+++ Todesfahrt im Newsticker +++ - Taxifahrer stoppte Mannheimer Todesfahrer: „Bin kein Held. Ich bin ein Muslim“
Taxifahrer stoppte Mannheimer Todesfahrer: „Bin kein Held. Ich bin ein Muslim“
17.39 Uhr: Der Taxifahrer, der den Mannheimer Todesfahrer gestoppt hat, möchte dafür nicht gefeiert werden. „Ich bin kein Held. Ich bin ein Muslim“, sagte A. Muhammad, der seinen Vornamen nicht in Medien lesen möchte, bei einem Gespräch mit Oberbürgermeister Christian Specht (CDU). Es sei für ihn selbstverständlich gewesen, einzugreifen und Mitmenschen zu schützen.
Sein Handeln sei von einer religiösen Motivation geprägt gewesen, sagte das Mitglied der Ahmadiyya-Muslimgemeinde, das aus Pakistan stammt. Er wolle mit dem Statement auch ein Zeichen gegen Hass setzen, sagte Muhammad. Und sich dafür einsetzen, dass Mannheim Offenheit und Toleranz bewahre.
Er war nach eigener Aussage am Rosenmontag mit seinem Taxi dem 40-jährigen Deutschen hinterhergefahren, der mehrere Menschen teils tödlich verletzt hatte. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Mannheimer Staatsanwaltschaft erklärten, der Taxifahrer habe nach aktueller Sachlage dazu beigetragen, „den Tatverdächtigen an der Fortführung der Fahrt zu hindern“.
Muhammad sagte, er habe nicht nachgedacht. Sein Herz und seine Religion hätten ihn geleitet. Er habe gehupt und bei offenem Fenster Passanten gewarnt. Er sei dem Auto gefolgt und habe es schließlich gestoppt. Als er die Waffe gesehen habe, die der 40-Jährige dabeihatte, sei er gerannt. Aus Angst, der mutmaßliche Täter könne nun sein Auto kapern, sei er dann wieder zurückgelaufen. Bei der Waffe handelte es sich um eine Schreckschusswaffe.
Specht sagte: „Das war so geistesgegenwärtig und mutig.“ Der Oberbürgermeister dankte Muhammad im Namen der Stadtgesellschaft.
Muhammad lebt den Angaben nach seit 15 Jahren in Mannheim. Seit 2017 sei er deutscher Staatsbürger. Er sei Taxifahrer, Familienvater, Mannheimer, sagte Muhammad. Die Stadt habe ihm viel gegeben.
Nach dem Vorfall habe er gesundheitliche Probleme gehabt. Mittlerweile gehe es ihm besser, sagte Muhammad. Er möchte demnach zurück in sein normales Leben und weiter als Taxiunternehmer für die Menschen da sein.
Mehr Hinweise auf Erkrankung des Täters - keine extremistischen Anhaltspunkte
16.48 Uhr: Nach der Todesfahrt von Mannheim verdichten sich die Hinweise auf eine seit Jahren herrschende psychische Erkrankung des Täters. Das gehe unter anderem aus umfangreichen ärztlichen Unterlagen und zahlreichen Zeugenaussagen hervor, teilten Landeskriminalamt (LKA) und Staatsanwaltschaft mit. „Er befand sich in der Vergangenheit regelmäßig in ärztlicher bzw. psychiatrischer Behandlung, zuletzt im vergangenen Jahr auch stationär“, heißt es unter anderem in einer Mitteilung.
Bei der Suche nach einem Grund für die Tat hat das LKA bislang nach eigenen Angaben keine Anhaltspunkte für ein extremistisches oder politisches Motiv gefunden. Es seien zwar Hinweise auf mögliche Kontakte ins rechtsextreme Milieu aus dem Jahr 2018 bekannt, auch sie seien Teil der Ermittlungen. „Abfragen bei verschiedenen Nachrichtendiensten führten allerdings zu keinen extremismusrelevanten Rückmeldungen“, hieß es weiter. Auch bei den bisher gesichteten Asservaten konnten bislang keine Anhaltspunkte für eine extremistische Gesinnung gefunden werden.
„Datenschutz oder Lebensschutz?“: CDU-Chef will mehr KI-gestützte Überwachung
Mittwoch, 5. März, 11.33 Uhr: Nach der Todesfahrt von Mannheim dringt der baden-württembergische CDU-Partei- und Fraktionschef Manuel Hagel auf den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Polizei. Die KI-gestützte Überwachung müsse auf öffentlichen Straßen und Plätzen ausgebaut werden - auch auf Kosten des Datenschutzes, sagte Hagel beim politischen Aschermittwoch seiner Partei in Fellbach (Rems-Murr-Kreis).
