Scharfe Kritik an Merz‘ Klima-Plänen: CDU-Aktivist wechselt zu Grünen
Friedrich Merz will die Bundestagswahl 2025 gewinnen. Doch aus den eigenen Reihen werden ihm Fehleinschätzungen bei Klima und Wirtschaft vorgeworfen.
Berlin – Der Berliner Umweltaktivist Heinrich Strößenreuther ist 2021 der CDU beigetreten und gründete die Klimaunion. Jetzt gibt der 57-Jährige sein Parteibuch wieder ab und kritisiert die bundespolitische Linie der Union unter Kanzlerkanbdidat Friedrich Merz. Die CDU rücke seiner Ansicht nach immer weiter nach rechts und verkenne globale Entwicklungen von Klima und Wirtschaft.
„Ich bin im März 2021 eingetreten, um die Klimaunion zu gründen und der CDU bei einer potenziellen schwarz-grünen Koalition in der Klimapolitik zu helfen“, erklärte Strößenreuther gegenüber der dpa. Doch das Bekenntnis zum Klimaschutz innerhalb der Union sei unter Armin Laschet viel deutlicher gewesen als jetzt mit Spitzenpolitikern wie Friedrich Merz, Markus Söder oder Jens Spahn.
Merz Lobbyist? „Kennt die Zusammenhänge nicht oder protegiert fossile Energiewirtschaft“
„Für mich hat sich letztlich ein klares Bild ergeben, dass die Partei die Notwendigkeiten in der Klimapolitik nicht verstanden hat und mit ihren wirtschaftspolitischen Ansichten nicht am Zahn der Zeit ist“, sagt Strößenreuther gegenüber Focus. Während er in der Parteibasis und Wählerschaft Unterstützung erfuhr, sperre sich vor allem die Parteispitze gegen konsequenten Klimaschutz. Vorstandsetagen und Aufsichtsräten mancher Energieunternehmen, die mit Öl, Kohle und Gas ihr Geld verdienen, würden auf Parteichef Merz Einfluss nehmen, sagt Strößenreuther. „Möglicherweise sagt er aus machtpolitischen Erwägungen Dinge, von denen er weiß, dass sie falsch sind.“
So rede vor allem Unions-Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2025, Friedrich Merz, immer wieder die Bedeutung von Solar- und Windkraft klein. „Er kennt die Zusammenhänge nicht oder protegiert absichtlich die fossile Energiewirtschaft“, sagte Strößenreuther. Nachdem der selbst konservativ-christlich sozialisierte Umweltaktivist mit der Idee in die CDU eintrat, dass Christsoziale sicher die Schöpfung Gottes schützen möchten, ist er heute desillusioniert und glaubt nicht an effektive Klima- und Wirtschaftspolitik unter Merz.
„Ich glaube, das wird Wischiwaschi. Er träumt davon, Kernfusion voranzutreiben und faselt von neuen Atomreaktoren – ohne jemals konkret zu sagen, in welchem Landkreis diese gebaut werden sollen oder wo die Endlager entstehen sollen. Seine Märchenschlösser werden der Wirtschaft teurere Stromkosten bescheren, obwohl es billigen von Sonne und Wind gäbe. Für Unternehmen wäre es hingegen wichtig, Planungssicherheit zu haben“, sagt Strößenreuther gegenüber Focus.
Strößenreuther tritt zur Bundestagswahl 2025 wieder den Grünen bei
Und wie geht es weiter? Strößenreuther plant, erneut den Grünen beizutreten, denen er bis 2015 angehörte. Neben der Kleinpartei Volt seien die Grünen die einzigen, die die Drastik der Klimakrise sowie deren Auswirkung auf die Ökonomie verstanden hätten. „Und vor allem haben die Grünen verstanden, dass die Transformation mit ihren Chancen ohnehin schon im Gange ist – es geht nur noch um die Frage, ob die deutsche Wirtschaft auf der Welle vorne mit schwimmt, oder ob sie untergeht“, sagt der Umweltaktivist.
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Er selbst wird oft als Wegbereiter der Verkehrswende betrachtet. Etwa der Volksentscheid Fahrrad, den er in Berlin initiierte, der als Basis für das im Juni 2018 verabschiedete Berliner Mobilitätsgesetz diente. Darüber hinaus zählt er zu den Initiatoren des Volksentscheids Baum in Berlin, der auf eine bessere Anpassung der Stadt an den Klimawandel abzielt. (lm)