D‘Zeller Historiker klärt auf über gefundene Hafteln, Ösen und ein Nagelfragment
Dietramszell - Im Sommer 2022 gab es in Dietramszell einen rätselhaften Fund: Skelette.
Auf diese stießen Bauarbeiter bei Ausgrabungen während der Neugestaltung des Dietramszeller Kirchenvorplatzes. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse zur Rätselslösung.
Fünf Skelette auf Dietramszeller Kirchenvorplatz ausgebuddelt
Unter 150 Jahren alten Linden verbargen sich noch bis zum August 2022 im Ortskern von Dietramszell fünf Gräber in zwei übereinanderliegenden Ebenen. Bei Fällungs- und Bauarbeiten buddelten sie fünf Skelette aus. Weder Alter noch Geschlecht der Toten waren bis dato bekannt.
Anhand der Gebeine erkennt man: Tote müssen drei Frauen und zwei Männer gewesen sein
Jetzt gibt es neue anthropologische und archäologische Forschungserkenntnisse. „In den Grabstätten lagen drei Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren“, berichtet der promovierte Historiker Michael Holzmann in einer Pressemitteilung der Gemeinde. Die Toten seien allesamt eines natürlichen Todes gestorben. „Gegenteilige Annahmen können eindeutig ausgeschlossen werden“, erklärt er.
Die bestatteten Personen lagen alle laut Experten in West-Ost-Richtung und – soweit die Schädel erhalten sind (in drei Fällen) - mit Blick nach Norden in ausgestreckter Rückenlage mit angewinkelten Armen im Brustbereich. Vermutlich sind die Grabstellen ein Ausschnitt des ehemaligen Friedhofs des Klosters Dietramszell und seiner Kirche Mariä Himmelfahrt.
Dietramszell: Sekelettmaterial ist gut erhalten
„Das Skelettmaterial befindet sich in weitgehend vollständigem und intaktem Zustand“, sagt der Historiker. Eklatant sei, dass die Schädel teilweise „Störungen“ im Kopfbereich der Toten hätten, die jedoch allein durch die Lage unterhalb der Wurzelstöcke oder durch frühere Straßenbaumaßnahmen zu erklären sind.
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Häkchen sowie Ösen aus Bronze und Eisen bei den Skelettfunden
Beigaben wie Schmuck oder Tracht waren nicht zu finden. Doch befanden sich ein oder mehrere Häkchen sowie Ösen aus Bronze wie auch Eisen, vorwiegend am Oberkörper der Bestatteten. Wie Holzmann erklärt, lässt sich anhand der sogenannten Hafteln auf eine Beisetzung in einem Totenhemd oder Tuch aus Leinen schließen. In einem Grab fand sich das Fragment eines Eisennagels, was für dieses Grab auf eine Sargbestattung schließen würde.
„Es ist bekannt, dass bis in das Spätmittelalter nur reiche oder hochgestellte Personen in Särgen aus Stein oder Holz beigesetzt wurden“, weiß Historiker. Alle übrigen Toten seien, wie es von der Bestattung des Heiligen Lazarus bekannt war, bis Ende des 16. Jahrhunderts in Leinentücher eingewickelt oder eingenäht worden.
Aus welcher Zeit mögen die Dietramszeller Gräbstätten wohl sein?
Aus welcher Zeit die Dietramszeller Gräber konkret seien, lasse sich noch nicht sagen. Holzmann hält eine Einordnung in das Spätmittelalter oder frühe Neuzeit (1300-1600) für plausibel. Um 1500 war das Kirchlein am Kreuzbichl fertiggestellt, dort, wo auch der neue Friedhof angelegt wurde.
Diesen Betrachtungen zufolge müssten die Gräber aus der Zeit vor 1500 stammen. Aber erst die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Altersbestimmung (nach der C14-Methode) können größere Gewissheit geben.