Musk gründet „America Party“ – er darf nicht Präsident werden, will aber mitentscheiden
Elon Musk formiert seine eigene Bewegung. Sein Ziel: Mit wenigen Sitzen in Senat und Repräsentantenhaus die maximale Kontrolle erlangen.
Washington, DC – Elon Musk hat am Samstag (5. Juli) die Gründung seiner neuen politischen Bewegung bekanntgegeben: die „America Party“ (deutsch: Amerika-Partei). Die Ankündigung erfolgte auf X, dem von Musk kontrollierten Netzwerk, als direkte Reaktion auf den von Präsident Donald Trump unterzeichneten „Big Beautiful Bill“. Obwohl Musk als gebürtiger Südafrikaner laut US-Verfassung niemals Präsident der Vereinigten Staaten werden kann, verfolgt er ein ehrgeiziges politisches Ziel: Einfluss auf knappe Kongressentscheidungen – und womöglich die Unterstützung handverlesener Kandidaten, die seine Linie vertreten.
Musk gründet „America Party“ und will Zünglein an der Waage werden
Tesla-Boss Musk selbst ist seit 2002 US-Staatsbürger, aber als im Ausland geborene Person vom Präsidentenamt ausgeschlossen. Das hindert ihn jedoch nicht daran, sich direkt in die politische Gestaltung einzumischen. „Heute wird die Amerika-Partei gegründet, um euch eure Freiheit zurückzugeben“, schrieb Musk auf X. Dazu veröffentlichte er die Ergebnisse einer vorausgegangenen Social-Media-Umfrage unter seinen Followern, bei der sich rund 65 Prozent für die Parteigründung ausgesprochen hatten.
Der Multimilliardär verfolgt eine taktisch ausgerichtete Strategie. Er ergänzte: „Eine Möglichkeit, dies umzusetzen, wäre, sich nur auf zwei oder drei Senatssitze und acht bis zehn Bezirke im Repräsentantenhaus zu konzentrieren.“ Aufgrund der äußerst knappen Mehrheitsverhältnisse im Kongress könnte eine kleine, loyale Fraktion der „America Party“ eine Schlüsselrolle bei kontroversen Abstimmungen einnehmen.
Neue Musk-Partei mit zentralen Zielen: Schuldenbremse, Technologieoffenheit, Raumfahrtvision
Elon Musks neue Partei versteht sich als Gegengewicht zur aus seiner Sicht korrupten politischen Elite. „Wenn es darum geht, unser Land mit Verschwendung und Korruption in den Bankrott zu treiben, leben wir in einem Einparteiensystem, nicht in einer Demokratie“, schrieb er jüngst, ebenfalls via X, zur Gründung der Bewegung.
Am Sonntag (6. Juli) ließ Musk dann auf dem frisch gegründeten X-Kanal der neuen Partei erläutern: „Die schweigende Mehrheit schweigt nicht mehr. Dies ist der Moment, in dem sich alles ändert. Die Amerika-Partei ist da – und sie ist die Antwort auf ein System, das aufgehört hat zuzuhören.“
Die ersten Puzzleteile des zukünftigen Parteiprogramms, veröffentlicht auf der Webseite theamericaparty.org, betonen Themen wie technologische Innovationsförderung, eine digitale Grundrechtecharta, meritokratische Einwanderung, die Förderung von Kernenergie und gezielte Pilotprojekte zum bedingungslosen Grundeinkommen angesichts der Folgen von Automatisierung. Die Raumfahrt – mit Investitionen in Mondlogistik, Mars-Forschung und In-Orbit-Industrie – bildet einen zentralen Bestandteil.
Musk als Strippenzieher der „America Party“ – wer könnte für ihn kandidieren?
Da Musk nicht selbst kandidieren kann, stellt sich die Frage, wen er als Galionsfigur oder Spitzenkandidaten seiner Bewegung fördern könnte. Besonders ins Auge fällt derzeit der republikanische Kongressabgeordnete Thomas Massie aus Kentucky. Er hatte sich offen gegen Trumps „Big Beautiful Bill“ gestellt und war daraufhin massiv vom Präsidenten angegriffen worden. Musk hingegen stellte sich demonstrativ hinter ihn und versprach, dessen Wiederwahlkampf finanziell zu unterstützen.
Massie, bekannt für seine libertäre Haltung und sein Misstrauen gegenüber überbordender Staatsausgaben, passt thematisch zur Linie der Amerika-Partei. Er könnte damit zum ersten prominenten Kandidaten eines neuen, von Musk geführten Parteiapparats werden – oder gar als Präsidentschaftskandidat fungieren, mutmaßt Politico – vorausgesetzt, die Partei kann sich langfristig etablieren.
