Schwache Nachfrage: VW stoppt Produktion zweier Elektroauto-Modelle - Personal muss gehen
Volkswagen war bezüglich der Nachfrage seiner Elektroauto-Modelle VW ID.3 und Cupra Born zu optimistisch. Die Produktion wird bis Jahresende eingestellt.
Wolfsburg/München - Mit seiner Elektroauto-Strategie hat sich Volkswagen bislang verkalkuliert. Die Nachfrage nach Modellen wie VW ID.3 und Cupra Born ist niedriger, als es der erfolgsverwöhnte Autoriese aus Niedersachsen erwartet hat. Die Produktion der beiden Kompaktklasse-Baureihen in Dresden und Zwickau ist eingestellt worden und wird offenbar nicht vor Jahresbeginn 2024 wieder anlaufen.
Kürzlich wurden an den beiden VW-Standorten bereits Nachtschichten gestrichen, nun ruht die Fertigung der elektrifizierten Baureihen laut einem Bericht der Automobilwoche erstmal komplett. Der Autobauer habe die erforderliche Produktionszahl der E-Autos bereits abgearbeitet, daher werden zunächst keine weiteren Fahrzeuge gefertigt. Damit einher geht in Zwickau den Angaben zufolge ein weiterer Personalabbau, die Rede ist von etwa 500 befristeten Arbeitnehmern, deren Verträge 2024 nicht verlängert werden.
VW drosselt E-Auto-Produktion in Zwickau und Dresden
Bereits im laufenden Jahr waren bei 269 Mitarbeitern die Verträge ausgelaufen, insgesamt sind in Zwickau mehr als 10.000 Menschen beschäftigt. Kürzlich hatte Thomas Schäfer, CEO der Kernmarke Volkswagen Pkw, bereits Einschnitte beim Personal angekündigt und davon gesprochen, dass die Situation in Wolfsburg „sehr kritisch“ sei. Der Autohersteller hat Probleme angesichts seiner Kostenstruktur, die mit der zu bewältigenden Transformation in Sachen Antriebstechnologie nicht kompatibel ist.

Bei Elektroautos der Kernmarke hat VW mit höheren Absätzen kalkuliert, seit geraumer Zeit wird dem Konzern hier jedoch seine Preispolitik zum Verhängnis: Vergleichbare Verbrennermodelle wie der Golf 8 sind als Neuwagen erschwinglich, Stromer wie der VW ID.3 oder der Cupra Born kosten jedoch Tausende Euro mehr. Die Preisaufschläge resultieren einerseits auf höheren Entwicklungs- und Produktionskosten. Darüber hinaus spielt die Renditeerwartung eine wichtige Rolle, durch Sparmaßnahmen möchte der Konzern in den nächsten Jahren Milliarden von Euro einsparen.
VW in Zwickau: Die Bänder ruhen bis Jahresende - in Dresden für immer?
In den VW-Werken Zwickau werden bis Weihnachten jedoch nicht die Bänder ruhen: Mittlerweile ist die Fertigung der Elektro-Modellreihen VW ID.4/ID.5 sowie zweier Audi-Baureihen wieder angelaufen. Aufgrund von fehlenden Motoren-Komponenten wurde hier und in Emden die Produktion ausgesetzt. In der Gläsernen Manufaktur in Dresden ist die Autoherstellung womöglich ganz beendet: Ebenfalls die Automobilwoche erklärte kürzlich, dass Volkswagen dort künftig gar keine E-Autos mehr fertigt.
Tariflich bezahlte Mitarbeiter in Wolfsburg dürften derweil bei VW von härteren Maßnahmen verschont bleiben, angesichts einer Beschäftigungsgarantie. Der Münchner Rivale BMW erklärt derweil, warum er sich die Strategie der Technologie-Offenheit bewahrt. (PF)