Hagel plädierte auch für mehr Befugnisse bei der Nutzung von KI in der Strafverfolgung, etwa bei der Speicherung von IP-Adressen, beim automatisierten Erkennen von Gesichtern an risikoreichen Orten. „Wir können uns diese Diskussionen nicht mehr leisten“, sagte Hagel vor rund 1.500 Anhängern seiner Partei. „Was ist denn jetzt wichtiger: Datenschutz oder Lebensschutz?“
Haftbefehl nach Mannheimer Todesfahrt erlassen
18.51 Uhr: Gegen den Todesfahrer von Mannheim ist Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes erlassen worden. Das teilten die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mit.
Ermittler werten Zettel aus
15.53 Uhr: Einen Tag nach der Bluttat von Mannheim mit zwei Toten laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Die Vernehmung des Tatverdächtigen wurde für Dienstag angestrebt, wie das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart mitteilte. In dem Auto, mit dem der 40-Jährige am Montag durch die Fußgängerzone gerast sein soll, wurde ein Zettel mit Notizen gefunden, der nun ausgewertet wird.
Der Deutsche aus dem rheinland-pfälzischen Ludwigshafen kam nach seiner Festnahme zunächst in ein Krankenhaus. Er hatte sich womöglich mit einer Schreckschusspistole selbst in den Mund geschossen. Inzwischen wurde er dem LKA zufolge aber aus dem Krankenhaus entlassen und kam in Polizeigewahrsam. Laut Mannheimer Staatsanwaltschaft gab es konkrete Anhaltspunkte dafür, dass er psychisch krank ist.
Der gefundene Zettel werde geprüft, teilte eine LKA-Sprecherin mit. Ausgewertet werde, ob er von dem mutmaßlichen Täter stamme und ob er relevant für die weiteren Ermittlungen sei - beispielsweise auf Hintergründe zur Tat oder zur Motivation schließen lasse.
Der 40-Jährige ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen eines Hasskommentars unter einem als rechtsextrem eingestuften Bild im Onlinedienst Facebook. Trotz dieser Vorstrafe aus dem Jahr 2018 schloss die Staatsanwaltschaft ein politisches Motiv zunächst aus.
54-jähriges Opfer war jahrelang in einem Musikverein tätig: „Bin einfach nur geschockt“
14.04 Uhr: Der 54-jährigen Mann, der bei der Amokfahrt sein Leben verloren hat, war jahrelang in einem Musikverein im Neckar-Odenwald-Kreis engagiert. „Ich bin einfach nur geschockt", sagt die Ortsvorsteherin gegenüber den „Fränkischen Nachrichten“. Ein Dirigent der Gruppe sagt weiter: „Es ist ein großes Loch in unsere Gruppe gerissen worden. Es wird eine Riesen-Aufgabe, das aufzuarbeiten.“
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) rief am Tag danach dazu auf, sich von der Tat nicht einschüchtern zu lassen. „Wichtig ist nach solchen Ereignissen, dass wir, so gut es möglich ist, immer wieder in unseren normalen Alltag zurückkehren“, sagte er beim traditionellen Froschkuttelnessen der Narrenzunft Gole in Riedlingen.
Täter nicht mehr in der Klinik - „Werden ihn heute vernehmen“
09.06 Uhr: Die Ermittler im Fall der Todesfahrt von Mannheim haben bis in die späten Abendstunden des Rosenmontags die Wohnung des Festgenommenen in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) durchsucht. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurden einige nicht näher erläuterte Dinge sichergestellt, die jetzt erst noch ausgewertet werden sollen.
Der des zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes verdächtige 40 Jahre alte Todesfahrer von Mannheim soll heute vernommen werden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist der aus Ludwigshafen stammenden Deutsche nicht mehr in der Klinik, sondern in Polizeigewahrsam. „Wir werden ihn heute vernehmen“, sagte der Chef des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger. Von der Vernehmung erhofft sich die Polizei Erkenntnisse über Motiv und Hintergründe der Tat.
Amokfahrer raste an Mannheims Polizei-Chefin vorbei
08.18 Uhr: Die Mannheimer Polizeipräsidenten Ulrike Schäfer war um 12.14 Uhr selbst in der Fußgängerzone unterwegs, als das Auto des Täters mit schneller Geschwindigkeit vorbeiraste. „Ich wusste sofort, da stimmt etwas nicht. Der Wagen fuhr einfach ungebremst weiter, mitten durch die Menschen", sagte Schäfer.
