Kahlschlag: Einer der größten deutschen Online-Buchhändler ist insolvent
Die Insolvenz der Weltbild GmbH & Co. KG zieht weite Kreise. Tochterunternehmen wie Bücher.de und Jokers sind ebenfalls betroffen
Nach der Insolvenzanmeldung von Weltbild im Juni 2024, einem der bekanntesten Namen im deutschen Buchhandel, folgten weitere Insolvenzanträge von Tochtergesellschaften der WB D2C Group. Betroffen sind unter anderem Bücher.de, Jokers sowie weitere Unternehmen, die zusammen einen erheblichen Anteil am deutschen Buchmarkt haben. Diese Entwicklungen könnten nicht nur kurzfristige Liquiditätsengpässe, sondern auch langfristige strukturelle Veränderungen im Buchhandel nach sich ziehen.
Insolvenz von Bücher.de: Was sind die Auswirkungen?
Bücher.de und Jokers spielen eine zentrale Rolle im deutschen Online-Buchmarkt. Bücher.de erzielte allein im Jahr 2020 einen Umsatz von 78 Millionen Euro und belegte damit Platz sechs im deutschen Online-Buchhandel, wie es in einem Beitrag auf Deutschlandfunk Kultur heißt. Die Insolvenz dieser Schlüsselakteure könnte zu einer erheblichen Marktveränderung führen, indem sie Raum für Wettbewerber schafft und gleichzeitig die Verfügbarkeit und Vielfalt von Online-Buchangeboten beeinträchtigt.
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Kunden, die über diese Plattformen Bücher erworben haben, könnten unmittelbar von Lieferverzögerungen oder Ausfällen betroffen sein. Langfristig könnte die Insolvenz zu einer Verringerung der Buchvielfalt führen, da kleinere und spezialisierte Verlage möglicherweise Schwierigkeiten haben, ohne die Vertriebskraft von Weltbild und seinen Tochtergesellschaften zu überleben.
Bücher.de insolvent: Wie geht es weiter?
Die Zukunft der Weltbild-Gruppe und ihrer Tochterunternehmen bleibt unsicher. Eine Restrukturierung unter neuen Investoren könnte eine Möglichkeit sein, jedoch ist die Interessenlage potenzieller Käufer angesichts der aktuellen Marktlage ungewiss, so die Wirtschaftswoche. Die Droege Group könnte sich entscheiden, weitere finanzielle Mittel bereitzustellen oder sich vollständig zurückzuziehen, was die Unsicherheit weiter erhöht.
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Experteneinschätzungen: Was bedeutet das für die Buchkultur?
Die Weltbild-Gruppe ist kein Unbekannter in finanziellen Schwierigkeiten; bereits vor zehn Jahren musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Die wiederkehrenden Probleme werfen Fragen bezüglich der langfristigen Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells auf und zeigen die Herausforderungen auf, denen sich traditionelle Buchhändler in einer zunehmend digitalisierten Welt gegenübersehen.
In einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur betonte Literaturredakteur Jörg Plath die Bedeutung von Bücher.de und Jokers für den deutschen Buchmarkt und die möglichen negativen Auswirkungen der Insolvenz auf die Buchkultur und Vielfalt. Die Insolvenz könnte eine weitere Konzentration im Buchmarkt zur Folge haben, was langfristig die Vielfalt der angebotenen Inhalte reduzieren könnte.
Junge Leser beflügeln Buchmarkt: Positive Bilanz trotz schwieriger Wirtschaftslage
Die Buchindustrie in Deutschland konnte sich trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Bedingungen im Jahr 2023 behaupten. Dies geht aus den Daten hervor, die der Börsenverein auf seiner Wirtschaftspressekonferenz Anfang Juli vorgestellt hat. Im Frankfurter Haus des Buches wurden umfassende Informationen über den Buchmarkt 2023 und eine Bilanz für das erste Halbjahr 2024 präsentiert.
Der Branchenumsatz stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent, wie der Verband berichtete. Allerdings spüren auch Verlage und Buchhandlungen die Auswirkungen der Konsumschwäche, der Inflation und der anhaltend hohen Kosten. Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, stellte fest: „Bücher bleiben relevant und gefragt – sie dienen als Wegweiser in einer komplexen Welt, als Grundlage für die Meinungsbildung und als kreative Freizeitgestaltung. Während bisher vor allem die ältere Zielgruppe als sichere Bank des Buchmarkts galt, beleben nun die jungen Leser*innen das Buchgeschäft.
Für das insgesamt positive Umsatzergebnis sind vier Warengruppen verantwortlich: allen voran das mit 35,5 Prozent Umsatzanteil größte Segment, die Belletristik. Diese verzeichnet 2023 im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzzuwachs von 7,7 Prozent. Kinder- und Jugendbücher steigerten ihren Umsatz um 2,5 Prozent, der Bereich Schule und Lernen um 5,0 Prozent und das Sachbuch um 2,7 Prozent.