CL-Finalisten zeigen FC Bayern deutlich auf, was Kompany fehlt
Inter Mailand und PSG stehen im Champions-League-Finale. Beide Teams haben dem FC Bayern eine elementare Sache voraus.
München – Wie hat er den denn rausgeholt?
Es lief die 114. Spielminute im völlig irren und spektakulären Halbfinal-Rückspiel der Champions League zwischen Inter Mailand und dem FC Barcelona.
Beim Stand von 4:3 dribbelt der in dieser Nacht abermals überragende Lamine Yamal von links in die Mitte, schlenzt die Kugel wunderbar ins lange Eck. Die Inter-Fans sind zum wiederholten Male auf dem Weg ins Tal der Tränen, sehen den Ball schon im Netz zappeln.
Doch wie aus dem Nichts kommt sie! Mit einem Scheibenwischer lenkt Yann Sommer mit der rechten Hand den Ball um den Pfosten – Monster-Parade!
Sommer führt Inter, Donnarumma PSG ins CL-Finale
Kurzer Ortswechsel, ähnliche Szenerie. In Paris empfängt PSG den FC Arsenal, ebenfalls im Halbfinal-Rückspiel. Die Franzosen führen in der 64. Minute mit 1:0, was das Ticket nach München bedeuten würde.
Am rechten Strafraumecke legt sich Gunners-Star Bukayo Saka den Ball auf seinen starken linken Fuß, setzt wie Yamal am Vortag zum Kunstschuss an und nimmt das linke, obere Toreck ins Visier.
Doch auch hier kommt Arsenal nicht zurück in die Partie, weil Gianluigi Donnarumma überragend hält! Der PSG-Keeper spitzelt den Saka-Schuss mit den Fingerspitzen aus dem Knick – die nächste irre Glanztat des Italieners, der anschließend von seinen Teamkollegen geherzt wird.

Was diese beiden Szenen mit dem FC Bayern zu tun haben? Sie machen deutlich, warum die Münchner sich den Traum von Finale dahoam 2.0 nicht erfüllen konnten. Die beiden CL-Finalisten Inter und PSG haben den Bayern aktuell nämlich eine Sache voraus: Sie haben Weltklasse-Torhüter!
Nicht erst in den beiden Halbfinals bewiesen Sommer und Donnarumma ihre Extraklasse. Ein Niveau, das die Bayern in den entscheidenden Spielen in der Königsklasse nicht hatten.
Gegen Inter stand Youngster Jonas Urbig im Kasten, weil Kapitän Manuel Neuer wegen einer Wadenverletzung fehlte. Im letzten Jahr war es jedoch Neuer, der im Rückspiel bei Real Madrid erst überragend hielt, aber dann entscheidend patzte.
Vertreter Urbig machte seine Sache gegen Inter nun zwar bemerkenswert gut und deutete sein Potenzial an. Ein Keeper wie Donnarumma, der einem auch mal ein Spiel gewinnt, ist er aber nicht.
Hat der FC Bayern ein Torhüterproblem?
Wenn es nach einem Torhüter-Urgestein geht: Noch nicht!
„Um die Champions League zu gewinnen, braucht man einen absoluten Top-Torhüter“, sagt Ludwig Trifellner gegenüber unserer Redaktion: „Donnarumma spielt eine überragende Saison. Auch Yann Sommer hat sich nach seinem Abschied aus München, wo er vernichtet wurde, auf einem ganz, ganz hohen Niveau stabilisiert. Aber beide sind keine 21 mehr.“
So erklärt Trifellner, der zwischen 1981 und 1985 beim FC Bayern als Torhüter unter Vertrag stand, weiter: „Donnarumma war in der Vergangenheit auch nicht frei von Fehlern. Er hat sich erst im letzten Jahr auf dem Weltklasse-Niveau stabilisiert. Nicht ohne Grund ging er aus Mailand weg, dort war er auch nicht unumstritten. Jonas Urbig könnte eine ähnliche Entwicklung nehmen.“
Urbig schon bald Weltklasse? Torhüter-Urgestein sieht gute Chancen
Den Bayern-Fans müsse demnach in den kommenden Jahren nicht angst und bange sein. Zwar nagt auch am 39-jährigen Neuer der Zahn der Zeit, aber wenn „Urbig sich clever anstelle, könne er vom Training bei Michael Rechner und der gemeinsamen Zeit mit Neuer extrem profitieren“, schildert Trifellner die Gemengelage.
Seine erste Reifeprüfung hat Urbig bereits bestanden. „Die Mannschaft hat gesehen, dass er nicht weit weg ist“, sagt Trifellner.
In dieser Saison hat‘s für Kompany und seine Mannschaft nicht für den Henkelpott gereicht. Ob‘s in der kommenden Spielzeit so weit ist, muss man abwarten. Es hängt auch davon ab, auf welchen Niveau Manuel Neuer seine vermutlich letzte Saison bestreitet.
Aber vielleicht packt ja Jonas Urbig schon bald den Scheibenwischer aus und rettet dem FC Bayern das Champions-League-Halbfinale … (smk)