Walpertskirchens Herz für Wildtiere
Michaela Maier erklärt, warum Mähroboter, gestylte Gärten und Gelbe Säcke für Igel zur Bedrohung werden können.
Walpertskirchen - Pflegestationen für Igel – das ist längst mehr als ein Winterthema. Inzwischen brauchen die kleinen Stacheltiere ganzjährig Unterstützung. Die Gründe sind vielfältig, oft aber durch den Menschen hervorgerufen. Wir haben mit Michaela Maier gesprochen, die seit 2020 in Walpertskirchen eine Pflegestelle für Wildtiere führt.
Von Sommerloch kann in Maiers Igelstation keine Rede sein. Rund 80 Igel sind derzeit zu Gast, wie die 64-Jährige berichtet. Sie selbst sei durch eine schwere Verletzung mehrere Monate ausgefallen, sodass nun noch eine Anzahl Winterschlaf-Igel auf die Auswilderung wartet. Und dabei hat die Wurfzeit noch gar nicht angefangen, die den Pflegestellen nochmal einen Zuwachs an hilfsbedürftigen Igeln bringt.
„Die Situation der Igel verschlechtert sich jedes Jahr“, hat Maier festgestellt und benennt neben dem Klimawandel auch die privaten Gärten als Grund. In perfekt gestylten Grünanlagen fänden die Igel immer weniger Insekten als Futter, dazu sind Rückzugsorte Mangelware. Viele ihrer kleinen Schützlinge kommen ausgehungert zur Pflegestelle, wo sie mühsam aufgepäppelt werden.
Demnächst sind in Süddeutschland die ersten Igel-Babys zu erwarten, die ebenso vom akuten Nahrungsmangel bedroht sind. „Die Mütter müssen zur Nahrungssuche weite Wege zurücklegen, werden dabei oft überfahren oder haben einfach zu wenig Milch, da können die Babys kaum überleben“, weiß die erfahrene Tierpflegerin. Auch dem Parasitenbefall sind geschwächte, unterernährte Igel stärker ausgesetzt als gesunde Tiere. Immer wieder gilt es auch verletzte Tiere zu versorgen, die oft durch einen Mähroboter schwere Blessuren davongetragen haben. „Angemähte Igel hatten wir früher durch Sensen oder Motorsensen, doch die heutigen Mähroboter sind viel schlimmer“, meint Maier.
Dosendeckel als Gefahr
Gefährlich für die Igel sei der Betrieb der Mähroboter in der Dämmerung oder in der Nacht, wo die nachtaktiven Tiere durch den Garten streifen. Die Verletzungen werden von der Tierschutz-Tierärztin begutachtet und operiert, wenn noch eine Rettung möglich ist. „Wenn die hinteren Gliedmaßen betroffen sind, kann das Tier auch bei einer Amputation weiterleben“, erklärt sie. Bei einer Amputation der Vorderbeine sieht das anders aus, denn dann könnte der Igel nicht mehr graben und müsste nach dem Auswildern verhungern.
Eine weitere menschengemachte Gefahr sieht die Walpertskirchenerin in den Gelben Säcken. Hier suchen die hungrigen Vierbeiner gern nach Nahrungsresten in den Behältern und neuerdings auch in den Dosen. „Hier können sich die Igel an den scharfen Dosendeckeln das Maul aufschneiden“, warnt Maier aus bitterer Erfahrung. Die Gelben Säcke sollten deshalb möglichst spät erst morgens zur Abholung bereitgestellt werden und an einen Gartenzaun oder -tor gehängt werden, um die Igel fernzuhalten.
Helfen kann man den putzigen Stacheltieren, indem man den Garten möglichst naturnah hält und den Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln vermeidet. Wasserstellen und schattige Unterschlüpfe sind wichtig zum Überleben, totes Holz, Reisig und Laub sollte man nicht gleich entsorgen, denn diese bieten den Igeln ein ideales Winterquartier. Auch ein Igelhäuschen ist für den Winterschlaf willkommen.