Die Lüge vom Leben im Ausland: Was Influencerinnen nicht sagen
Dubai, Zypern, Spanien: Einige Menschen, die ihr Geld mit Social Media verdienen, wandern aus. Wer sich anschaut, wieso das möglich ist, findet Gemeinsamkeiten mit den Trad-Wives.
„Wenn man mutig war und jetzt seit fast fünf Jahren mit seiner großen Liebe am Meer in Spanien lebt“, schreibt die Influencerin und Kochbuchautorin Charlotte Weise in einem Instagram-Video. Sie und viele weitere Personen mit Social-Media-Reichweite haben Deutschland verlassen. Aufgrund ihrer Reichweite haben sie eine Vorbildfunktion. Viele junge Menschen wollen es ihnen nachmachen, aber scheitern.
Die Influencerinnen und Influencer leben wie Sarah Harrison, die vor kurzem ihr drittes Kind bekommen hat, in Dubai, wie Laura Lehmann in Zypern oder eben im spanischen Ausland, also dort, wo andere Urlaub machen. Dafür gibt es meistens zwei Gründe: Erstens sparen sie sich in Ländern wie Dubai oder Zypern Steuern. Zweitens ermöglicht ihnen ihr Influencer-Job, von überall aus zu arbeiten. Also warum dann nicht direkt vom Strand in Spanien?
Influencerinnen im Ausland: „Unser Leben und nicht nur ein Traum oder Urlaub“
„Manchmal können wir es immer noch nicht glauben, dass das jetzt unser Leben ist und nicht nur ein Traum oder ein Urlaub“, schreibt Charlotte Weise, der etwa 180.000 Menschen auf Instagram folgen. Damit fällt sie wie Lehmann unter die Makro-Influencerinnen, die mit einem Werbe-Beitrag auf Social Media mindestens 1000 Euro verdienen. Harrison gehört mit drei Millionen Followern zu den Mega-Influencern, die um die 10.000 Euro pro Post bekommen.
Ihre Arbeit können sie aus dem Ausland genauso gut machen wie von Deutschland aus. Für Menschen ohne Influencer-Job gelten hingegen strenge Home-Office-Regeln. Wechseln Arbeitnehmer den Arbeitsort ins Ausland, ohne es mit ihrem Arbeitgeber abzusprechen, riskieren sie beim „Quiet Vacationing“ laut einer Arbeitsrechtlerin die Kündigung.
In vielen, gerade von Frauen dominierten, pädagogischen oder pflegerischen Berufen ist Remote Work überhaupt nicht möglich und Auswandern damit viel schwieriger, weil sie im Ausland erst einen neuen Job in einer neuen Sprache suchen müssen.

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.
Parallelen zwischen Trad-Wives auf TikTok und Influencerinnen im Ausland
Damit zeigen sich Parallelen zwischen den Trad-Wives auf TikTok und den Influencerinnen im Ausland. Ihre Reichweite ermöglicht Müttern wie Weise, Lehmann und Harrison Erwerbs-Arbeit, egal wo auf der Welt sie gerade sind. Genauso wie sie es Trad-Wives ermöglicht, Erwerbs-Arbeit und Care-Arbeit zu verbinden.
Besonders eindrücklich wird das an Hannah Neeleman der „Queen of Trad-Wives“. Ihr folgen auf Instagram zehn Millionen Menschen. Sie lebt das perfekte Hausfrauen-Leben, bespaßt acht Kinder und vermittelt den Eindruck, das sei Normalität. Dabei können „Normalos“ entweder gar nicht oder nur mit viel mehr Hürden eine Sauerteigbrot backende Trad-Wife sein – oder eben im Ausland leben.