Jahrhundertpolitiker: Politiker würdigen Schäuble

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Der damals neue CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble gratuliert auf dem CDU-Parteitag in Bonn der soeben zur CDU-Generalsekretärin gewählten Angela Merkel.") © Michael Jung/dpa/Archivbild

In seiner Heimat wird Wolfgang Schäuble nach seinem Tod als einer der einflussreichsten Politiker der vergangenen Jahrzehnte gewürdigt. In Offenburg setzt man auch ein Zeichen der Trauer.

Stuttgart - Nach dem Tod von Wolfgang Schäuble haben Politiker fast aller Parteien den früheren Bundestagspräsidenten und Bundesminister vor allem als engagierten Demokraten und überzeugten Parlamentarier gewürdigt. Schäuble habe entscheidende Jahre der Bundespolitik maßgeblich geprägt, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Mittwoch. „Als einflussreicher Politiker war Wolfgang Schäuble ein streitbarer und mitunter unbequemer, aber am Ende doch fairer politischer Geist“, sagte der Regierungschef. Er sei sehr beeindruckt gewesen von der politischen Urteilskraft und dem unabhängigen Denken des CDU-Politikers.

Schäuble war am Dienstagabend im Kreise seiner Familie zu Hause gestorben. Er war in seiner langen politischen Laufbahn Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er. Mit ihm sind Jahrzehnte deutscher Politik verbunden, so handelte er unter anderem nach dem Mauerfall in der DDR den Einigungsvertrag mit aus.

Schäuble kam aus einer im badischen Raum verwurzelten Politiker-Familie: Schon sein Vater Karl war CDU-Politiker und gehörte dem Badischen Landtag an. Schäubles jüngerer, 2013 gestorbener Bruder Thomas war 13 Jahre Landesminister in Baden-Württemberg. Der CDU-Spitzenpolitiker und derzeitige Landesinnenminister Thomas Strobl ist Schwiegersohn von Wolfgang Schäuble, Tochter Christine ist ARD-Programmdirektorin und Strobls Ehefrau. Schäuble hinterlässt vier Kinder und Ehefrau Ingeborg, mit der er seit 1969 verheiratet war.

Mit Trauerbeflaggung und großer Betroffenheit reagierten die Stadt und die Region Offenburg auf den Tod Schäubles. Der Ehrenbürger der Stadt repräsentiere wie kein anderer die Werte und Ansprüche Offenburgs als Freiheitsstadt. „Als Politiker und Staatsmann hat er Weltgeschichte, deutsche Geschichte und vor allem Demokratie- und Parlamentsgeschichte geschrieben“, sagte Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU). Trotz seiner Position als Staatsmann von Weltrang sei Schäuble tief in seiner Heimat verwurzelt und immer ansprechbar gewesen.

Der baden-württembergische CDU-Parteichef Manuel Hagel bezeichnete Schäuble als „Jahrhundertpolitiker“. Mit ihm verliere die CDU im Land „einen feinen Menschen und großartigen Politiker“, er selbst beklage den Verlust eines klugen Ratgebers und beeindruckenden Menschen, zu dem er immer aufgeschaut habe. „Wolfgang Schäuble war blitzgescheit – ein Mann mit Weitblick, der immer das große Ganze im Sinne hatte und dabei seinen südbadischen Humor auch in schwierigen Zeiten immer bewahrt hat“, sagte Hagel, der auch die CDU-Landtagsfraktion führt.

Auch Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz erinnerte an die Geradlinigkeit Schäubles, die richtungsweisend gewesen sei für Generationen von Politikern. Besonders in der Finanzkrise habe Schäuble mit seiner ruhigen und aufrichtigen Art gezeigt, wie man Krisen mit Führungsstärke und Klarheit meistere. „Wolfgang Schäuble verkörperte eine Politik der alten Schule: entschlossen, direkt, standhaft“, sagte Schwarz. „Ein unverbiegbarer Charakter, der im politischen Geschäft heute nur noch selten zu finden ist.“

Respekt zollte auch der SPD-Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch: „Wolfgang Schäuble war ein Ausnahmepolitiker“, sagte er. Als überzeugter Europäer und überzeugter Baden-Württemberger habe er entscheidend an der Deutschen Einheit mitgewirkt. „Wolfgang Schäuble hat immer vorgelebt, was es heißt, in der Politik nicht die Meinung, aber die Grundwerte zu teilen“, sagte Stoch. Hans-Ulrich Rülke, Fraktionschef der Landtags-FDP, nannte Schäuble „einen der profiliertesten und verdienstvollsten Politiker“ und einen wohlwollenden und fairen Partner der Liberalen.

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) erinnerte an Schäuble als einen Politiker, der die europäische Idee des wirtschaftlichen Aufschwungs, des friedlichen Zusammenlebens und der sozialen Verantwortung verkörpert habe. „Wolfgang Schäuble verfügte über einen glasklaren Kompass, der in schwierigen und herausfordernden Zeiten den Menschen in Deutschland und Europa Halt und Orientierung gab“, sagte die Ministerin. dpa

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