„Aenne war eine Wucht – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie war eine außergewöhnliche Frau“, das sagt nicht nur Hubert Burda über seine Mutter. „Es war nicht immer leicht mit ihr – das kann ich als Sohn behaupten (lacht)“.
„In meiner Mutter war eine unglaubliche Kraft. Gerade, weil sie aus kleinsten Verhältnissen stammte – aus der Offenburger Gaswerkstraße, einer Arbeitersiedlung - , wollte sie sich durchsetzen. Und eine taffe, selbstbewusste Frau musste sie sein zu ihrer Zeit, um all das zu erreichen, was Aenne Burda in ihrem Leben geschafft und vor allem als Vermächtnis hinterlassen hat.
Zu ihrem 20. Todestag gestern (3.11.) und zeitgleich zum Auftakt der Jubiläumswoche „75 Jahre Burda Style“ in Offenburg lagen viele Erinnerungen, große Dankbarkeit, eine enorme Energie und positiver Tatendrang in der Luft.
"Sie hat eine Lücke hinterlassen, die nicht zu füllen ist"
Für Verleger Hubert Burda und seine Tochter, Burda-Gesellschafterin Elisabeth Burda Furtwängler begann dieser sonnige 3. November mit einem Besuch am Grab von Aenne Burda und Senator Franz Burda auf dem Weingarten-Friedhof in Offenburg.
Anschließend läuteten am Mittag die Glocken der Kapelle St. Peter am „Burda Schlössle“ in Fessenbach zu einem Gedenkgottesdienst zum 20. Todestag von Verlegerin Aenne Burda.
Dekan Matthias Bürkle und Pfarrer Stefan Meisert, Pfarrer der Seelsorgeeinheit St. Ursula Offenburg, hielten die Heilige Messe im Beisein von einigen ehemaligen Mitarbeitenden und Weggefährten der Verlegerin. Dekan Bürkle erinnerte in seiner Ansprache an Aenne als Mitglied der Familie, als vertraute Freundin und Wegbegleiterin, als Verlegerin und Wirtschaftswunderfrau.
„Sie hat eine Lücke hinterlassen, die nicht zu füllen ist, dafür war sie zu sehr ein Original - mit ihrem eigenen Charme, ihrem Temperament und ihrem starken Willen.“ Dekan Bürkle zitierte Theologe Dietrich Bonhoeffer, der 1943 aus der Haft im Gestapo-Gefängnis in Berlin schrieb: „Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch nicht versuchen. Man muss es einfach aushalten.“
"Burda Moden" entwickelte sich zur größten Modezeitschrift der Welt
Das klinge zunächst sehr hart, aber es sei doch zugleich ein großer Trost. Denn, indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibe, bleibe man durch sie miteinander verbunden, aber die Dankbarkeit verwandele die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. „Man trägt das vergangene Schöne nicht mehr wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.“
Aus dem kleinen, badischen Offenburg heraus erschuf Aenne Burda mit ihrer Zeitschrift "Burda Moden" und den berühmten Schnittmustern, heute "Burda Style", ein Symbol weiblicher Kreativität und wirtschaftlichen Erfolgs. 1949 gründete sie ihren eigenen Verlag. Mit Mut, Stil und unternehmerischer Weitsicht machte sie Mode für Millionen zugänglich.
"Burda Moden" entwickelte sich rasant zur größten Modezeitschrift der Welt: 1965 knackte das Magazin die Millionengrenze, 1974 erschien es bereits in 18 Sprachen in über 112 Ländern. Ein Meilenstein war 1987 das Durchbrechen des „Eisernen Vorhangs“ und der ersten Burda Moden-Ausgabe als erste westliche Zeitschrift in russischer Sprache in der damaligen Sowjetunion.
„Emanzipation ist Freiheit“
2025 feiern wir 75 Jahre "Burda Style" und das Vermächtnis der Verlegerin, die Frauen weltweit inspirierte. Zum internen Auftakt einer Jubiläumswoche im Helios-Building in Offenburg begrüßte gestern Abend Elisabeth Burda Furtwängler zahlreiche Burda-Kolleginnen und -Kollegen und ehemalige Mitarbeitende von Aenne Burda.
Zum Start gab es eine Diskussionsrunde mit Burda-Biografin Ute Dahmen, Anastasios Voulgaris, Creative Director und Chefredakteur Burda Style, und Zeitzeugin Bernadette Marzluf, frühere Directrice des "Burda Moden"-Ateliers.
Anschließend sprachen im „Unfiltered“-Talk u.a. Model und Unternehmerin Sara Nuru (Gewinnerin der 4. Staffel der Castingshow "Germany‘s Next Topmodel" von 2009) und Elisabteh Varn, Co-CEO des BurdaVerlags über starke Frauen, Unternehmertum und female Leadership: „Kommt ins Handeln, seid mutig, habt keine Angst zu scheitern!“
Hubert Burda gibt das perfekte Schlusswort
Heute wird das Familienunternehmen Burda in 4. Generation von Aennes Enkeln Jacob Burda und Elisabeth Burda Furtwängler geführt. „Für mich war der Tag heute wunderschön. Ich bin sehr dankbar, dass so viele Menschen Aenne gedenken“, sagt Elisabeth Burda Furtwängler, die einst von ihrer Großmutter als „meine Wiedergeburt“ bezeichnet wurde.
„Ja, ich fühle das. Ich habe das früher nicht so genau verstanden mit der ‚Wiedergeburt‘, aber ich glaube, ich verstehe es jetzt, denn ich spüre eine unglaubliche Kraft in mir und ich glaube, die hat meine Großmutter schon damals in mir gesehen. Menschen sterben, ja - aber ihre Energie verschwindet nicht. Ich trage sie weiter in mir.“
Hubert Burda gibt in diesem Sinne den Gästen des Abends auch das perfekte Schlusswort mit auf den Weg: „Diese Kraft, die in Euch allen drin ist – diesen starken ‚Élan vital‘, den Aenne hatte - den sucht in Euch und setzt ihn frei!“