Für Haushaltskunden ändert sich bei den Kosten für Strom und Gas im neuen Jahr einiges. Bei Strom steigen die Netzentgelte deutlich. Lohnt sich gegebenenfalls ein Anbieterwechsel?
Haushalte müssen in diesem Jahr deutlich höhere Netzgebühren für Strom bezahlen als erwartet. Das berichtet das Vergleichsportal Verivox in einer Mitteilung (Stand: 3. Januar). Grund sei der Wegfall des staatlichen Zuschusses von 5,5 Milliarden Euro zu den Übertragungsnetzentgelten. „Die Folge ist ein Anstieg der Stromnetzentgelte für private Kunden um rund 25 Prozent“, teilt Verivox mit. „Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) muss durchschnittlich 103 Euro brutto mehr bezahlen als im letzten Jahr.“ Das sei das Ergebnis einer Analyse des Vergleichsportals auf Basis der Netzbetreiber-Daten für über 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland.
Vergleichsportal: Netzentgelte legen noch einmal stark zu
Bereits im Oktober 2023 hatten die Verteilnetzbetreiber ihre vorläufigen Stromnetzgebühren für 2024 veröffentlicht, wie Verivox zu den Hintergründen außerdem erklärt. „Auf Basis dieser Daten zeichnete sich ein Anstieg um durchschnittlich 11 Prozent ab, was für einen Drei-Personen-Haushalt Mehrkosten von rund 48 Euro bedeutet hätte.“ Diese Erhöhungen hätten unter dem Vorbehalt gestanden, dass die Bundesregierung die Kosten der den Verteilnetzen vorgelagerten Übertragungsnetzen mit 5,5 Milliarden Euro bezuschusst. „Im Zuge der Haushaltskrise wurde dieser Zuschuss jedoch gestrichen, weshalb die Übertragungsnetzbetreiber ihre Netzgebühren für 2024 mehr als verdoppelten. Die Verteilnetzbetreiber geben diese höheren Kosten nun an die Haushalte weiter“, schreibt Verivox in seiner Mitteilung.
Bisher seien für mehr als 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland die erhöhten Stromnetzgebühren veröffentlicht worden, so Verivox. „Sie steigen um weitere 12 Prozent, was bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh eine zusätzliche Belastung von 55 Euro brutto bedeutet. Insgesamt beträgt der Anstieg von 2023 auf 2024 also rund 25 Prozent oder 103 Euro brutto“, heißt es in der Mitteilung des Vergleichsportals. Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox: „Durch den Wegfall der Subventionen der Übertragungsnetzentgelte beobachten wir in diesem Jahr einen Rekord-Anstieg bei den Netzentgelten. Angesichts des hohen Investitionsbedarfs in den Umbau der Energieinfrastruktur rechnen wir auch in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Stromnetzentgelten für Haushalte in Deutschland.“
Netzgebühren steigen nicht überall gleich
Die Netzgebühren steigen nicht überall gleich. Vor allem Verbraucher in Baden-Württemberg und NRW müssen laut Verivox mit hohen Zusatzkosten rechnen. „Eine Musterfamilie wird hier jeweils mit 122 Euro brutto mehr belastet“, heißt es in der Mitteilung. „Auch in Bayern (+120 Euro), Rheinland-Pfalz und im Saarland (jeweils +117 Euro) steigen die Netzgebühren stark. Am geringsten ist der Anstieg in Mecklenburg-Vorpommern (+40 Euro) sowie in Brandenburg (+43 Euro). Allerdings liegen die Netzentgelte hier auch schon auf einem vergleichsweise hohen Niveau.“
Vergleichsportal: Anbieterwechsel kann sich lohnen
Ob die höheren Stromnetzgebühren auch für steigende Strompreise sorgen, hänge vom jeweiligen Stromversorger ab, betont das Vergleichsportal zugleich. Derzeit seien die Preisunterschiede zwischen den Tarifen so groß wie nie, heißt es in der genannten Mitteilung vom 3. Januar. Dort wird folgendes Beispiel genannt: „Eine Musterfamilie zahlt im örtlichen Grundversorgungstarif durchschnittlich 1.758 Euro im Jahr für Strom. Im günstigsten Tarif mit Preisgarantie sind es nur 1.028 Euro – ein Sparpotenzial von 730 Euro.“
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Was ändert sich 2024 außerdem bei den Strom- und Gaspreisen?
Für Haushaltskunden ändert sich bei den Kosten für Strom und Gas im neuen Jahr einiges. So sind zum Jahresende 2023 die Energiepreisbremsen ausgelaufen, die ab einer bestimmten Höhe den Preis für einen Großteil des Verbrauchs deckeln. Bei Strom steigen die Netzentgelte deutlich. Bei Gas wurde zum Jahresbeginn die CO2-Abgabe erhöht. Außerdem fällt bei Gas und Fernwärme am 1. März die Mehrwertsteuerermäßigung weg. Beides wird anstatt mit sieben dann wieder mit 19 Prozent besteuert. Für einen gewissen Ausgleich sorgten die „mittlerweile wieder gesunkenen Großhandelspreise für Strom und Gas“, wie die Deutsche Presse-Agentur (Stand: 23. Dezember) berichtet hatte. Viele Anbieter hätten daraufhin zum Jahreswechsel eine Preissenkung angekündigt.
Verbraucherzentrale: Haushalte sollten gegebenenfalls Anbieterwechsel prüfen
Lohnt sich ein Anbieterwechsel? Je nachdem. Strom- und Gaskunden hatten die Verbraucherzentralen mit Blick auf den Jahreswechsel jedenfalls geraten, wegen der für 2024 angekündigten Mehrkosten einen Anbieterwechsel zu prüfen. „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten auf jeden Fall bei einem Tarifportal nachschauen, wie hoch die Wechselersparnis sein könnte“, sagte die Energieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Christina Wallraf, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) laut Bericht vom 23. Dezember. „Die Haushalte sollten nachsehen: Wie viel zahle ich im Moment? Was habe ich für eine Kündigungsfrist? Wie lange läuft mein Vertrag noch?“, sagte Wallraf. Wer mit seinem aktuellen Anbieter zufrieden sei, könne sich auch dort nach anderen Tarifen erkundigen und gegebenenfalls in einen günstigeren Tarif wechseln.
Bei Neuverträgen rate die Verbraucherzentrale zu einer Laufzeit von zwölf Monaten, wie dpa an der Stelle zudem berichtet hatte. Bei Bonustarifen sollten Verbraucher schauen, unter welchen Bedingungen der Bonus ausgezahlt werde. Achten sollten Verbraucher außerdem darauf, nicht an einen unseriösen Anbieter zu geraten. Haushalte könnten etwa mit einer Internetrecherche herausfinden, ob es in der Vergangenheit Probleme mit einem Anbieter gab.
Das Jahr 2024 bringt noch zahlreiche andere Neuregelungen mit sich, die sich im Geldbeutel vieler Verbraucher bemerkbar machen – hier ein Überblick.