Depeche Mode in München: Strahlende Düsternis

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Die grandiose Show des Mr. Gahan. Ihn will man sehen, hören, bestaunen, feiern. © Martin Hangen/Münchner Merkur

Zugabe in München: Depeche Mode begeistern ihre Fans in der ausverkauften Olympiahalle. Unsere Kritik:

Erst im vergangenen Juni haben Depeche Mode im Münchner Olympiastadion aufgespielt – bei einem unvergesslichen Blitz-und-Donner-Sommerkonzert. „Mephisto im Gewitter“, schrieb unser Kritiker damals über die monumentale Diva Dave Gahan. Keine neun Monate später waren die heiß geliebten Engländer, die so vielen Menschen so viel bedeuten, schon wieder zurück. Und von Depeche-Mode-Müdigkeit spürte man kein Fitzelchen. Natürlich war die Olympiahalle beim – nach inoffizieller Zählung – 14. Konzert der Band am Donnerstag (7. März 2024) in München wie immer ausverkauft. Wie immer standen traurige Fans mit „Suche Karten“-Schildern vor der Arena. Und wie immer verbreiteten Depeche Mode bei aller Liebe zur Farbe Schwarz eine beglückende, strahlende Düsternis.

„Behind the Wheel“ widmen Gahan und Gore ihrem verstorbenen Keyboarder Andy Fletcher

Gahan und sein musikalischer Lebensmensch Martin Gore, das ewige Royal Couple des britischen Synthpop, haben auf ihrer „Memento Mori“-Tour gegenüber den Sommer-Konzerten nur behutsam am Programm geschraubt. Einige Songs wie „Policy of Truth“, „Strangelove“ (als berührende Gore-Solonummer) oder das programmatische „Black Celebration“ sind neu. „Behind the Wheel“, ebenfalls dazugekommen, widmen Gahan und Gore ihrem 2022 verstorbenen Keyboarder und Brückenbauer Andy Fletcher, dem Ronnie Wood der elektronischen Musik. Auch wenn ihn der bewährte Peter Gordeno gewohnt fabelhaft vertritt: Die Narbe bleibt.

Das prächtig animierte große M im Hintergrund dominiert erneut die Bühne. Und was auch bleibt, ist die grandiose Show des Mr. Gahan. Ihn will man sehen, hören, bestaunen, feiern. Für ihn sind sie gekommen, nach dem Motto: „Ich möcht so gern Dave Gahan hören.“ Der schwer exaltierte 61-Jährige, der es an Unverwüstlichkeit bald mit Keith Richards aufnehmen kann, tänzelt, kreiselt, stolziert, gockelt, spreizt sich und tanzt innig mit seinem Mikrofonständer. Man könnte meinen, gleich schlägt er Rad. „My Cosmos is mine“, stellt er zum Auftakt klar und markiert sein Revier. Ich bin der König meiner Welt, wer mag daran zweifeln?

Gahan und Gore, die großen Depeche-Mode-Schöpfer, lassen das Maschinchen schnurren, mit Herzensliedern von „Everything counts“ über „A Pain that I’m used to“ bis zur krönenden Hit-Parade mit „Stripped“ oder dem unschuldigen Synthie-Hopser „Just can’t get enough“ von 1981. Drummer Christian Eigner, der Kraftlackl aus Wien, treibt die Kapelle unnachgiebig voran. Er ist der Mann für alle Felle. Bei „Enjoy the Silence“ heizt Dave Gahan die Menge auf Deutsch mit „1, 2, 3, 4“ an, Martin Gore zupft versunken sein Riff. Die beiden klatschen sich ab, sind sichtlich glücklich, die Fans sind es auch. Besser kann ein Konzert nicht werden. Das M steht für Magie.

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