Trumps neue Nummer 1: US-Präsident lobt Merz in den Himmel und wettert gegen Putin
Merz ist bei Trump aktuell hoch im Kurs: Nach einem Telefonat zu Ukraine findet der US-Präsident nur gute Worte für den Kanzler. Putin kritisiert er.
Berlin/Washington, D.C. – Friedrich Merz (CDU) wird vielleicht seinen Ohren kaum trauen: Am Samstag (5. Juli) lobte der unberechenbare Donald Trump den deutschen Kanzler in den höchsten Tönen.
Trump lobt Merz nach Telefonat als „starken Kerl“ und als „sehr klug“
Nach einem Telefonat der beiden am Vortag, bei dem es um Waffenunterstützung im Ukraine-Krieg ging, kann sich der deutsche Kanzler kaum retten vor Huldigungen durch Trump: Merz sei „starker Kerl“ und obendrein „sehr klug“ und er habe einen „großen Wahlsieg“ in Deutschland gehabt. Das sagte Trump am Bord seiner Air Force One zu US-amerikanischen Journalisten.
Es war derselbe Flug, bei dem Trump gleichzeitig auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin schimpfte: Während sein Telefongespräch mit Merz „großartig“ gewesen sei, sei er „sehr unglücklich“ über sein Telefonat mit Putin am 3. Juli, sagte Trump. Putin wolle aufs Ganze gehen und „einfach weiter Menschen töten, das ist nicht gut“.
Trump lobt Merz über die Maßen: Kanzler gewinnt an Gunst, Putin verliert sie
Putin scheint also bei Trump im Moment an Gunst zu verlieren, Merz zu gewinnen. Dabei ist es erst einen Monat her, als die Befürchtungen in der deutschen Regierung groß waren, dass es zum Eklat zwischen Trump und dem Kanzler kommt: Merz flog am 5. Juni zum Antrittsbesuch nach Washington und begegnete dort als neuer Regierungschef zum allerersten Mal Donald Trump.
Merz bereitete sich akribisch darauf vor, sprach extra noch mit Staatschefs, die zuvor im Oval Office von Trump düpiert und attackiert worden waren: Er konsultierte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa.
Doch der Termin mit Trump ging glatt: Friedrich Merz hatte beim Pressetermin im Oval Office zwar spektakulär wenig Redezeit (drei Prozent, während Trump 97 Prozent der Zeit plauderte), wurde aber ansonsten von Trump mit Wohlwollen behandelt.
Merz hat Trump bisher dreimal getroffen – nach Telefonat zur Ukraine gibt es großes Lob
Inzwischen hat Merz Donald Trump schon drei Mal getroffen: nach seinem Besuch im Washington kam der Nato-Gipfel in Den Haag und dann der G7-Gipfel in Kanada. Bereits in Den Haag fiel auf, dass Merz unter den anderen Staats- und Regierungschef nicht den schlechtesten Draht zu Trump hat: Nach dem Gruppenfoto stand war der Erste, der Trump in ein Gespräch verwickelte, das dem Anschein nach gut gelaunt verlief. Beim G7-Gipfel in Kanada kam es dann zum „Pull Aside“ von Merz und Trump, also einem kurzen, spontanen Zweiergespräch.
Merz punktet bei Trump – US-Präsident lobt Kanzler als „sehr klug“ und „starken Kerl“
Womit aber kann Merz bei Trump aktuell punkten? Beim Treffen der beiden im Weißen Haus bewunderte Trump das gute Englisch des deutschen Kanzlers. Und er konstatierte Merz, „kein einfacher Mann“ zu sein – was als Kompliment gemeint war, denn schwache Typen schätzt Trump nicht. Hinzu mag schlicht die Tatsache kommen, dass Friedrich Merz nicht Angela Merkel ist: Die Ex-Kanzlerin war ein rotes Tuch für Trump. Auch bei Merz‘ Besuch im Oval Office konnte er sich Seitenhiebe gegen Merkel nicht verkneifen.
Hinzu kommen gemeinsame Interessen: Merz und Trump waren beide in der Finanzbranche aktiv, sind damit keine typischen Berufspolitiker. Merz lebte lange in den USA, er kennt den Slang und die Gepflogenheiten. Beide teilen Hobbys, die für gewöhnlich reiche Menschen pflegen: Golfen und eine Leidenschaft fürs Fliegen.

Merz wehrt sich gegen Gleichstellung mit Trump – trotz guter Gesprächsbasis
Trotzdem: Direkt mit Trump gleichgestellt zu werden, behagt Merz nicht. In der Sendung „Maischberger“, wo er am vergangenen Mittwoch 75 Minuten lang interviewt wurde, gefror ihm der Blick, als Sandra Maischberger sagte, im Weißen Haus sitze jemand, der „ähnlich gestaltet“ sei wie er. Merz presste wenig begeistert hervor: „Jetzt wird das spannend mit ihrer Sendung.“ Doch er räumte ein, dass er bisher gut klarkomme mit Trump, und „wenn der amerikanische Präsident und der deutsche Bundeskanzler gut miteinander reden können, dann ist das erstmal gut.“
Trumps Lob für Merz mag nur von kurzer Dauer sein – aber es ist wichtig
Nicht vergessen werden aber darf, dass Trumps Zuneigung brüchig ist – der wankelmütige US-Präsident lobt gerne Politiker in den Himmel, um sie kurz darauf wüst zu beschimpfen. Selenskyj, aber auch Putin können ein Lied davon singen.
Trumps Unberechenbarkeit ist auch Friedrich Merz bewusst. Dennoch wird ihn Trumps Lobeshymne freuen. Weniger weil es seinem Ego schmeichelt, als dass es für Merz oberstes Ziel ist, den US-Präsidenten bei der Stange zu halten. Zu wichtig sind die Unterstützung der USA innerhalb der Nato und im Ukraine-Krieg. (smu)