Gelungener Konzertabend: Kontrabassisten der Bayerischen Staatsoper gastieren in Holzkirchen
Die Kontrabassgruppe der Bayerischen Staatsoper begeisterte das Publikum am vergangenen Freitagabend in Holzkirchen. Es war mehr als nur ein klassisches Kontrabass-Konzert.
Holzkirchen – „Ob wir uns noch eine Zugabe ertrotzen können?“ Das fragte sich das Publikum am Freitagabend im Festsaal im Holzkirchner Kultur im Oberbräu in Anlehnung an die abschließenden Worte Klaus Wallendorfs, der als eloquenter Moderator durch das Bass-Projekt geführt und erklärt hatte: „Das ist total nett, dass sie so toben. Sie haben sich durch ihr vorbildliches Applausgebaren eine Zugabe ertrotzt.“
In vierter Auflage verzauberte die neunköpfige Kontrabassgruppe der Bayerischen Staatsoper die Zuhörenden und knüpften direkt dort an, wo sie zuletzt vor Corona aufgehört hatte. Mit dem Tango „Memories Of The City Of Turku“ ging es direkt sehr lebhaft in einen ebenso kurzweiligen wie hochkarätigen Konzertabend.
Kontrabass nicht nur gezupft
Wie viel Spaß alle daran hatten, war von Anfang an spürbar. Die Musikerinnen und Musiker ebenso, wie die Konzertgäste im nahezu ausverkauften Saal, die schon das erste Stück euphorisch bejubelten – und bis zuletzt begeistert waren von der Vielfalt der Darbietung des Instruments. Schließlich kam der Kontrabass nicht nur klassisch gestrichen und gezupft zum Einsatz: Zum Auftakt der Zugaben wurden die Kontrabässe zum Trommelensemble mit Blai Gumi Roca im Mittelpunkt, der seinen Kontrabass mit dem extravaganten Löwenkopf zum vielstimmigen Schlagwerk umfunktionierte.
„Es klingt nach Klassik, wird dazwischen aber spaßig“, hatte Wallendorf vorausgeschickt. Einst Solohornist beim Bayerischen Staatsorchester, lebt der 76-jährige Thüringer, den die Berliner Philharmoniker zum „Hofpoet auf Lebenszeit“ ernannten, heute im Ensemble German Brass gleichermaßen seine Leidenschaft als Musiker und Conférencier. Auf der Bühne des Kultur im Oberbräu rundete er mit seinen von Rheinländern im spanischen Langzeiturlaub bis zu Polt inspirierten Überleitungen das Programm ab. Immer mit einem augenzwinkernden Blick auf die Entstehung und Auswahl der Stücke.
Gleich nach dem Ausflug in ein sehr lebhaftes Turku zum Auftakt ein Arrangement von Ensemblemitglied und Dozent Andreas Riepl, der sich Spartacus Nr.24 des vor 120 Jahren geborenen armenischen Wunderkinds Aram Chatschaturjan vorgenommen hatte. Was folgte war mal pompös, mal schrammelig wie im Wiener Heurigen oder lässig wie im Jazzclub und zwischendurch klang der Kontrabass bei Gustav Mahlers „Ulrich“ auch mal wie Katzenmaunzen. Oder war es das Klagen eines angeschlagenen Trinkers? Schließlich soll das Ständchen nach einer beim Schnapsen verlorenen Wette komponiert worden sein.
Nicht enden wollender Applaus
Mit einem Höhepunkt ging es in die Pause, wo vom Publikum eifrig diskutiert wurde, was denn nun die eingangs als Fußballteams von Milbertshofen und Dingharting vorgestellten Gruppen im musikalischen Battle der von Heribert Feckler für das Ensemble komponierten „Bass Wars“ alles angespielt hatten – von Carmen bis Beatles, von Queen bis Star Wars. Wann immer sich die einen Zuhörer als „Champions“ fühlten, legten die anderen eins drauf. Nur beim kurzen Anklang an Helene Fischer schlug Alexandra Hengstebeck, stellvertretende Solo-Kontrabassistin an der Staatsoper, zu Recht die Hände über dem Kopf zusammen.
Mit Metallicas „Nothing Else Matters“, das die Komplexität von Rockmusik deutlich machte, dem „Baden Baden Potpourri“ von Toivio Kärki und Linnan Kullervo als weiterem finnischen Tango und Georges Bizets „Carmen Prelude“ endete viel zu schnell der offizielle Teil. So, wie auch die beiden Zugaben. Doch zu vorgerückter Stunde ließ sich auch mit nicht enden wollendem Applaus keine weitere Zugabe mehr ertrotzen. hsi
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