Raus aus dem Seniorenheim, noch einmal einen Tag in der einmaligen Natur erleben – das hat sich Erich Keller für seine demente Mutter gewünscht. Das Team des Malteser Herzenswunsch-Krankenwagens erfüllte diesen und nahm die Garmisch-Partenkirchnerin und ihre Lieben mit an den Rießersee.
Garmisch-Partenkirchen – Es ist ein besonderer Ort. Einer, der zum Innehalten einlädt. Von dem aus sich ein traumhafter Blick aufs Wettersteinmassiv bietet. Maria Keller hat viel Zeit am Rießersee verbracht. Mit ihrem Sohn Erich Schwammerl und Walderdbeeren gesammelt. Es sind sicher schöne, sehr kostbare Erinnerungen, die die 88-Jährige mit dieser Idylle verbindet. Seit längerem schon lebt die Garmisch-Partenkirchnerin im Alten- und Pflegeheim Lenzheim. Nach einem Sturz vor einem Jahr war sie bettlägerig. „Das war ein ziemlicher Rückschlag“, sagt Erich Keller. Die liebevolle Pflege von Veronika Breunig und ihren Kollegen vom Palliativteam habe aber dazu geführt, dass es seiner Mutter wieder besser geht. So gut sogar, dass sie einen gemeinsamen Ausflug planen konnten.
Perfekte Bedingungen für einen Ausflug
An diesem Punkt kamen die Malteser ins Spiel. Mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen war es ein Leichtes, die alte Dame, die im Rollstuhl sitzt, an den Rießersee zu bringen. „Allein mit dem Taxi hätten wir das gar nicht geschafft“, sagt der Sohn, der mit seiner Familie in München lebt. Oben angekommen ging’s bei herrlichem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen einmal um den See. Sicher ein Kraftakt für seine demente Mutter. Aber einer, der sich gelohnt hat. Für sie, die wegen ihrer Krankheit oft in einer anderen Welt weilt, genau wie ihn und seine Frau Sigrun Keller-Reichert. „Sie hat immer wieder gestrahlt und sich sichtlich wohl gefühlt.“ Das bestätigt auch Breunig: „Man hat ihr die Freude richtig angesehen.“ Sie haben die Zeit in der einmaligen Natur genossen, endlich mal wieder an einem Ort sein, mit dem sie wunderschöne Erinnerungen verbinden. Und endlich mal wieder raus aus dem Pflegeheim, auch wenn Erich Keller seine Mutter dort sehr gut betreut weiß. Trotzdem „war es dort oben wesentlich angenehmer – für alle Seiten“.
Seiner Mutter hat sicher auch der Blick auf den Kleinen und den Großen Waxenstein, die Alpspitze und den Jubiläumsgrat gut getan. Fast jedes Wochenende waren sie früher in den heimischen Bergen unterwegs – im Winter auf Skiern, die übrige Zeit zu Fuß. „Manchmal zu meinem Leidwesen“, erinnert sich Erich Keller und schmunzelt. Später freilich war er ihr dankbar für diese Ausflüge und erkundete auch selbst die Natur, die sie immer so geliebt hat.
Malteser erfüllen seit 2018 Herzenswünsche im Erzbistum
Dass sie die noch einmal gemeinsam erleben, war für alle eine Wohltat. „Ich bin dem Malteser Herzenswunschs-Team sehr dankbar für diesen Tag“, betont Erich Keller. Seit 2018 besteht dieses im Erzbistum München und Freising. Jetzt absolvierte es seinen ersten Einsatz im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen erfüllen speziell geschulte Ehrenamtliche aus dem medizinischen Bereich die Wünsche von unheilbar kranken Menschen, egal ob jung oder alt – soweit möglich. Oft zieht es die Betroffenen nach Italien, Österreich, Frankreich oder in die Schweiz. „An Orte, die sie mit schönen Erinnerungen verbinden, an denen sie als Kinder Spaß hatten“, sagt Erik Waalkes, der Diözesanreferent Soziales Ehrenamt bei den Maltesern. Auch den letzten Besuch am Grab eines geliebten Menschen konnten er und seine Kollegen schon realisieren. Oder beim FC Bayern. Zwar nicht bei einem Spiel, dafür bei einem Training. „Der Patient konnte mit vielen Spielern sprechen, die sich eigens Zeit genommen haben, das war sehr schön.“ Nur einen Wunsch musste er bislang abschlagen. Eine Frau um die 50, die Krebs im Endstadium hatte, wollte unbedingt noch einmal einen Koala streicheln. Was in dessen Heimat Australien problemlos möglich ist, geht zum Schutz der Tiere in den Zoos nicht, in denen er zu bestaunen ist nicht. „Wir haben alles versucht, aber das war nicht umsetzbar“, erinnert sich Waalkes. Kellers Wunsch zu realisieren, war hingegen ein Leichtes, auch wenn das für ihn und sein Team kein Kriterium ist. Ausschlaggebend für sie ist, den Menschen einen Herzenswunsch zu erfüllen.
Wer einem Menschen
einen letzten Wunsch erfüllen möchte, erreicht das Koordinierungsteam der Malteser unter Telefon 089/42 60 81 20 oder per Mail an herzenswunsch.muenchen@malteser.org. Die Umsetzung ist für die Patienten kostenfrei und wird aus Spenden finanziert.