Gastbeitrag von Carsten Brockhaus - Die wahren Klima-Chaoten kleben in Berlin und Brüssel – auf ihren Sesseln
Die Frage ist: Warum sollte der CO2-Preis deutsche Industrieunternehmen vertreiben, wenn sie doch alle anderen Herausforderungen bisher gemeistert haben? Die Antwort ist klar: Weil es dieses Mal an den größten Kostenblock geht, die Grundstoffe. Ein typisches Industrieunternehmen hat einen hohen Materialkostenanteil. Bei meinem Unternehmen, der Brockhaus Group, sind das über alle Geschäftsbereiche im Mittel circa 70 Prozent. Wenn sich dieser Kostenblock nun erhöht, ist das viel schädlicher, als wenn die Kosten für Personal oder selbst verbrauchte Energie steigen, weil sie einen geringeren Anteil an den Gesamtkosten haben.
Mit diesen CO2-Preisen wird die Industrie vertrieben
Bisher konnten die Anstiege der Lohnkosten und Energiepreise noch durch innovative Technologien und Produktivitätssteigerungen kompensiert werden, aber jetzt bringt ein immer höherer Wareneinsatz das Fass zum Überlaufen. Nehmen wir als Beispiel Stahl: Aktuell kostet eine Tonne circa 700 Euro. Bei einem CO2-Preis von über 100 Euro zahlt ein deutsches Unternehmen insgesamt rund 200 Euro pro Tonne mehr als der Wettbewerber im EU-Ausland. Das sind rund 30 Prozent Aufschlag. Wie kann ein Autozulieferer, der schon höhere Personal- und Energiekosten hat als seine globalen Konkurrenten, jetzt noch knapp ein Drittel mehr für seinen Stahl bezahlen?
Die Folge ist die Verlagerung der Wertschöpfung in Drittländer. Um das zu verhindern, wurde der CO2-Grenzausgleich (CBAM) erfunden. Die Idee dahinter: Importe von Grundstoffen wie Stahl, Aluminium oder Düngemittel aus dem EU-Ausland werden mit einer CO2-Abgabe in Form eines Zertifikats belegt, um Anreize für Importe zu senken. Auf den ersten Blick werden europäische Hersteller dieser Grundstoffe geschützt. Auf den zweiten Blick wird aber klar, dass durch CBAM gesamte anschließende Lieferketten ins Ausland verlagern, weil sie in Europa einen Wettbewerbsnachteil im Einkauf erleiden.
Appell an die Politik: Handeln Sie jetzt!
Deshalb mein Appell an die Politik: Handeln Sie jetzt! Die Verknappung der kostenlosen CO2-Zertifikate ab 2027 muss verlangsamt werden. Und Deutschland sollte sein Ziel für Klimaneutralität bis 2045 auf das EU-Ziel 2050 verschieben. Die bisherige Ampel-Regierung war aus ideologischen Gründen nicht gewillt, sich zu bewegen. Eine neue Regierung muss hier dringend andere Wege einschlagen, wenn sie eine weitere Demontage unseres Industrielandes stoppen will.
Dazu muss verhindert werden, dass der CO2-Preis sprunghaft ansteigt. Dann würde auch die mangelhafte Methodik des CBAM zunächst seine Gefahr, Unternehmen ins Ausland zu verdrängen, verlieren. Man könnte die Zeit in Brüssel nutzen, um CBAM abzuschaffen, oder ihn zumindest für komplette Lieferketten auszugestalten. Das wiederum wäre aber das nächste Bürokratiemonster.
CO2 ist nicht weg, es stößt nur jemand anderes aus
Fakt ist: Dem Klima schaden wir bei einer Nachjustierung der CO2-Bepreisung nicht. Das CO2 ist ja nicht weg, es stößt nur jemand anderes aus!
Im Übrigen: Dieser deutsche CO2-Sonderweg träfe auch das Portemonnaie der privaten Bürgerinnen und Bürger im Land, weil sie dann mehr Heiz- und Spritkosten zahlen müssen. Daher ist es nicht nur im Interesse der Wirtschaft, die deutschen CO2-Pläne zu überdenken, sondern auch parteipolitisch geboten. Nach drei quälenden Jahren mit der Ampel-Regierung sehnt sich ein großer Teil der Menschen in Deutschland nach einer bürgerlichen Politik. Ab sofort könnte die um die FDP verstärkte Opposition eine vernünftigere CO2-Politik auf den Weg bringen.