Der stille Sokrates von Mooseurach: Künstler Otto Süßbauer ist tot
Otto Süßbauer ist verstorben. Der Künstler, bekannt für seine Kugelkunstwerke aus ungewöhnlichen Materialien, hinterlässt eine tiefe Lücke.
Geretsried/Mooseurach – Seine Vater-Unser-Säule vor der Geretsrieder Petruskirche, die Allerseelenkugel auf dem Waldfriedhof, die Nagelkugel im Bad Heilbrunner Kurpark oder die Kasperl-Larifari-Bronze vor der Münsinger Grundschule werden immer an ihn erinnern. Der Maler, Bildhauer und Gießer Otto Süßbauer aus Mooseurach ist vergangene Woche kurz vor seinem 67. Geburtstag nach längerer Krankheit verstorben.
Seinen Namen verbindet man vor allem mit den beeindruckenden Kugeln aus allerhand Materialien wie Besteckgabeln, Wein- und Kronkorken oder Draht. 20 Jahre lang widmete er sich dieser eigenwilligen Kunstform. Er hat sie mit seinem guten Freund aus Jugendtagen, dem Metallgestalter Wolfgang Schmuck aus Icking, inzwischen in Niederbayern lebend, entwickelt. „Er war ein unglaublich kreativer Kopf“, sagt Schmuck.
Süßbauer wurde am 2. November 1957 in München geboren. Nach dem Abitur brachte er sich selbst Malerei und Grafik bei. Er sei nicht der Typ, um an einer Akademie zu studieren, sagte er einmal. Seine Bilder sind ausdrucksstark – so etwa die Streitenden oder sein Blick auf Mooseurach. In dem Königsdorfer Ortsteil lebte er rund 40 Jahre lang idyllisch auf dem alten Gutsgelände der Familie Bosch mit seiner Frau Marianne, einer bekannten Keramikerin und Bildhauerin. Das Künstlerpaar war das erste, das sich hier im Moor ansiedelte und in einer alten Garage und einem Stall sein Atelier einrichtete. Dann kamen andere Maler, unter anderem Clemens Büntig, Marc Harrington und Sean Scully, dazu; es bildete sich eine richtige kleine Künstlerkolonie.
2014 erhielt Süßbauer den Kunstpreis des Landkreises.
1988 wandte sich Süßbauer der Bildhauerei zu. Er ließ sich in der Kunstgießerei Kirchner in Ascholding ausbilden, wo er das Handwerk der Bronzeverarbeitung erlernte. In dieser Zeit entstanden seine Plastiken – die nackte Venus mit den mächtigen Rundungen, der dickleibige Angeber, der listige Kaufmann auf Krähenfüßen und viele weitere.
Mit Wolfgang Schmuck entwickelte Süßbauer 1998 die Technik des Kugelbaus, probierte neues Material aus. Er verwob Fundstücke aus der Natur oder Dinge, die sonst keiner mehr brauchen kann, wie Kronkorken, Nägel und Katzenfutterdosen miteinander. 2014 erhielt Süßbauer den Kunstpreis des Landkreises. In ihrer Laudatio nannte die Journalistin Stephanie Schwaderer den wortkargen Preisträger „den stillen Sokrates von Mooseurach“. Man kannte ihn als ruhigen, nachdenklichen Menschen. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er in den letzten Jahren nicht mehr so viel arbeiten. Ein Werk von ihm wartet allerdings noch darauf, an prominenter Stelle aufgestellt zu werden: Die rund 2,10 Meter hohe Skulptur „Der Schreitende“ soll die Geretsrieder Kunstmeile schmücken – eine weitere Spur, die der Verstorbene hinterlässt. Von Tanja Lühr
Info: Otto Süßbauers Familie lädt für Freitag, 25. Oktober, um 11 Uhr in die Aussegnungshalle auf dem Geretsrieder Waldfriedhof zur Abschiedsfeier ein.