Memminger Kabarett-Tage 2025: Andreas Rebers legt in der Dampfsäg die Finger in die Zeitgeist-Wunden

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kurier Memmingen

Kommentare

Professionell kritisch, unterhaltend und kommunikativ in Form und Inhalt, so servierte Andreas Rebers mit all seiner Erfahrung Leichtes und schwerer Verdauliches im denkmalgeschützten Ambiente der ausverkauften Dampfsäg. © T. Otto

Am letzten Freitag im März sorgte der vielfach ausgezeichnete Kabarettist Andreas Rebers im Rahmen der Memminger Kabarett-Tage 2025 für eine ausverkaufte Dampfsäg.

Sontheim - Rebers geht bereits seit über dreißig Jahren den Dingen unbestechlich und mit Heiterkeit auf den Grund. Bereits in den späten 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stand er bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft für gehobenes politisches Kabarett.

Andreas Rebers überzeugt bei Memminger Kabarett-Tagen 2025 in der Dampfsäg

Mit Klarheit und Unbestechlichkeit schaut er auch auf sich selbst. Andreas Rebers warnt das Publikum vor dem „ganz großen Besteck des Betroffenheitskabaretts“ und spricht selbstkritisch vom „Kabarett für Reiche“ – womit er sich selbst und das Publikum auf die Schippe nimmt. Und er weiß, wie es geht. Nicht nur sein tiefgründiger, fast schon hinterlistiger Wortwitz begeistert das Publikum, sondern auch sein gezielter musikalischer Einsatz am E-Piano und dem Akkordeon sorgt für akustische Abwechslung und emotionale Entspannung.

Das ist auch nötig, denn Andreas Rebers ist in den späten 1950er Jahren geboren und damit auch ein Opfer der unverdauten Nazi-Nachkriegszeit seiner Eltern und Großeltern geworden. Einer der mitten in die trügerische Ruhe des erwachsenen Schweigens die richtigen, kindlich unbedarften Fragen stellt. Er zeigt treffsicher auf, wie sich die NS-DNA bis heute ungebrochen fortpflanzt. Kein Wunder, so Rebers, denn „nur 0,6 Prozent der Verbrecher sind bestraft worden, der Rest bekam eine Pension“. Er kritisiert damit nicht nur die wachsende Zahl der Rechtsaußenwähler. Das aktuelle Kriegsgeschrei des Mainstreams mit seinem „geschichtsvergessenen Ruf nach Kriegstüchtigkeit, als redeten sie von einem Länderspiel“ widert ihn an. Rebers lässt auch heute noch nicht nach, daran zu erinnern, was die Deutschen ihren Nachbarn angetan haben. Und sorgt sich dann im Handumdrehen als deutscher Blockwart darum, woher denn all die Soldaten kommen sollen, die es brauche, wenn man sich die „überfetteten Kinder“ anschaut.

Publikum zeigt sich begeistert von Andreas Rebers Auftritt bei den Memminger Kabarett-Tagen in der Dampfsäg

Mit Heiterkeit macht er sich auch über die politische Elite lustig: „Zweitklassige Politiker, die sich mit drittklassigen Menschen umgeben, damit nicht auffällt, dass sie nicht erstklassig sind und es ihnen nur um die eigene Karriere geht.“

Auch die Neuro-Marketing geschwängerte, neudeutsche „Wokeness“ bekommt ihr Fett weg. Wenn er daran denke, mache ihm Angst, dass ihm dazu was einfalle. Daher haut er in die Tasten oder denkt auch schon mal daran, dem Land den Rücken zu kehren. „Aber darum geht es dann erst im nächsten und letzten Programm. Diesmal geht es nur ums Geschäft!“ Am Ende hinterlässt er sein begeistertes Publikum mit belebenden Akkordeon-Klängen und einer Forderung, die ihm viel Applaus einbringt: „Wir brauchen viel mehr Musik, auf die wir nicht marschieren können!“

Mit dem Kurier-Newsletter täglich zum Feierabend und mit der neuen „Kurier“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert sein. Besuchen Sie den Memminger KURIER auch auf Facebook!

Auch interessant

Kommentare