Schäfer selbst alarmiert mit ihrem Handy ihre Beamten. „Bei dem ersten Notruf auf der Leitstelle war nicht klar, ob es sich um einen Unfall oder Absicht handelte. Das konnte ich sofort klarstellen und auch sofort Hinweise auf den Fluchtwagen geben, weil der Amokfahrer ja weiter fuhr", sagt Schäfer. Auch dank ihrer Einschätzung waren in kürzester Zeit viele Polizisten vor Ort.
„War in letzter Zeit sehr komisch“: Bekannte hatte kurz vor der Tat noch Kontakt zum Täter
Dienstag, 4. März, 07.34 Uhr: Noch eine halbe Stunde vor der Tat habe der Täter noch Kontakt zu seinen Freunden gehabt. Gegenüber „Bild“ sagt eine der Bekannten. „Er war in letzter Zeit sehr komisch. Er hat einfach ins Leere gestarrt und dann wie aus dem Nichts angefangen zu lachen.“
Wie die „Bild“ weiter berichtet, sei der Mann wegen Straftaten im rechten Spektrum polizeibekannt gewesen und habe in den sozialen Medien verfassungsfeindlichen Inhalten gepostet. Im August 2024 habe er sich mit Benzin übergossen und wollte sich anzünden. Sein Ziel sei gewesen, sich in das Krankenhaus „Guten Hirten“ in Ludwigshafen einweisen zu lassen.
Aufgrund der Ereignisse in Mannheim wurden die Fastnachtsumzüge in Heidelberg, Schwetzingen und Brühl am heutigen Dienstag abgesagt.
Mysteriöser Zettel mit Formeln im Auto des Täters
21.13 Uhr: Der „Stern“ zeigt einen Zettel, der hinter der Windschutzscheibe des Fords lag, mit dem der Täter mehrere Passanten überfahren hat. Darauf sind neben zwei Herzen und einem Smiley mathematische Formeln zur Berechnung von Brems- und Anhaltewegen zu lesen. Außerdem wurden darauf ein Strichmännchen, eine Straße und ein Auto gezeichnet. In der linken unteren Ecke ist ein Pfeil nach links mit der Beschriftung „links“, in der rechten Ecke ein entsprechender Pfeil mit Beschriftung für die andere Richtung.
Die Ermittler wurden auf ihrer Pressekonferenz von einer „Stern“-Reporterin nach dem Zettel gefragt. Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer wusste nichts von dem Papier, LKA-Präsident Andreas Stenger sah darin zunächst keine Relevanz (siehe Eintrag um 20.34 Uhr).
Die Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft im Tickerprotokoll
- Ermittler haben „konkrete Anhaltspunkte für psychische Erkrankung des Täters“ (20.10 Uhr)
- Täter hatte Vorstrafenregister (20.22 Uhr)
- Fußgängerzone war nicht mit Pollern gesichert (20.28 Uhr)
- Todesopfer sind 83-jährige Frau und 54-jähriger Mann (20.36 Uhr)
- Todesfahrer lebt wohl allein und ist Landschaftsgärtner (20.43 Uhr)
20.49 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet.
20.43 Uhr: Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter allein gelebt hat. Er sei Landschaftsgärtner und habe keine Kinder.
20.36 Uhr: Die Todesopfer sind eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann, erklärt Stenger. Er habe keine genauen Angaben dazu, ob und wie viele Kinder unter den Verletzten sind.
20.34 Uhr: Eine Reporterin fragt nach einem Zettel, der in der Windschutzscheibe gefunden worden sein soll. Schäfer kann nicht bestätigen, dass der Taxifahrer den Täter gestoppt haben soll. Sie wisse nur, dass dieser Hinweise gegeben hat. Es sei „schwierig zu beantworten“, ob es konkrete Sicherheitsvorkehrungen gegeben hat. Zu einem Zettel sei ihr nichts bekannt. „Wenn es den Zettel gab, werden wir das herausfinden. Aber er scheint nicht so bedeutend zu sein“, sagt auch der LKA-Präsident.
Fußgängerzone war nicht mit Pollern gesichert
20.28 Uhr: Schäfer sei zufällig „unmittelbare Zeugin“ gewesen. Der Fahrer sei mit hoher Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone gefahren und habe dabei mehrere Menschen erfasst. „Es sind keine Schüsse gefallen“, stellt sie klar. Die „Bild“ hatte zuvor berichtet, dass der Täter auf einen Taxifahrer geschossen haben soll.