Kindergarten in der Krise: Eltern in Partenkirchen machen sich Sorgen - Rathaus gibt Entwarnung
Ruhe, die wünscht sich Claudia Zolk für den Kindergarten Partenkirchen. Zwar haben schon wieder Mitarbeiter gekündigt, die Betreuung der Mädchen und Buben ist aber gesichert. Um den unguten Gerüchten endlich ein Ende zu setzen, lädt sie das Team und den neuen Leiter ins Rathaus ein.
Garmisch-Partenkirchen – Claudia Zolk ist ratlos. Und auch ein bisschen fassungslos. Grund dafür sind die Geschichten, die über die Zustände im Kindergarten Partenkirchen kursieren. Vieles, und das betont die Zweite Bürgermeisterin (CSB) mit Nachdruck, entbehre jeder Grundlage. Sie spricht von „komischen Gerüchten und Vorwürfen“, die seit Längerem im Umlauf sind. „Ich weiß nicht, woher das kommt.“ Diese Negativspirale will sie jetzt unterbrechen. Die ist sicher mit ein Grund, warum schon wieder Mitarbeiter gekündigt haben, darunter langjährige. Deshalb hat sie das Team für kommende Woche ins Rathaus eingeladen. Da stellt sie dann auch den neuen Leiter vor, der zum 1. Februar 2024 anfängt. Und sie informiert.
„Offenbar gibt es in diesem Kindergarten ein Kommunikationsproblem“, meint Rathaus-Sprecherin Silvia Käufer-Schropp. Das betrifft wohl auch den Austausch mit den Eltern. Nachdem diese mitbekommen haben, dass schon wieder vier Erzieher und Kinderpfleger die Einrichtung verlassen, treibt sie die Sorge um, inwieweit die Betreuung ihrer Kinder gewährleistet ist. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass bereits zum Schuljahresende sechs Mitarbeiter gekündigt hatten.
Kindergarten-Personal ist völlig überlastet
Das macht die Mütter und Väter betroffen. Sie wissen, wie überlastet die verbleibenden Kräfte sind. Dazu kommt die im Herbst übliche Erkältungswelle. „Da wird’s schon schwierig, wenn eine Erzieherin mal auf die Toilette muss“, sagt eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. An Ausflüge oder besondere Aktionen sei in dieser heiklen Situation gar nicht mehr zu denken. Sie hat davon gehört, „dass es schon mehrere Hilferufe und Überlastungsanzeigen in Richtung Rathaus gab, die aber nicht gehört wurden“. Zudem wurde ihr und anderen zugetragen, dass das Kindergarten-Personal nicht nur mit der Betreuung der Drei- bis Sechsjährigen beschäftigt ist. „Die haben auch niemand zum Putzen und Schnee räumen oder für Verwaltungssachen.“ Ein Unding. Da sind sich die Eltern einig, die sogar fürchten, dass im kommenden Jahr zwei der neun Gruppen mit jeweils 25 Mädchen und Buben geschlossen werden müssen.
Befürchtungen, die genauso an Andreas Grasegger herangetragen wurden. Der Zimmerermeister holt regelmäßig seinen Enkel an der Jahnstraße ab – und wird immer wieder auf die Probleme angesprochen. „Gerade unter den Erziehern bestehen richtige Ängste“, sagt er. Das Problem sprach der Vertreter der Bayernpartei jüngst auch im Gemeinderat an. Damit entfachte er eine emotionale Debatte. „Was da verbreitet wird, spottet jeder Beschreibung“, kommentierte Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) die Angelegenheit. Ihr geschäftsführender Beamter, Wolfgang Berger, ließ sich gar dazu hinreißen: „Der Fisch stinkt vom Kopf weg.“ Er sehe nicht ein, den Frust immer nur an der Verwaltung auszulassen. Seit drei Jahren gebe es schließlich mit Zolk eine Bürgermeisterin, die sich intensiv mit Krippen, Kindergärten und Schulen befasst und die regelmäßig vor Ort ist. „Dass wir uns nicht kümmern, ist an den Haaren herbeigezogen.“
Alle freien Stellen werden auch nachbesetzt
Den emotionalen Ausbruch ihres Kollegen wollte Käufer-Schropp auf Nachfrage nicht kommentieren. Deutlich machte sie hingegen, wie haltlos die Vorwürfe sind. Alle Stelle, die im Sommer frei geworden sind, „wurden nachbesetzt“, betont Bärbel Berger, die im Rathaus für diesen Bereich zuständig ist. Auf der Homepage des Marktes, aber auch auf Stellenbörsen im Internet, auf Fachportalen und in anderen Medien werden Nachfolger für die Posten gesucht, die im kommenden Jahr verfügbar sind. „Da sind wir breit aufgestellt“, bestätigt Käufer-Schropp. „Alles andere wäre fahrlässig.“
Völlig aus der Luft gegriffen sind Zolk zufolge die Vorhaltungen, dass die Erzieher und Kinderpfleger alles selbst machen müssen. „Es gibt Reinigungskräfte und Bauhof-Mitarbeiter, die das Putzen und Schnee schaufeln übernehmen.“ Um den Mitarbeitern bei der Essensausgabe zu helfen, „haben wir seit 1. November in all unseren Einrichtungen Haushaltshilfen“. Und auch der leidige Papierkram sollte das Team nicht belasten. „Dafür kommt eine Verwaltungskraft aus dem Rathaus in den Kindergarten“, sagt Käufer-Schropp. „Wir reagieren auf alle Probleme.“ Wieso trotzdem derartige Gerüchte im Umlauf sind, kann sie nicht nachvollziehen. Neben dem Treffen mit dem ganzen Team und dem neuen Leiter werden auch Briefe an die Eltern vorbereitet. Entscheidend für Zolk ist, „dass endlich wieder Ruhe einkehrt“.