Treffpunkt, sie ist Rückzugsort.
Wenn wir sie kaputtgehen lassen, verlieren wir nicht nur ein heißes Becken – wir verlieren einen Ort, an dem Menschen gesund bleiben, Gemeinschaft spüren und Respekt erleben.
Politik muss endlich begreifen: Auch die Sauna ist Teil der Daseinsvorsorge. Wer sie streicht, spart am falschen Ende.
Ralf Großmann wuchs im Schwimmbad auf und lebt Bäderbetrieb seit Kindheitstagen. Auf H2ohero.de teilt er seine Erfahrung aus deutschen Bädern – authentisch, alltagsnah und mit Herz für Sicherheit und Qualität. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.