Neben Massie wurde auch spekuliert, dass Musk weitere konservative Außenseiter fördern könnte, die sich gegen das republikanische Establishment positionieren. In einem X-Beitrag hatte er bereits gedroht: „Jeder Kongressabgeordnete, der mit dem Versprechen angetreten ist, den Haushalt zu kürzen, und dann für das größte Schuldenpaket der Geschichte gestimmt hat, sollte sich schämen – und wird seine Vorwahl verlieren, wenn es das Letzte ist, was ich tue.“
Das ist Elon Musks „America Party“
Name der Partei | America Party (deutsch: Amerika-Partei) |
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Parteigründer | Elon Musk |
Offizielle Gründung | 6. Juli 2025 (Einreichung bei der FEC) |
Ideologische Ausrichtung (laut Kritikern) | Fiskalkonservatismus, technokratisch, wirtschaftsliberal, globalistisch |
Zielsetzung | 2–3 Sitze im Senat, 8–10 im Repräsentantenhaus für maximale Gesetzeswirkung |
Zentrale Programmpunkte | Schuldenabbau, Deregulierung, Förderung von High-Tech und Raumfahrt, Einwanderung hochqualifizierter Personen |
Bekannte Unterstützer/Kontakte | Gespräche mit Andrew Yang (Forward Party), Libertäre (Steven Nekhaila), libertäre Republikaner |
Mögliche Kandidaten | u.a. Thomas Massie (R-Kentucky), bisher keine offizielle Nennung |
Schwächen/Risiken | Geringe Popularität, Wahlrechtsbarrieren, Geschäftsinteressen, strukturelle Hürden |
Quellen: The Washington Post, CNN, NBC, Reuters, America Party, X.
Fehde mit Trump als Katalysator für die politische Rebellion von Elon Musk
Der Bruch mit Donald Trump markiert den Wendepunkt in Musks politischer Ausrichtung. Noch 2024 galt er als dessen wichtigster finanzieller Unterstützer – über 277 Millionen Dollar flossen aus Musks Vermögen in Trumps Wahlkampagne, konstatiert The Guardian. Als Belohnung wurde er zum Leiter des neu geschaffenen „Department of Government Efficiency“ (DOGE) ernannt, wo er Massenentlassungen und massive Budgetkürzungen verantwortete.
Doch nachdem Trump in den vergangenen Wochen sein „Big Beautiful Bill“ durch den Kongress brachte – mit einem erwarteten Schuldenanstieg von 3,3 Billionen US-Dollar – und Musk DOGE verlassen hatte, erklärte er den politischen Krieg.
Der Konflikt eskalierte auch auf persönlicher Ebene: Trump bezeichnete Musk auf Truth Social kürzlich als „Subventionsempfänger“, dessen Unternehmen ohne staatliche Hilfe „schließen müssten“. Einige Trump-Anhänger forderten sogar, Musk aus den USA auszuweisen – ein Signal, wie tief der Bruch reicht.
Unterstützungsbasis und Erfolgschancen der Amerika-Partei von Elon Musk
Laut einer aktuellen Umfrage von Quantus Insights würden 40 Prozent der US-Wähler – darunter viele Republikaner – erwägen, einer von Musk gegründeten Partei ihre Stimme zu geben, berichtet Newsweek. In einer weiteren Umfrage von YouGov erklärten 46 Prozent der Befragten, dass sie sich ein drittes politisches Lager wünschen. Doch politische Experten wie Grant Davis Reeher warnen: „Die strukturellen Hürden für eine neue Partei sind enorm – und das System ist auf zwei dominante Kräfte ausgelegt.“
Auch innerparteilich droht Gefahr: Kritiker auf der rechten Seite befürchten, dass Musks Bewegung konservative Stimmen spalten und damit den Demokraten zum Vorteil gereichen könnte.
Gleichzeitig wird deutlich, dass Musk über Ressourcen, Reichweite und strategisches Kalkül verfügt, um ernsthaften politischen Druck aufzubauen. Seine Plattform X verleiht ihm direkten Zugang zu Millionen Wählerinnen und Wählern, sein Kapital erlaubt es ihm, gezielte Kandidaturen in Schlüsselwahlkreisen zu finanzieren.
Musk will nicht regieren – aber entscheiden
Elon Musk wird nie US-Präsident sein – das verbietet ihm die Verfassung. Aber das hindert ihn nicht daran, gezielt politische Macht auszuüben. Mit der „America Party“ will er keine breite Volksbewegung schaffen, sondern eine entschlossene Minderheit, die bei Gesetzesvorhaben das Zünglein an der Waage ist. Er setzt auf Kandidaten wie Thomas Massie, ideologisch nahestehende Außenseiter und massive Wahlkampffinanzierung, um das politische Gleichgewicht zu kippen.
Was Musk vorschwebt, ist wohl kein klassisches Parteienprojekt – es ist der Versuch, die Regeln der US-Politik neu zu schreiben: Wenige Sitze, maximale Hebelwirkung, kontrolliert von einem Mann, der offiziell kein Amt anstrebt – aber faktisch als eine Art Schattenpräsident agieren könnte.