Kommentar von Fabian Mehring - Wie Bayern Deutschland Digitalisierung vormacht
Mit Austauschangeboten wie dem Programm „KI Transfer Plus“ sorgt mein Ministerium für den Transmissionsriemen zwischen Forschung und Wirtschaft und macht KI gezielt für mittelständische Unternehmen nutzbar. Diese besondere Verbindung zwischen Spitzenforschung und unserem innovativen Mittelstand hat Bayern zu einem der international führenden Player bei Zukunftstechnologien gemacht.
Welche Herausforderungen musste Bayern auf seinem Weg zur Digitalisierung meistern und wie wurden diese gelöst?
Bayern ist ein Flächenland. Im Freistaat leben mehr Menschen als in den meisten europäischen Nationalstaaten. Unsere größte Herausforderung besteht darin, alle Regionen bei der Digitalisierung gleichermaßen mitzunehmen - vom Ausbau des schnellen Internets in allen Regionen bis zur Verwaltungsdigitalisierung in den mehr als 2000 bayerischen Kommunen.
Digitalisierung birgt dabei aber auch eine große Chance. Denn sie ermöglicht etwa auch Unternehmen auf dem Land unmittelbaren Zugang zu internationalen Märkten. Digitalisierung zu den Menschen und in Bayerns Fläche zu bringen, ist deshalb eines unserer Kernanliegen. Dabei sind wir aktuell sehr erfolgreich. So nehmen beispielsweise fast 90 Prozent der bayerischen Kommunen am Programm „Digitales Amt“ teil, mit dem wir die Digitalisierung in den Rathäusern und Landratsämtern fördern.
Zeitgleich haben wir den Pakt für digitale Infrastruktur ins Leben gerufen, über den in den nächsten beiden Jahren 3 Millionen zusätzliche Internetanschlüsse auf Gigabit-Niveau und 2000 neue Funkmasten entstehen sollen. Wir finden: Der Zugang zum Digitalen gehört im Jahr 2024 zur Grundversorgung und muss genauso selbstverständlich sein wie ein Wasser- oder Stromanschluss.
Wie unterstützt die bayerische Regierung Start-ups und Innovationen im digitalen Sektor?
Wir verstehen die Startups von heute als die großen Wirtschaftsplayer von morgen. Deshalb unterstützen wir bayerische Gründer mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen. Hierzu gehört unsere Initiative Gründerland.Bayern. Das Angebot reicht von der Beratung bei technologieorientierten Unternehmensgründungen bis zur nachhaltigen Verbesserung ihrer Finanzierung.
Über unsere Hightech-Agenda fördern wir in Bayern außerdem den Technologiebereich mit insgesamt rund 5,5 Milliarden Euro. Das ist auf Ebene unseres Bundeslandes deutlich mehr, als so mancher europäische Nationalstaat auf diesem Feld investiert. So schaffen wir ein innovationsfreundliches Klima, in dem sich dann auch gerne junge Unternehmen aus dem Digitalbereich ansiedeln. Dabei sind wir sehr erfolgreich: In keinem anderen Bundesland werden aktuell mehr Startups gegründet als in Bayern.
Kann das bayerische Modell der digitalen Bildung als Vorbild für ganz Deutschland dienen und welche konkreten digitalen Initiativen in Bayern könnten auf ganz Deutschland übertragen werden?
Die Dynamik der digitalen Revolution ist derart hoch, dass zukünftige Generationen sich unweigerlich permanent fort- und weiterbilden müssen. Vieles Berufsbilder, die moderne Wirtschaft in zehn Jahren dringend brauchen wird, gibt es heute noch gar nicht. Lebenslange digitale Bildung wird deshalb zur zentralen Schlüsselqualifikation von morgen in allen Altersstufen. Auch deshalb habe ich als Digitalminister bewusst die Schirmherrschaft für Bayerns „digitale Schulen“ übernommen. Denn: Wir wollen, dass wirklich alle Menschen von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren.
Im Digitalministerium haben wir deshalb eine ganze Reihe von Projekten angestoßen, um die Menschen in Bayern auf dem Weg in die digitale Zukunft bestmöglich mitzunehmen. Das Spektrum reicht von einer App für Grundschulkinder, die bereits den Kleinen spielerisch Medienkompetenz vermittelt, bis zu unsere „Allianz für digitale Kompetenzen“, unter deren Dach wir gemeinsam mit 14 digitalaffinen in Bayern ansässigen Unternehmen wie Allianz, Siemens, aber auch Google und Microsoft die Menschen digital weiterbilden.
Mit unserem Programm „zusammen digital“ unterstützen wir vorwiegend ältere digitale Einsteiger an Beratungstheken vor Ort in ihren Heimatkommunen. Zeitgleich machen wir unter der Überschrift digital verein(t) auch Bayerns Vereinswesen – vom Sportverein über die Feuerwehr bis zum Trachtenverein – fit für die digitale Zukunft.
Was Bayern bei der Digitalisierung klar vom Rest Deutschlands unterscheidet, ist sein Digitalministerium. In keinem anderen Bundesland gibt es es so ein eigenständiges Ministerium nur für dieses zentrale Zukunftsthema. Hier laufen bei der Bayerischen Staatsregierung die Fäden bei der Digitalisierung zusammen. Und diese gebündelte Schlagkraft macht uns so erfolgreich. Deshalb steht Bayern etwa bei der Verwaltungsdigitalisierung an der Spitze aller Bundesländer. Dazu bietet der Freistaat ein sehr wirtschafts- und innovationsfreundliches Umfeld. Bayern war und ist Hightech-Standort – und baut das konsequent bei neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz weiter aus.
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