Physik-Nobelpreisträger behauptet: „Von den Grünen kommen viele Falschinformationen“
Ist Atomkraft zu gefährlich, oder kann sie uns in der Klimakrise helfen? Barack Obamas ehemaliger Energieminister schimpft über die deutsche Strategie.
München – Deutschland ist aus der Atomenergie ausgestiegen. Unter der Federführung der SPD und der Grünen soll radioaktiver Müll vermieden werden, für den die Menschheit immer noch keine Lösung hat. Außerdem wurde die Gefahr eines atomaren Unfalls nach der Katastrophe von Fukushima der Öffentlichkeit schmerzlich in Erinnerung gerufen. Trotz dieser starken Argumente verfolgen aber bei Weitem nicht alle Länder einen atomfreien Ansatz.
Frankreich baut weiter Atomkraftwerke – Deutschland hat den Ausstieg vollzogen
Frankreich beispielsweise will in den kommenden Jahren zusätzlich zu bereits geplanten sechs Atomkraftwerken acht weitere Meiler bauen – und damit weitaus mehr als bislang vorgesehen. Insgesamt ist dort der Bau von 14 Reaktoren im Gespräch. Im Gegensatz zu Deutschland setzt das Nachbarland massiv auf Atomenergie, um Kohlekraftwerke zu ersetzen und die CO2-Emissionen zu senken.

Auch Physik-Nobelpreisträger Professor Steven Chu setzt sich für die Atomenergie als Übergangslösung ein. Er unterzeichnete eine Petition, um die AKWs der Bundesrepublik zu erhalten. Er prognostizierte, dass für den fehlenden Strom nicht genug erneuerbare Energie produziert werden könne. „Ich dachte, sie würden am Ende fossile Kraftwerke dafür brauchen. Und genau das ist passiert“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In Kalifornien habe es eine ähnliche Situation gegeben, doch man habe den Gouverneur überzeugen können, den Ausstieg zu revidieren.
Nobelpreisträger Chu: Grüne „nicht wirklich an Klima und Nachhaltigkeit interessiert“
Hart in die Kritik geht der renommierte Professor deswegen mit den Grünen, die den Atomausstieg feierten. „Von den Grünen kommen viele Falschinformationen. Wenn diese Leute vernünftig wären, was viele nicht sind, dann würden sie die Atomenergie der Alternative vorziehen, nämlich Gaskraftwerken, deren Treibhausgase man abscheiden muss“, so Chu, der von 2009 bis 2013 US-Energieminister unter Barack Obama war.
Wer Erdgas ohne diese Abscheidung wolle, sei „nicht wirklich an Klima und Nachhaltigkeit interessiert“, stellt der Physiker klar. Er plädiert dafür, kleine Atomreaktoren als Notstrom zu nutzen. Diese Erkenntnis setze sich langsam durch. Er kritisiert zudem die „irrationale“ Angst vor einem Atomunfall und vergleicht diese mit der irrationalen Angst der Grünen vor genetisch modifiziertem Getreide.

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„Es ist in Ordnung, Pflanzen zu kreuzen, es ist in Ordnung, Pestizide zu versprühen, aber es ist offenbar nicht in Ordnung, die Molekularbiologie einzusetzen“, schimpft er. Die zukünftige Realität enthalte steigenden Wohlstand und steigenden Energiebedarf.
Ex-Energieminister der USA verweist auf geringe Todesfallzahlen bei AKWs
In Bezug auf Atomunfälle verweist er auf Statistiken von „Our World in Data“, dort könne man die Todesfälle pro erzeugter Terawattstunde Strom sehen. AKWs würden hier mit 0,03 Todesfällen (alle Atomunfälle der Welt zusammengerechnet) an erster Stelle stehen, sogar noch vor der Windenergie. „Das ist verrückt. Die Öffentlichkeit muss das verstehen“, plädiert er.
Chu gibt jedoch zu, dass das Problem des Atomabfalls „signifikant“ sei. Trotzdem ist er optimistisch, dass dies in den Griff zu bekommen sei. Der ehemalige Minister fordert den Bau einer weiteren AKW-Generation, die zum Erreichen der Klimaziele 60 Jahre laufen sollen.
In Deutschland sind die Parteien in Bezug auf Atomenergie nicht derselben Meinung. Die CDU drängt auf den Wiedereinstieg. Auch die FDP, obwohl Teil der Ampel-Regierung, bezeichnet den Ausstieg als laut FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai als „strategischen Fehler.“ Seit dem Ausstieg wird in Deutschland wieder mehr Strom importiert. (cgsc)